Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
letzten Jahre eine Menge Zeit in die Pflege von Jessica investiert, und wenn dieses Buch (oder eine neue Ausgabe davon) zufällig wieder im Regal stand, dann konnte es ihm vielleicht den einen oder anderen Hinweis liefern, was zum Teufel der Bourbon Kid dagegen hatte, dass irgendjemand dieses verdammte Buch las. Wichtiger noch, es würde vielleicht offenlegen, was zum Teufel er gegen Jessica hatte. Und ganz vielleicht auch ein paar Informationen liefern, wer sie war.
Was Sanchez dann fand, war ein anderes Buch vom gleichen Autor.
Es war reiner Zufall. Einfach, indem er in der Abteilung für Nachschlagewerke unter A für Anonym suchte, fand er überraschend schnell ein Buch mit dem Titel Das Buch des Todes . Kein Autor wurde genannt. Er zog es aus dem Regal in der Absicht, einen schnellen Blick auf den Klappentext auf der Rückseite zu werfen und herauszufinden, worum es ging. Es wog überraschend schwer in seinen Händen. Es war sehr dick, es war sehr steif, und es war sehr alt. Und es war so morsch, dass es in seinen Händen zu zerbröckeln drohte.
Der Klappentext auf der Rückseite war nicht halb so aufregend, wie es der Titel vermuten ließ. Ein handgeschriebenes Blatt bemerkte in verblasster Tinte, dass das Buch die Namen von einer ganzen Menge toter Leute mitsamt ihren jeweiligen Todestagen enthielt. Schätze, es ist ein Logbuch von einem Leichenschauhaus oder einem Krematorium oder so was , sinnierte Sanchez.
Er schlug das Buch auf, blätterte durch die ersten Seiten, und gleich als Erstes stachen ihm zwei ziemlich dämliche, handgeschriebene Namen ins Auge. Ra und Osiris. Fast reichte es aus, um den dicken Schinken wieder ins Regal zurückzuschieben, doch nachdem Sanchez die halbe Stadt durchquert hatte, um in der Bibliothek zu recherchieren, räumte er dem Buch eine letzte Chance ein. Er blätterte weiter bis zu den Seiten am Ende in der Hoffnung, dort vielleicht die Namen von Leuten zu finden, die er kannte. Die Eintragungen waren immer noch alle handschriftlich, doch die Seiten waren jetzt oben mit einem Datum versehen. Er wollte das Buch endgültig zurückstellen, als ihm die Idee kam, dass es interessant wäre herauszufinden, wie aktuell die jüngsten Eintragungen waren. Er blätterte ganz nach hinten und fand reichlich leere Seiten. Also blätterte er zurück, bis er die letzte beschriebene Seite fand. Und dort stand tatsächlich das aktuelle Datum, 31. Oktober, oben links am Seitenrand. Und die Toten des Tages waren ebenfalls bereits eingetragen. » Heilige Scheiße! «, flüsterte er ein wenig lauter, als es für eine Bücherei angemessen gewesen wäre. »Das ging aber schnell!«
Er spürte, dass er Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, und so schlich er mit dem Buch den Gang hinunter bis zu einer stilleren Ecke mit Büchern, die kaum jemals das Interesse eines Lesers fanden. Dort klappte er seinen Fund wieder auf und nahm die Namen auf der letzten Seite genauer in Augenschein.
Es gab Eintragungen für Igor den Beißer und MC Pedro und ein paar der anderen Werwölfe, die in der Tapioca Bar gewesen waren, als der Bourbon Kid aufgetaucht war. Verdammte Werwölfe. Dreckiger Abschaum. Die Stadt ist besser dran ohne dieses Pack , sinnierte er. Trotzdem, es war sehr beeindruckend. Die Werwölfe waren erst ein paar Stunden zuvor gestorben, und schon jetzt waren ihre Namen hier verzeichnet. Wie zum Teufel konnte irgendjemand dieses Buch so schnell aktualisieren?
Er ging die Liste mit Namen weiter durch und spürte, wie ihn plötzlich ein kalter Schauer überlief. »Das ist vielleicht eigenartig!«, entfuhr es ihm, erneut viel zu laut. Erschrocken über seine eigene Stimme hob er den Blick und sah sich um. Durch Lücken in den Regalen entdeckte er Ulrika Price, die, aufmerksam geworden, in seine Richtung starrte. Sie hatte ihn offensichtlich gehört. Ihre Blicke begegneten sich für einen Moment, und sie blinzelte hinter ihren Brillengläsern. Dann erhob sie sich von ihrem Platz. Scheiße! Diese dämliche Kuh kommt hierher!
Sanchez vermochte das plötzliche Gefühl von Paranoia nicht zu unterdrücken, das ihn überkam. Diese gehässige alte Vettel war eine der Hauptverdächtigen gewesen während der Befragungen wegen der Morde an den vielen Menschen, die Das Buch ohne Namen ausgeliehen und gelesen hatten. Die Behörden hatten den – niemals bewiesenen – Verdacht gehegt, dass sie diejenige gewesen war, die dem Killer alle Namen gegeben hatte.
Geistesgegenwart war gefragt. Es war nicht genügend
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