Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
die Liste gesehen?«
Die Bibliothekarin schniefte, und es sah aus, als würde sie jeden Augenblick anfangen zu weinen.
»Nein. Aber als er wieder weg war, habe ich nachgesehen, wonach er gesucht hat. Er hat die Namen sämtlicher Leute herausgesucht, die das Buch ohne Titel ausgeliehen hatten.«
Allmählich ergab für Miles Jensen alles einen Sinn. Bourbon Kid hatte die Namen sämtlicher Leute gefunden, die das Buch gelesen hatten, und sich an ihre Fersen geheftet, um sie zu töten, auch wenn damit der Tod der beiden Garcias nicht erklärt war. Oder der von Elvis. Doch Jensen hatte noch eine Frage.
»Mrs. Price, kannten Sie ein Ehepaar namens Thomas und Audrey Garcia?«
Ulrika nickte und schniefte noch ein wenig mehr. »Ja. Audrey ist manchmal in die Bücherei gekommen. Sie hat nie Bücher ausgeliehen, sondern hier in den Leseecken gelesen. Ich glaube, sie hat auch das Buch ohne Titel gelesen, vor ein paar Monaten erst.«
»Ich verstehe. Und das haben Sie dem Mann mit der Kapuze gesagt?«
»Nein. Ich habe ihm überhaupt nichts gesagt.«
»Okay. Ich danke Ihnen, Mrs. Price«, sagte Jensen, nahm den Ausweis und die Büchereikarte von John Creasy an sich und steckte sie zurück in seine Innentasche. »Hören Sie, mein richtiger Name ist Miles Jensen. Detective Miles Jensen.« Er zückte sein Abzeichen und zeigte es ihr, bevor er fortfuhr. »Sollte Ihnen noch irgendetwas einfallen, von dem Sie glauben, dass ich es wissen sollte, ganz gleich, wie trivial es Ihnen erscheinen mag, rufen Sie mich im Polizeihauptquartier von Santa Mondega an, haben Sie verstanden? Und falls ich nicht da bin, fragen Sie nach einem Beamten namens Detective Archibald Somers.«
Ulrika hob erneut eine Augenbraue. »Archie Somers? Ist er wieder zurück im Dienst?«
»Ja. Sozusagen. Sie kennen ihn?«
»Selbstverständlich. Dieser Mann hat die Ermittlungen der Bourbon-Kid-Morde völlig durcheinandergebracht. Er ist der Grund, dass der Killer meines Mannes niemals gefasst wurde!«
»Ich werde den Killer Ihres Mannes finden, Mrs. Price. Tatsache ist, Archie Somers ist eine große Hilfe. Er weiß eine Menge über die Vergangenheit dieses Falles. Aber seien Sie versichert, ich leite die Ermittlungen. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass diesmal nichts durcheinandergebracht wird.«
Ulrika lächelte ihn an, als wäre Jensens Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten ein Trost.
»Danke sehr«, flüsterte sie.
»Kein Problem. Passen Sie auf sich auf, Mrs. Price.«
Jensen verließ die Bücherei tief in Gedanken versunken. Während er die Vordertür durchschritt und auf die Straße trat, nahm Ulrika Price den Telefonhörer zur Hand und tätigte einen Anruf. Es läutete nur einmal, bevor abgenommen wurde.
»Hallo?«, sagte eine Stimme. Mehr nicht.
»Hallo, ich bin es. Ulrika aus der Bücherei … Miles Jensen war gerade bei mir … Ja. Ich habe ihm genau das gesagt, was Sie mir aufgetragen haben … Jawohl. Wortwörtlich .«
Vierunddreißig
»Peto! Wach auf! Wach auf, ich bin es, Kyle! Ist alles in Ordnung?«
»Was ist passiert? Oh, mein Kopf! Aua!«
Petos Kopf pochte, als wäre er von einem Zug gestreift worden. Wo zur Hölle war er überhaupt? Er konnte nichts sehen außer Kyles Gesicht über sich inmitten eines klaren weißen Himmels. Es fühlte sich an, als läge er im Gras, doch warum? Und wie war er hierhergekommen?
»Er hat dich in der ersten Runde k.o. geschlagen, wie wir es geplant hatten«, sagte Kyle und grinste zu ihm herab. »Du hast saubere Arbeit geleistet. Es sah aus wie echt. Aber du hättest wenigstens ein paar Mal zurückschlagen können, bevor du zu Boden gegangen bist.«
»Hä? Was?«
»Komm schon, Peto. Du kannst jetzt aufhören damit. Jetzt sieht uns niemand mehr zu.«
»Kyle, wo bin ich?«
»Wir sind draußen. Beim Arzt.«
Peto drehte den Kopf nach links. Ein Krankenwagen parkte ein paar Meter abseits, und ein Arzt in weißem Kittel mit einem Stethoskop um den Hals stand mit dem Rücken an den Wagen gelehnt und grinste ihn an. Petos Körper fühlte sich an wie ein totes Gewicht, und er war nicht sicher, ob er sich würde bewegen können, wenn er es versuchte.
Er roch die frische Luft und sah, dass er auf sandigem Grasboden vor einem großen Zelt lag, doch die Ereignisse, die dazu geführt hatten, waren ihm immer noch schleierhaft. Sehr schleierhaft sogar.
»Ist das das Zelt mit dem Boxring?«, fragte er.
»Ja. Aber hör jetzt auf damit, okay?«, sagte Kyle ungeduldig. »Wir treffen uns gleich mit
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