Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
Kacy. Ich dachte, du wärst dieses Arschloch Swann.«
»Er ist im Bad. Ich benutze sein Handy.«
»Okay. Bleib ruhig, Baby, ich komme dich holen, klar? Ich hab Hilfe organisiert. Wir sind hier fertig und fahren nach Hause, hörst du? Ich komme dich holen.«
Kacy war so überglücklich, Dantes Stimme zu hören, dass sie in Tränen ausbrach. All ihre aufgestauten Gefühle brachen sich Bahn. »Honey, ich hab solche Angst! Ich habe gehört, wie Valdez gesagt hat, dass der Job erledigt ist. Ich glaube, sie wollen uns töten, Baby. Sie ist weggegangen, und sie hat Swann eine SMS geschickt und ihm gesagt, er soll meine … meine …« Die Angst gewann die Oberhand, und ihre Stimme brach vollends. Mit Dante zu reden machte ihr die Lage wieder bewusst, in der sie steckte. Es war einfach zu viel. Viel zu viel. Ihr Schluchzen wurde unkontrollierbar.
Am anderen Ende der Verbindung merkte ihr Liebhaber, dass es ihr sehr schlecht ging und dass sie ihn brauchte. Er wusste, dass sie unentschlossen wurde und zauderte, wenn sie in Panik geriet, also redete er in entschiedenem Tonfall weiter in der Hoffnung, sie ein wenig aufzurichten.
»Kacy, hör mir jetzt zu, okay? Mach, dass du aus dieser Suite verschwindest, und geh runter zum Empfangsschalter, klar? An irgendeinen öffentlichen Ort. Ich bin in zwei Minuten da, Baby. Wir sehen uns gleich.«
Dantes Stimme verriet, dass er rannte, denn sie war unterbrochen von scharfen Atemzügen und schwankte in der Lautstärke.
»Ich liebe dich«, schluchzte Kacy.
»Ich liebe dich auch, Baby. Und jetzt mach, dass du da wegkommst, als wäre der Teufel hinter dir her!«
Das Handy verstummte, als Dante die Verbindung unterbrach. Das Nächste, was Kacy hörte, war das Geräusch der Wasserspülung im Bad. Sie war sofort hellwach, und ihr Weinen verebbte. Stattdessen geriet sie in einen Zustand der Panik. Konnte sie noch aus dem Schlafzimmer und durch das Wohnzimmer in den Korridor fliehen, bevor Swann aus dem Badezimmer kam? Und was war mit seinem Handy? Sollte sie es dahin zurücklegen, wo sie es gefunden hatte?
Ihr Zögern kostete sie viel Zeit. Swann gehörte nicht zu der Sorte, die sich die Hände wusch, nachdem sie die Toilette benutzt hatte, und sie hörte, wie das Schloss der Badezimmertür klickte, als er Anstalten machte, das Bad zu verlassen. Dann fiel ihr wieder ein, was Dante gesagt hatte: Mach, dass du da wegkommst, als wäre der Teufel hinter dir her!
Dante wusste immer, was in einer Krise zu tun war. Tu, was Dante dir sagt , dachte sie. Sie atmete ein weiteres Mal tief durch und rannte los in Richtung Tür.
Unglücklicherweise hätte ihr Timing kaum schlechter sein können, denn genau in diesem Moment kam Swann durch die Badezimmertür nach draußen. Er sah sie zur Tür rennen und streckte instinktiv die Hand aus, um sie am linken Arm festzuhalten.
Sie wirbelte herum.
»Was glaubst du eigentlich, wohin du gehst?«, fragte er und blickte sie nicht wenig verwirrt an.
»Ähhh.« Jetzt war Kacy um Worte verlegen.
»Wohin ist Roxanne gegangen?«
»Ähhh.«
»Und überhaupt – was machst du mit meinem Handy?«
Swanns Gesicht war plötzlich eine Maske der Besorgnis. Er spürte, dass irgendetwas nicht stimmte. Er streckte die Hand aus, packte Kacys rechten Arm und entwand ihr das Handy. Ihr Gesicht verriet sie. Sie hatte furchtbare Angst, und er erkannte es an ihren Augen.
Ohne ihren Arm loszulassen, blätterte er durch die Menüs des kleinen Gerätes, und bald hatte er die SMS von Valdez gefunden. Während er las, sah Kacy, wie seine Augen aufleuchteten und sein Unterkiefer schlaff wurde. Schließlich breitete sich ein breites, hässliches Grinsen über sein Gesicht aus.
»So, so«, grinste er sie an. »Ich hoffe, du hast dir die Beine rasiert …«
Siebenundfünfzig
Vom Fenster seines privaten Quartiers in dem kleinen Anbau an der Seite der Kirche beobachtete Vater Papshmir einen schwarzen V8 Interceptor, der direkt vor der Kirche am Straßenrand hielt. Der Fahrer schaltete den Motor ab und starrte sekundenlang in Gedanken versunken auf das Lenkrad vor sich. Es regnete unablässig, und die Fenster des Wagens waren leicht getönt, so dass Vater Papshmir das Gesicht des Fahrers nicht erkennen konnte. Die Straßen von Santa Mondega lagen ruhig und verlassen, seit sich die Kunde verbreitet hatte, dass ein berüchtigter Massenmörder die Stadt heimsuchte und wahllos Menschen tötete. Das schwere Gewitter hatte seinen Teil dazu beigetragen, dass noch weniger Personen
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