Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
Dinge achten, und Marcus das Wiesel achtete auf derartige Dinge. Wie sich herausstellte, hatte Jefe außerdem noch ein paar Tausend Dollar in den Taschen gehabt, und nun konnte Marcus die nächsten Monate auf Jefes Rechnung trinken.
Marcus hatte sich ein ziemlich hübsches Zimmer im Hotel Santa Mondega International gebucht. Er hegte nicht die Absicht, länger hier zu wohnen, schließlich war das Zimmer teuer, doch ein paar Tage eines Lebens voller Luxus würden ihm guttun. Marcus hatte sich eine Abwechslung verdient. Verdammt, er hatte es wirklich verdient, sich für eine Weile verwöhnen zu lassen.
Es war beinahe zwei Uhr nachmittags, und er hatte die Vorhänge immer noch nicht geöffnet. Er saß einfach nur faul in seinem riesigen Doppelbett im Hotelzimmer und trug noch immer die schwarze Lederhose vom Abend zuvor sowie ein ehemals weißes Netzhemd. Der Fernseher war praktischerweise direkt vor ihm an der gegenüberliegenden Wand positioniert, und die Flasche Whisky stand bequem auf dem Nachttisch, direkt in Griffweite, falls er einen weiteren Schluck daraus nehmen wollte. Das war das pralle Leben, so viel stand fest. So stellte sich Marcus das Wiesel den Himmel vor, oder zumindest ein Leben als König. Er saß auf dem Bett und sah auf einem der obskuren Satellitenkanäle die zweite Doppelfolge von B. J. und der Bär , als es leise an der Tür klopfte.
»Zimmerservice«, sagte eine leicht dumpf klingende Frauenstimme durch die Tür hindurch.
»Ich hab keinen Zimmerservice bestellt.«
Eine kurze Pause. »Also ich, äh, ich bin wirklich das Zimmermädchen. Ich bin hier, um das Bett zu machen und aufzuräumen.«
Marcus griff unter das Kopfkissen und zog seine Pistole hervor. Die Waffe lag immer unter dem Kissen (oder was ihm für die Nacht als Kissen diente), nur für den Fall. Und seit dem vergangenen Abend war Marcus in ganz besonders paranoider Stimmung. Er war vorsichtiger als je zuvor aus Angst, Jefe könnte ihn finden und furchtbare Rache üben für den Diebstahl seiner Geldbörse und – wichtiger noch – des blauen Steins.
Marcus stieg aus dem Bett und taumelte zur Tür, während ihm zum ersten Mal bewusst wurde, wie viel er am Abend vorher tatsächlich getrunken hatte. Plötzlich dämmerte ihm auch, dass er nach Alkohol stank und seine Kleidung dringend gewaschen werden musste – doch seine unmittelbare Sorge galt der Frage, ob es tatsächlich das Zimmermädchen war, das so beharrlich an seiner Tür klopfte. Wenn man in Santa Mondega jemandem eine Geldbörse voller Scheine und einen wertvollen blauen Stein gestohlen hat, achtet man besser für ein paar Wochen – oder auch länger – auf alles, was hinter einem passiert.
Er zielte mit der Pistole auf die Tür, während er durch den Spion nach draußen starrte. Im Gang stand eine hellhäutige junge Frau Anfang zwanzig in der typischen schwarzen Zimmermädchen-Uniform mit weißer Schürze. Sie sah harmlos aus, und er schob die Pistole in den Bund seiner Lederhose, um die Tür zu öffnen – ohne fürs Erste die Sicherheitskette zu lösen.
»Guten Tag, Mister … Jefe, richtig?«, fragte das Zimmermädchen. Sie las den Namen von einem Stück Plastik in der Hand ab. Marcus erinnerte sich, dass er in der Nacht mit Geld aus der Börse von Jefe bezahlt hatte. Offensichtlich hatte er dem Portier hinter dem Schalter Jefes Führerschein als Identitätsnachweis vorgelegt.
»Ja, Jefe, das bin ich. Sie möchten also reinkommen und sauber machen, richtig?«
»Ja, bitte, Mister Jefe. Aber nur, wenn es Sie nicht stört.«
Marcus löste die Kette vor der Tür und öffnete, um das Zimmermädchen einzulassen.
»Kommen Sie rein, Süße. Wie heißen Sie?«
»Kacy.« Sie lächelte, ein richtig süßes Lächeln, das jedes Mannes Herz zum Schmelzen bringen konnte.
Marcus’ Herz schmolz rasch.
Dieses Mädchen, diese Hotelangestellte vor ihm war absolut unwiderstehlich. Es war nicht, dass er noch immer die Bierbrille aufgehabt hätte – dieses Mädchen war einfach das Süßeste, was er seit langer, langer Zeit gesehen hatte. Sie sah aus, als würde Butter in ihrem Mund nicht schmelzen, und sie hatte großartiges Haar. Das Wiesel war ein großer Bewunderer weiblicher Haare. Gute Haare standen ganz hoch oben auf der Liste der Attribute, die eine mögliche Partnerin mitbringen sollte. Dieses Mädchen hatte seidiges, schulterlanges dunkles Haar. Richtig dunkel. Die meisten Kerle in Santa Mondega waren verrückt nach Blondinen, weil sie in dieser Gegend so
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