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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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verzeiht, die ich vernichtet habe, und all das Böse, das ich getan habe.«
    Das Geräusch einer sich öffnenden Tür im Hintergrund unterbrach das Zwiegespräch und vermittelte den beiden Männern ein Gefühl von Dringlichkeit. Beide wollten, dass die Beichte so schnell wie nur irgend möglich vorbei war. Das Eintreffen eines unbeteiligten Dritten war mehr als genug Entschuldigung, die Dinge voranzutreiben.
    »Ja, mein Sohn, gehe hinaus in die Nacht. Gott der Herr wird dir verzeihen.«
    »Sind Sie sicher, Vater? Sollte ich mich jetzt irgendwie anders fühlen?«
    »Morgen früh, mein Sohn. Morgen früh wirst du dich anders fühlen. Wenn du morgen früh wieder aufwachst, wirst du wissen, dass Gott der Herr dir vergeben hat.«
    »Danke sehr, Vater.«
    »Der Friede sei mit dir, mein Sohn.«
    Eine Windbö wehte durch die Kirche, als Vater Papshmir den Mittelgang hinunter zum Beichtstuhl schritt. Er bemerkte die verhüllte Gestalt, die er bereits vor mehreren Minuten von seinem Fenster aus gesehen und die kurz vor ihm das Gotteshaus betreten hatte. Papshmir stieß einen ärgerlichen Seufzer aus. Nachdem er sich die ganze Mühe gemacht und seine vollständige Robe angelegt hatte, war der Mann nicht lange genug in der Kirche geblieben, um zu beichten. Oder doch?
    Unter dem Vorhang in der Priesterkabine des Beichtstuhls bemerkte Vater Papshmir ein Paar weißer Turnschuhe. Ein Paar Turnschuhe, das er nur zu genau kannte.
    »Josh!«, befahl er matt. »Komm sofort da raus.«
    Der Vorhang wurde beiseitegeschlagen, und das blasse, angstvolle Gesicht eines fünfzehnjährigen Jungen blickte zu ihm auf. Er zitterte, als er sich auf die Beine mühte und die Kabine verließ. Der Junge war so verängstigt, dass er kaum reden konnte. Es war ihm gelungen, seine Angst im Zaum zu halten, während er erfahren hatte, dass er gegenüber dem produktivsten Massenmörder von Santa Mondega saß, doch jetzt war er in einem furchtbaren Zustand. Er sah aus, als hätte er einen Schock erlitten, so sehr, dass der Anblick des Priesters vor ihm in seiner dunklen Robe tatsächlich etwas Beruhigendes hatte.
    »Hast du schon wieder anderer Leute Beichte gehört?«, schimpfte Vater Papshmir mit erhobenem Zeigefinger, außerstande, seine Verärgerung unter Kontrolle zu halten. »Wie oft habe ich dir bereits gesagt, dass du das nicht darfst? Messdiener können Beichtenden keine Erlösung von ihren Sünden versprechen. Die Beichte dieses Mannes ist nichts wert, wenn du sie anhörst und nicht ich.«
    »Entschuldigung, Vater.« Der Junge sah jämmerlich aus, ein Bild des Elends, wie er zitternd in seiner Schuluniform vor Papshmir stand.
    »Du bist derjenige, der eigentlich beichten müsste, weißt du das? Es ist eine Sünde, sich als Priester auszugeben.«
    »Das … das eben war der Bourbon Kid«, sprudelte es plötzlich aus Josh hervor.
    »Was?«
    »Dieser Mann eben … das war der Bourbon Kid! Er hat all seine Morde gebeichtet, Vater!«
    »Ach, du lieber Himmel! Du hast die Beichte des Bourbon Kid angehört? Du dämliches Arschloch!« Er starrte hinauf zur Decke. »Vergib mir, Herr!«, flüsterte er, dann wandte er sich wieder zu Josh. »Was habe ich dir gesagt, he? Immer und immer wieder! Siehst du jetzt, was passiert? Jetzt hast du dir die Beichte von jemandem angehört, der überhaupt keine Seele hat! Ich hoffe nur, du hast ihm nicht erzählt, seine Sünden würden ihm vergeben … Dieser Mann ist unwiederbringlich verloren.«
    »Na ja …«
    »Du hast ihm die Absolution erteilt? Du Volltrottel! Vergib mir, Herr! Dann läuft dieser Kerl – dieses Monster! – jetzt also durch die Straßen von Santa Mondega in dem Glauben, Gott hätte ihm all die Morde vergeben, die er begangen hat? Lass dir von mir gesagt sein, Josh, wenn er das glaubt, dann ist er auf dem Holzweg, und zwar gründlich!«
    »Ich habe ihm gesagt, wenn er morgen früh aufwacht, dann hat Gott ihm vergeben. Rein technisch betrachtet liegt es jetzt also in Gottes Händen, oder?«
    Der Priester sah in die verängstigten Augen des Teenagers und erbarmte sich ein wenig.
    »Ich schätze schon«, räumte er kopfschüttelnd ein. Dann schnüffelte er prüfend die Luft und rümpfte die Nase. »Was um alles in der Welt ist das für ein Gestank?«
    »Ich hab mir in die Hosen geschissen, Vater.«
    » In meinem Beichtstuhl? «
    »Ja, Vater.«
    »Heilige Scheiße!«

Achtundfünfzig
    Robert Swann war ein extrem starker Mann. Er war außerdem superb darin trainiert, mit sich wehrenden Gefangenen

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