Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
Zeit, um das Buch des Todes dorthin zurückzulegen, wo er es hergenommen hatte, ohne dass Ulrika Price ihn dabei sah, und er hatte unter gar keinen Umständen vor, es offiziell auszuleihen und seinen Namen auf der Ausleihliste wiederzufinden. Er warf einen letzten langen Blick auf die aufgeklappte Seite, bevor er das Buch schloss. Seine Augen hatten ihn definitiv nicht getäuscht. Die Liste der Namen von Toten ging bis zum 1. November – das Datum des nächsten Tages. Und die Namen waren Namen von Leuten, die noch unter den Lebenden weilten und sich bester Gesundheit erfreuten.
Bevor er Zeit hatte, die kurze Liste von Namen unter dem Datum des nächsten Tages zu verdauen, hörte er Ulrika Price mit stampfenden Schritten in seine Richtung kommen. Sie hatte es offensichtlich eilig. Scheiße! Er überlegte hektisch, wo er das Buch verstecken konnte. Unter dem Hemd? Nein, viel zu offensichtlich. Und weil keine Zeit war, um über eine bessere Lösung zu grübeln, steckte er es sich hinten in seine Jogginghose. Es war verdammt gerissen, dass er Jogginghosen anhatte anstatt der gewöhnlichen Jeans. Mit einer Jeans wäre es unmöglich gewesen, ein so großes und dickes Buch hinter dem Rücken zu verstecken. So jedoch sah es für jedermann aus, als hätte er einen riesigen Hintern in der Form eines Buches. Im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Riesenhintern, der nicht wie ein Buch geformt war, sondern wie ein Hintern. Sozusagen.
Die Chefbibliothekarin musste jeden Moment um die Ecke kommen, deswegen riss Sanchez blindlings das nächste gebundene Buch aus einem Regal zu seiner Linken und ging damit schwerfällig zu der Stelle, von der er glaubte, dass Miss Price dort auftauchte.
Und tatsächlich, nur ein paar Sekunden später erschien ihr Gesicht hinter der Ecke eines Gangs. Sie sah so irritiert aus wie eh und je, als sie ihn über den Rand ihrer Brille hinweg musterte. »Sanchez, was machen Sie hier hinten?«, schnappte sie. »Masturbieren Sie etwa?«
»Nein!«, erwiderte Sanchez in ehrlicher Empörung. »Wie können Sie es wagen, mir so etwas zu unterstellen!«
»Hmmm. Schon gut«, sagte Miss Price, auch wenn das Misstrauen noch nicht völlig aus ihrer Stimme verschwunden war. »Wir schließen in fünfzehn Minuten; könnten Sie sich also bitte ein wenig beeilen und sich für ein Buch entscheiden?«
»Ich hab schon eins«, lächelte Sanchez und hielt ihr das Buch entgegen, das er soeben willkürlich aus dem Regal gezerrt hatte.
»Sehr schön. Also gut dann. Kommen Sie mit nach vorn. Tragen wir das Buch ein, und dann gehen Sie. Ich möchte, dass Sie verschwinden. Es ist Halloween, und ich möchte zu Hause sein, bevor die betrunkenen Hooligans in der Bibliothek auftauchen.«
»Sicher.« Sanchez atmete erleichtert auf und folgte der Bibliothekarin zu ihrem Arbeitsplatz. Das Buch in seiner Jogginghose fühlte sich unbequem und sperrig an und ließ ihn ziemlich unnatürlich gehen – fast so, als hätte er sich in die Hosen geschissen.
Er ließ Ulrika Price ein gutes Stück vorgehen, um sicher zu sein, dass sie seinen eigenartigen Gang nicht bemerkte. Nachdem sie die Klappe im Tresen hochgehoben und sich hinter dem Schalter an ihren Schreibtisch gesetzt hatte, richtete sie den Blick auf ihren Computer. Sanchez stand auf der anderen Seite des Schalters und grinste sie breit an, während er sich insgeheim gratulierte, dass er das große Buch so geschickt im Hosenboden seiner Jogginghose versteckt hatte. Das einzige Problem bestand nun darin, dass er rückwärts aus der Bücherei gehen musste, damit Miss Price seinen buchförmigen Hintern nicht sehen konnte.
Er legte das Buch, das er so achtlos aus dem Regal gezerrt hatte, vor sich auf den Tresen und wartete darauf, dass sie es als ausgeliehen in ihrem Computer vermerkte. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, nach dem Titel zu sehen, als er es ausgewählt hatte, und als er nun zum ersten Mal den Titel auf dem Einband las und sah, dass auch Ulrika Price ihn bemerkt hatte, wand er sich innerlich.
The Gay Man’s Guide to Anal Sex – Schwulenratgeber für Analsex.
Verdammt. Wie dämlich ist das denn ?, dachte er bei sich.
Mit geschürzten Lippen trug die Bibliothekarin die Ausleihe des Titels unter Sanchez’ Namen ein und schob ihm das Buch behutsam über den Tresen hin. Zu seinem Ärger spürte er, wie er vor Verlegenheit puterrot anlief. Doch das ließ sich nicht ändern, und so nahm er das Buch an sich, und indem er Ulrika Price angrinste wie ein
Weitere Kostenlose Bücher