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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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herangewagt, obwohl er seit fast vier Jahren im Zimmer gleich nebenan wohnte. Es wurde merklich kälter, wenn man die Tür von Appartement Nummer 23 passierte. Appartement Nummer 24 lag hinter einer massiven, wenig einladend aussehenden schwarzen Tür. Die Beleuchtung im Gang endete anderthalb Meter vor ebendieser Tür, was das Gefühl von Gruseligkeit noch verstärkte. Die Luft war sichtbar staubig auf dem letzten Meter vor der Tür, selbst im Dunkeln. Ein Staub, der sich nicht setzen wollte und für ewig in der Luft schweben blieb, als würde er immer wieder aufgewirbelt. Selbst wenn er sich eines Tages senkte, kein Hausmeister und keine Putzfrau bei klarem Verstand würde sich mit einem Staubsauger in die Nähe der Tür von Nummer 24 wagen.
    Oder auch ohne.
    Bestimmt nicht.
    Der Mann, der in diesem Appartement wohnte, verschwand oftmals für Wochen oder Monate am Stück. Niemand bekam jemals sein Gesicht zu sehen, und niemand war so verrückt, es zu versuchen. Er trug stets eine Kapuze über dem Kopf, ob es nun heiß war oder kalt, ob es regnete, ob die Sonne schien, was auch immer. Jeder im Haus wusste, wer er war. Niemand im Gebäude sprach jemals seinen Namen. Niemals. Warum auch? Er war kein Mann, über den man redete. Es war der Mann, der tötete. Der damit seinen Lebensunterhalt verdiente. Der aus Spaß mordete oder um sich die Zeit zu vertreiben. Und die Zeit selbst wahrscheinlich ebenfalls totschlug .
    Früher in diesem Jahr hatte sein Appartement für fast sechs Monate leer gestanden, freudvolle sechs Monate für die übrigen Bewohner. Niemand wusste, wo er gesteckt hatte, niemand wollte es wissen, und niemand, wirklich niemand, wollte, dass er zurückkam. Doch genau das hatte er getan . Er war zurückgekommen.
    Vor drei Monaten, genauer gesagt. Ohne Vorankündigung. Und seither hatte Anvil viele schlaflose Nächte hinter sich. Zu wissen, dass nebenan ein Massenmörder wohnte, war ein Ticket in die Stadt der Schlaflosigkeit. Wie zum Teufel sollte man auch Schlaf finden, wenn keine Sarglänge entfernt ein Serienmörder wohnte? Anvil hatte jedenfalls inzwischen Tränensäcke unter den Augen, die groß genug waren, um einen Wintervorrat an Nüssen darin zu verstauen.
    Es war nicht allein das Wissen, dass der Psychopath nebenan wieder zurück war, das ihn des Nachts wach hielt, es war auch das Schreien. O Gott, dieses Schreien. Irgendjemand wurde von diesem Mann gefoltert, Nacht für Nacht. Nacht für Nacht die gleichen dumpfen Schreie, die gleiche gequälte Stimme. Nicht ganz menschlich, aber auch nicht animalisch. Irgendjemand hatte Anvil gegenüber kürzlich erwähnt, dass es ihn an einen Wookie erinnerte, doch nach Anvils Meinung hörte es sich eher an nach jemandem ohne Zunge, der so laut schrie, wie er unter den gegebenen Umständen noch konnte. Das würde auch erklären, warum keine verständlichen Worte hervorkamen. Niemals. Nur die Schreie.
    Und jede Nacht, Stunden über Stunden. Warum schrie diese Person oder diese Kreatur? Was zur Hölle machte dieser Killer mit ihr? Und warum?
    Die Antwort lag hinter dieser Tür. Dieser furchtbaren, angsteinflößenden, grauenvollen Tür. Irgendwie war nie jemand in der Nähe zu jenen seltenen Gelegenheiten, wenn sie geöffnet wurde, um einen Blick in den Raum dahinter zu werfen. Wenn der Mann mit der Kapuze im Gebäude war, blieben alle anderen auf ihren Zimmern und schlossen sich ein.
    Bis zum heutigen Tag.
    Anvil war zufällig einer der mutigeren Bewohner. Er stand am anderen Ende des Ganges, am oberen Ende der Treppe, bereit zu rennen, als sei der Teufel hinter ihm her, falls irgendetwas passierte. Irgendetwas. Soweit er wusste, war der Mann mit der Kapuze nicht in seinem Appartement. Einkaufen vielleicht. Lebensmittel? Kaufen Männer mit Kapuzen Lebensmittel? Aber natürlich, irgendetwas müssen sie ja schließlich essen. Oder nicht? Anvil hatte sich noch nie darüber Gedanken gemacht, und jetzt war auch nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
    Vor der gefürchteten Tür von Appartement Nummer 24 standen vier schwer bewaffnete Männer ganz in Schwarz. Ihre Oberkörper wurden geschützt von dunklen Körperpanzern, die zu ihrer Kleidung passten. Und alle vier zielten mit automatischen Waffen auf die dunkle Tür. Diese Typen waren von einer Spezialeinheit. Green Berets? Anvil überlegte kurz. Nein, sie trugen keine grünen Barette, also wahrscheinlich eher nicht. Eher irgendein cooler Name wie Shadow Company oder so. Und der Herkules hinter den drei anderen, mit

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