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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Himmel stand, reflektierte das graue Wasser das Licht kaum. Matt und trüb lag es da, träge und schier reglos unter einem wolkenverhangenen Himmel.
    Die Brise, die von Westen wehte, war nur schwach, ein kläglicher Abgesang jener Stürme, die den Winter über gewütet und das östliche Mittelmeer in ein tosendes Inferno verwandelt hatten. Kaum merklich hob und senkte sich der Bug des kretischen Kauffahrers, den Isaac und Chaya in Heraklion bestiegen hatten, damit er sie nach Alexandretta brachte, jene Hafenstadt, von der aus es nicht mehr weit bis Antiochien war, dem eigentlichen Ziel ihrer Reise.
    Da es auf einem ausschließlich von Männern besetzten Schiff fraglos sicherer war, gleichfalls als Mann zu reisen, hatte Chaya ihre Tarnung beibehalten, die inzwischen aus orientalischen Pluderhosen und einem weiten Mantel bestand. Dazu trug sie in der Manier kretischer Seeleute einen Turban um den Kopf geschlungen, der sich, wenn stechender Sonnenschein oder peitschender Wind es erforderte, auch um Hals und Nacken winden ließ.
    Dergestalt verkleidet, scheute sich Chaya nicht, das Deck al l ein zu betreten. Die Matrosen kannten sie als Diener des Kaufmanns, der an Bord reiste, und würdigten sie kaum eines Blickes. Der alte Isaac hingegen sah es alles andere als gern, wenn sich seine Tochter von ihm entfernte und allein auf Deck herumtrieb, und so dauerte es meist nicht lange, bis er zu ihr trat, einen tadelnden Ausdruck im von Sorge gezeichneten Gesicht.
    »Hier bist du«, murrte er, während er zu ihr auf das Bugkastell stieg, das sich über dem Vordeck des Kauffahrers erhob. Ein ähnlicher, noch etwas größerer Aufbau schwebte über dem Achterdeck und bildete nicht nur die Überdachung des Ruderstands, sondern verlieh dem Schiff auch ein trutziges, an eine Festung gemahnendes Aussehen, das Piraten und anderes Gesindel schon von Weitem abschrecken sollte.
    »Hier bin ich«, bestätigte sie, ohne ihren Blick vom fernen Horizont zu nehmen. »Es gibt auf diesem Schiff nicht allzu viele Möglichkeiten, um sich zu verstecken.«
    »Dennoch scheint mir, du hast sie alle gefunden«, konterte Isaac. Keuchend vom Aufstieg über die steile Treppe stützte er sich auf das Schanzkleid und schaute hinaus auf die See.
    »W ie lange wird die Überfahrt noch dauern, Vater?«
    Isaacs Augen verengten sich zu Schlitzen, während er in das fahle Licht der Morgensonne blickte, auf die das Schiff geradewegs zuhielt. »Kommt auf den Wind an. Kapitän Georgios sagt, dass wir Alexandretta unter günstigen Verhältnissen in drei Tagen erreichen können. Wahrscheinlicher sind vier bis fünf.«
    »Und dann?«
    »V on dort werden wir unsere Reise auf dem Landweg fortsetzen. Sicher gibt es eine Karawane, der wir uns anschließen können.«
    »Und dann?«, fragte Chaya wieder. Es war nicht so sehr die Reiseroute, für die sie sich interessierte, sondern vielmehr der lederne Köcher, den ihr Vater auch an diesem Morgen unter dem Mantel trug und der sich dem Eingeweihten durch eine leichte Ausbeulung unter dem linken Arm verriet.
    » Dann werden wir deinen Onkel aufsuchen. Ezra wird wissen, was mit … mit dem Buch zu geschehen hat.«
    Chaya nickte.
    Das Buch.
    Noch immer nannte er es so, ohne ihr auch nur den geringsten Hinweis auf den Inhalt zu geben. Anfangs hatte sich Chaya von seinen Warnungen abschrecken lassen, hatte daran geglaubt, dass er sie beschützen wollte und es besser für sie war, wenn sie nicht wusste, wovon jene uralte Schrift tatsächlich handelte. Inzwischen jedoch überwog ihre Neugier bei Weitem, und sie hätte manches darum gegeben, endlich zu erfahren, wofür ihr Vater bereit war, alles hinter sich zu lassen, selbst seine leibliche Tochter.
    »V ater«, setzte sie zu einem neuen Versuch an, vielleicht den einen oder anderen Hinweis aus ihm herauszulocken – als der Ausguck einen lauten Ruf vernehmen ließ.
    Chaya schaute hinauf und sah den Mann im Krähennest heftig gestikulieren. Was er herunterrief, konnte sie nicht verstehen. Anders als ihr Vater, der der griechischen Sprache mächtig war und dessen Züge sich plötzlich verhärteten.
    »W as ist?«, fragte Chaya.
    »Schiffe«, sagte der alte Isaac nur.
    Sie verließen beide das Bugkastell, überquerten das breite Oberdeck und enterten zur Achterplattform auf, wo Kapitän Georgios stand, die Arme in die breiten Hüften gestemmt und einen grimmigen Ausdruck in seinem von Salz und Sonne gegerbten Gesicht. Der Kreter war ein betagter Fahrensmann, der sich wohl bald zur Ruhe

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