Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
Kübel zu füllen, in dem der Wein stand, den Kacy und Swann zum Essen tranken. Wenn ein Gentleman in Santa Mondega eine Lady beeindrucken wollte, dann war dieses Restaurant genau der richtige Ort dafür.
Das Essen war gleichermaßen vorzüglich, auch wenn Kacy Mühe hatte, es hinunterzubringen. Unter dem ebenso eleganten wie kurzen schwarzen Kleid fühlte sich ihr Magen an wie ein einziger dicker Klumpen voller Knoten, so dass sie nicht imstande war, irgendetwas Trockenes zu schlucken, wie beispielsweise das Brot, das ihnen gleich bei ihrer Ankunft hingestellt worden war. Sie hatte ein paar Garnelen von ihrem Meeresfrüchtesalat gepickt und dann jeglichen Appetit an allem verloren, was nach Fisch schmeckte. Das Einzige, das einigermaßen mühelos hinunterging, war der Wein, und Swann schenkte ihr Glas regelmäßig nach, als spürte er ihre Anspannung. Er benahm sich nicht nur wie ein Gentleman, er sah ausnahmsweise auch einmal wie ein richtiger Gentleman aus. Der Hotelmanager hatte ihm gegen eine kleine Gebühr einen schicken grauen Anzug und eine rote Krawatte geliehen, mit der Folge, dass dieser Serienvergewaltiger und Halsabschneider sich tatsächlich als ein Mann von Geschmack und Manieren ausgeben konnte. Sogar das Haar hatte er mit von Valdez geborgtem Gel nach hinten gekämmt.
Als schließlich der Hauptgang aus Hühnchen und Pasta eintraf, fühlte sich Kacy besser als zu irgendeinem Zeitpunkt, seit sie und Dante nach Santa Mondega zurückgekehrt waren.
»Es geht doch nichts über ein paar Gläser Wein, um die Nerven zu beruhigen und die Dinge ins Lot zu rücken, nicht wahr?«, lächelte Swann, während er die zweite Flasche Chardonnay aus dem silbernen Eiskübel nahm, um ihr Glas vollzuschenken.
»Ich trinke normalerweise keinen Wein«, gestand Kacy und zwang sich zu einem Lächeln. »Aber der hier schmeckt wirklich gut. Danke, dass Sie Valdez überredet haben und mit mir hier unten essen gehen. Dieses Zimmer hat mich ganz verrückt gemacht. Ich bin normalerweise ständig unterwegs, wissen Sie? Einfach herumsitzen und Filme angucken treibt mich in den Wahnsinn!«
Swann lächelte sie an. »Es war das Wenigste, was ich tun konnte. Die Situation ist stressig genug für Sie. Es ist nur fair, Ihnen eine Chance zum Entspannen zu verschaffen, anstatt Sie immer nur im Zimmer sitzen zu lassen, wo Sie sich die ganze Nacht lang Sorgen um Ihren Freund Danny machen.«
»Er heißt nicht Danny. Er heißt Dante.«
»Wie auch immer. Versuchen Sie ihn für ein paar Stunden zu vergessen, okay? Er ist ein zäher Bursche; ihm passiert schon nichts. Er würde bestimmt nicht wollen, dass Sie herumsitzen und sich um ihn Sorgen machen, meinen Sie nicht? Abgesehen davon ist er wahrscheinlich schon wieder sturzbesoffen, und es ist bestimmt nicht schlimm, wenn Sie auch den einen oder anderen Drink nehmen, meinen Sie nicht? Warum soll er sich die ganze Nacht alleine amüsieren?«
Kacy sah ihm zu, wie er ihr Glas auffüllte, und obwohl sie spürte, wie sie allmählich beschwipst wurde – sie hörte sich selbst plappern –, half der Alkohol tatsächlich, ihre Sorgen um Dante ein wenig zu dämpfen. Andererseits schien dieser Swann eigentlich ein ganz netter Kerl zu sein. Zumindest kümmerte er sich um sie, was Dante in den vergangenen paar Tagen nicht gekonnt hatte.
»Sie haben recht«, sagte sie. Er hatte sein Weinglas erhoben, und sie stieß mit ihm an. »Ich schätze, ich kann mich auch betrinken. Und wenn Dante nach Hause kommt, sind wir zum ersten Mal seit einer Ewigkeit direkt auf der gleichen Wellenlänge.«
»Du meine Güte«, sagte Swann mit ernster Miene und stellte sein Glas wieder ab. »Die Dinge laufen im Moment wohl nicht so gut zwischen Ihnen beiden, wie?«
Kacy trank einen großen Schluck von ihrem Wein und überlegte einen Moment, bevor sie antwortete. Was zur Hölle – es gab sonst niemanden, mit dem sie sich unterhalten konnte. Die Kollegin von Swann, diese Valdez, zeigte ein unangemessenes Interesse an Dante, und Agent Swann war der Einzige, dem sie in ihrer Situation Vertrauen entgegenbringen konnte. Und während sie immer betrunkener wurde, erzählte sie ihm von ihrer Angst um Dante wegen dieser gefährlichen Mission, auf die man ihn geschickt hatte, und wie sehr seine regelmäßigen Anfälle von Tollkühnheit und seine verwegenen Ideen sie ärgerten, weil sie ihn jedes Mal aufs Neue in vorhersehbare Schwierigkeiten brachten. Zugegeben, sie liebte Dante mehr, als sie jemals eine andere Person lieben zu
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