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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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galt dem Clown Ronald, der über den Tresen lehnte und ihn angrinste, während ihm Blut aus dem Maul troff, zweifellos von einer Wunde, die er sich beim Kontakt mit dem Billardstock eines Gegners eingehandelt hatte.
    Ronald erkannte rasch, dass Dante ein ganz klein wenig zu weit weg stand, um ihn mit dem Messer zu erledigen, also sprang er mit einem mächtigen Satz auf den Tresen. Er richtete sich hoch auf, und das gelbe lockige Haar berührte die Decke, während er albern grinsend aus weit aufgerissenen Augen und mit unheilvoll erhobener Klinge auf die kauernde Gestalt seines Feindes hinunterstarrte, die Fänge zum Biss entblößt.
    Für eine Sekunde sah es aus, als würde er sich auf Dante stürzen und ihn mit dem Messer attackieren, doch er zögerte einen winzigen Moment, und Dante sah in seinen Augen einen Ausdruck gelinder Überraschung.
    »Hey! Du bist ja nicht mal ein richtiger Vampir!«, zischte der Clown. Wie er zu dieser Schlussfolgerung gelangt war, blieb Dante ein Rätsel. Vielleicht war es Dantes verängstigter Gesichtsausdruck. Oder die Tatsache, dass Dante sich nicht in eine reißende Bestie mit spitzen Fängen verwandelt hatte, sondern geduckt am Boden kauerte wie ein ganz gewöhnlicher Mensch im Angesicht eines messerschwingenden Vampirclowns.
    Ob jemand den Ausruf des Clowns gehört hatte oder nicht, vermochte Dante ebenfalls nicht zu sagen, weil der Lärm gegeneinanderschlagender Klingen und Stöcke und die gelegentlichen Schmerzens-, Wut- oder Triumphschreie alles andere übertönten.
    Dann wurde der Kampflärm von einem ohrenbetäubenden Knall übertönt.
    Dante starrte immer noch hinauf zu der furchteinflößenden Gestalt auf der Theke, doch der Gesichtsausdruck des Clowns hatte sich mit einem Mal verändert. Wo ihm vorher das Blut nur aus dem Mund getropft war, spritzte es nun aus einem Loch mitten in seinem Gesicht. Für eine Sekunde wankte die albtraumhafte Kreatur zuerst rück- und dann vorwärts, bevor sie vornüber auf den hinter der Bar am Boden kauernden Dante kippte. Das schwere lange Messer fiel ihm aus der kraftlos gewordenen Hand und verfehlte Dantes Arm nur um Haaresbreite, bevor es über die Fliesen klapperte.
    Es folgte ein zweites lautes Krachen, als irgendwo Glas zerbarst, gefolgt vom Rauschen des ungehindert durch den Raum wehenden Windes.
    Dante schob den toten Clown von sich herunter und beobachtete, wie er sich langsam in Rauch und Asche auflöste. Es war ein unerfreulicher Anblick, begleitet von einem widerlichen Gestank, der sein Bedürfnis aufzustehen befeuerte. Er rümpfte die Nase und versuchte durch den Mund zu atmen, während er sich hochrappelte und über die Bar in den Saal spähte.
    Der Pool-Saal befand sich in einem Stadium des absoluten Durcheinanders. Zwischen den Billardtischen lagen zwei weitere tote Clowns am Boden. Einer von ihnen war definitiv Jordan, zu erkennen an seinem durchnässten Strampelanzug und seinem ungeschminkten Gesicht. Der andere tote Clown trug ebenfalls eine gelbe Perücke, doch von ihrem grünhaarigen Anführer Reuben war keine Spur zu sehen. Er war entkommen, indem er durch ein geschlossenes Fenster gesprungen und in den Nachthimmel hinauf verschwunden war. Durch das clowngroße Loch im Fenster strömte jetzt ein eisiger Wind ins Innere. Während Dante noch hinsah, begannen die beiden Clownleichen zu schwelen und zu rauchen, bevor kurz Flammen aufflackerten und nur noch zwei Hände voll schmieriger Asche übrig blieben.
    Die Mitglieder der Shades waren ausnahmslos auf den Beinen und starrten zu Dante, der immer noch hinter der Theke stand, sprachlos vor Staunen angesichts des unglaublichen Durcheinanders.
    »Hast du diesen Typen erschossen?«, wollte Vanity von ihm wissen.
    Dante schüttelte den Kopf. »Nein. Ich dachte, einer von euch wäre es gewesen.« Die Shades sahen einander an. Keiner von ihnen hatte eine Schusswaffe.
    »Das ist merkwürdig«, sagte Vanity misstrauisch. »Irgendjemand hat dem Clown in den Kopf geschossen. Wer zum Teufel war das?«
    Die anderen wechselten sich mit Schulterzucken ab. Obedience hielt sich den linken Arm unterhalb des Ellbogens, wo er allem Anschein nach eine Schnittwunde abgekriegt hatte, und Déjà-Vu rieb sich das Kinn, als wäre er von einem Boxhieb erwischt worden. Fritz, Vanity und Silence waren besudelt vom Blut der toten und sich auflösenden Vampir-Clowns. Doch keiner trat vor und räumte ein, eine Schusswaffe zu besitzen, geschweige denn damit auf den Clown geschossen zu haben, dessen

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