Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
diesem netten Rodeo Rex auf einen Drink, schon vergessen?«
» Netten Rodeo Rex? Er hätte mich fast umgebracht ! Der Mann ist ein gefährlicher Psychopath!«
Kyle hatte bis zu diesem Moment nicht begriffen, dass sein Mönchsbruder möglicherweise ernsthaft verletzt war. Jetzt dämmerte es ihm.
»Hä? Scheiße, du hast nicht so getan als ob?«
»Scheiße, nein! Hab ich vielleicht ausgesehen, als hätte ich getan als ob? Der Kerl hat mir fast den Kopf von den verdammten Schultern gehauen! Scheiße!« Ein neuer Gedanke zuckte durch seinen Kopf. »Hab ich noch alle Zähne?«
Kyle war bereit, für den Augenblick über das Fluchen hinwegzusehen, bis Peto die Fassung zurückerlangt hatte.
»Ja«, sagte er. »Offensichtlich hat Rodeo Rex den Schlag ein wenig abgebremst, um dir auch ja keine Zähne auszuschlagen. Nett von ihm, meinst du nicht?«
»O ja, furchtbar nett! Kauf dem Scheißkerl einen Drink! Verdammte Scheiße, mein Kopf! Oh, mein Kopf. Scheiße!«
Die Amnestie für das Fluchen war vorbei. Kyle hatte so viel toleriert, wie er zu ertragen imstande war. »Könntest du mit dem Fluchen aufhören bitte? Ich finde, es ist höchst überflüssig.«
» Scheiße , lass du dir doch mal von diesem Rodeo Rex eins in die beschissene Fresse hauen! Mal sehen, wie du dich dann fühlst, du Scheißkopf !«
Peto setzte sich kerzengerade auf und funkelte den anderen Mönch an. Die plötzliche Bewegung ließ ihn sich schwindlig fühlen, und er verbrachte die nächsten Sekunden damit zu blinzeln, was das Zeug hielt. Kyle hatte zwar Mitgefühl wegen der Prügel, die Peto bezogen hatte, doch das aggressive Verhalten des anderen behagte ihm nicht im Mindesten.
»Hey, beruhige dich!«, befahl er.
»Ich bin ruhig! Ich bin ganz ruhig! Sehe ich nicht ruhig aus?«
»Nein.«
»Nun, dann nehmen wir eben an , dass ich ruhig bin, okay?«
»Meinetwegen.«
Kyle half dem Novizen auf die Beine und verbrachte die nächsten Minuten damit, ihm zu zeigen, wie man läuft. Nachdem Petos Kopf genügend klar geworden war, gingen sie langsam zu einem nicht weit abseits stehenden großen Bierzelt.
Zeit für ein Glas Wasser.
Fünfunddreißig
Rodeo Rex badete in der Aufmerksamkeit der Menge. Sie liebte ihn, und er liebte sie dafür. In all der Aufregung und Hektik war Sanchez irgendwie sein Ringassistent geworden. Das war möglicherweise die größte Ehre, die dem Barmann der Tapioca Bar jemals zuteil geworden war. Er kannte Rex bereits seit vielen Jahren, denn der berühmte Kämpfer kehrte oft im Tapioca auf einen Drink ein, wenn er in der Stadt war. Er war nie länger als ein paar Wochen am Stück in Santa Mondega, doch wenn er da war, brachte er Leben in die Bude. Er erzählte großartige Geschichten, bei denen es in der Regel darum ging, dass er irgendjemandem eine Tracht Prügel verpasste oder sich mit einer ganzen Bande von Halunken herumschlug, um das Herz einer wunderschönen Frau zu gewinnen.
Er hatte gerade seinen vierten K.o.-Sieg nach Peto gefeiert, und es sah allmählich danach aus, als wollte ihn niemand mehr herausfordern. Sanchez stand mit einem Fuß auf dem unteren Seil des Rings und reckte sich, um mit dem Handtuch den Schweiß von der Stirn des riesigen Kämpfers zu wischen, während sie auf den nächsten Freiwilligen warteten.
»Bist du nur wegen der Kämpfe in die Stadt gekommen, oder hast du auch geschäftlich in Santa Mondega zu tun?«, fragte Sanchez, und ihm wurde bewusst, dass er mehr außer Atem schien als Rodeo Rex.
»Geschäftlich. Das hier ist nur ein schnelles Aufwärmtraining für etwas, das ich später noch vor mir habe.«
»Legst du jemanden um, den ich kennen sollte?«
Sanchez wusste nicht genau, womit Rex seinen Lebensunterhalt verdiente, doch es schien, dass er eine Menge Leute umbrachte. Er war sicher ein Kopfgeldjäger oder irgendwas in der Art, auch wenn er in den meisten seiner Geschichten nicht für andere tötete, sondern weil es ihm Spaß machte.
»Selbst ich weiß noch nicht, wen ich diesmal erledigen werde. Aber das macht die Sache ja so spannend.« Er zögerte und musterte den anderen Mann eingehend. »Irgendwas passiert in Santa Mondega in letzter Zeit, wovon ich erfahren sollte?«
Rex zeigte keine Spur von Müdigkeit, obwohl er innerhalb der letzten zwanzig Minuten fünf Kämpfe absolviert hatte. Er war gut gelaunt, und so spürte Sanchez ein nicht geringes Bedauern, ihn über eine Reihe von Neuigkeiten informieren zu müssen, die seiner Stimmung mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Dämpfer
Weitere Kostenlose Bücher