Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
die er unter einer Klappe an einem Bein seines Strampelanzugs getragen hatte. Er stand keine zwei Meter vor seinem Kontrahenten, gespannt und bereit, sich beim ersten Befehl von Reuben auf ihn zu stürzen.
Vampire warten immer auf ein Zeichen ihres jeweiligen Anführers, wenn es zu Meinungsverschiedenheiten kommt. Die Shades sahen zu Vanity, der mit Dante beim Pool-Tisch stand. Fritz, Obedience und Déjà-Vu waren um den Tisch herumgekommen und hatten sich vor ihren messerschwingenden Gegnern aufgebaut.
»Es ist nicht nötig, hier mit Messern rumzualbern, Reuben«, sagte Vanity mit gelassener Stimme an die Adresse von Reuben. »Diese Sache lässt sich sicher auch ohne Blutvergießen aus der Welt schaffen.«
Reuben schnaubte abfällig, und sein breites rotes Grinsen verzog sich zu einer Fratze. »Sehe ich vielleicht aus, als würde ich rumalbern?«, entgegnete er.
»Na ja, offen gestanden – ja«, antwortete Vanity, indem er seinen Billardstock fester packte, bereit, sich im Notfall damit zu verteidigen.
Seine Antwort machte den Anführer der Clowns noch wütender. »Dein Freund Silence hat uns einen dämlichen Streich zu viel gespielt, Vanity. Diesmal ist er zu weit gegangen. Du lieferst ihn uns aus, und die anderen können gehen. Das ist der Deal, klar?«
» VON WEG’N DEAL !«, bellte Fritz von seiner Position unmittelbar hinter Silence. » WIR SHADESSS HALT’N ZUSSSAMM’N , ISSST DASSS KLAR , MANN ?«
»Dann sterbt ihr eben alle zusammen.«
Das war das Signal für alle zum Losschlagen. Die Clowns sprangen vor und schwangen ihre Messer gegen alles und jeden, das nicht lustig aussah. Die Shades auf der anderen Seite packten alles, was sich als Waffe benutzen ließ – hauptsächlich Billardstöcke –, und machten sich daran, die Clowns abzuwehren.
Mit Ausnahme von Dante.
Er sah wie erstarrt zu – völlig ungewöhnlich für jemanden wie ihn –, wie sich der Kampf entwickelte.
Er war noch nie zuvor von blutrünstigen Vampiren in Clownskostümen angegriffen worden, und er wusste nicht so recht, wie er darauf reagieren sollte. Wichtiger noch war jedoch, dass ihm ein Bild von Kacy durch den Kopf ging. Er sah sie weinend vor sich, und sie bettelte ihn an, beim ersten Anzeichen von Ärger wegzulaufen. Er hasste es, Kacy weinen zu sehen, selbst wenn er sich das nur einbildete, doch er wusste auch, dass eine recht große Chance bestand, dass sie bald tatsächlich weinen würde, falls er blieb und sich in den Kampf einmischte, weil er wahrscheinlich getötet werden oder allerwenigstens einen Arm oder ein Bein verlieren würde.
»Lauf, du Idiot! Lauf!«, hörte er ihre tränenerstickte Stimme in seinem Kopf schreien.
Und so kam es, dass sich Dante unter dem Pool-Tisch in Sicherheit brachte, während der Kampf ernsthaft losging und jeder andere nur noch Augen dafür hatte, welche Waffe gerade in seine Richtung zielte. Bald darauf entdeckte er eine Stelle, wo niemand eine Waffe schwang, also kroch er unter dem Tisch hervor und stürzte durch die Lücke in Richtung Tresen. Er setzte über die Theke hinweg und duckte sich auf der anderen Seite, wo bereits Hank der Barkeeper sowie Cleavage und Moose hockten.
»Hi«, sagte er und lächelte die drei nervös an.
Alle drei sahen ihn auf eine Weise an, die nahelegte, dass sie seine Flucht vor dem Kampf gelinde gesagt für feige hielten, doch bevor einer etwas in dieser Hinsicht sagen konnte, erschien der Kopf eines Clowns über dem Tresen und starrte hinunter auf Dante. Das furchterregende Grinsegesicht unter der hellgelben Perücke war beängstigend genug, doch der Clown schwang außerdem eine große Klinge über dem Kopf, bereit, sich auf Dante hinter der Theke zu stürzen.
SSSSST !
Die Klinge verfehlte Dantes Kopf nur um wenige Zentimeter und grub sich in das Holz des Tresens. Der Clown versuchte über die Theke hinwegzugreifen und sein Opfer zu packen. Dante, in panischer Angst wegen des Anblicks über ihm und um dem nächsten Hieb mit der Klinge zu entgehen, drückte sich so fest an die Wand hinter der Theke, wie er nur konnte.
Irgendwie gelang es Hank, Moose und Cleavage, sich aus dem Weg zu manövrieren. Sie rannten hinter der Theke entlang zur Treppe, weg von der Gefahr und zu einer Stelle, von wo aus sie die Vorgänge aus sicherer Entfernung beobachten konnten.
Dante hörte Schreie und Kampfeslärm aus dem Bereich der Pool-Tische, wo seine neuen Freunde, die Shades-Vampire, gegen die schrecklichen Clowns kämpften. Seine unmittelbare Sorge jedoch
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