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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Zustand zum Trotz kam er wankend auf die Beine und blickte seinem Herrn und Mentor tief in das eine Auge. »Ich gehöre Euch längst, Herr«, sagte er nur.
    Baldric lächelte. Dann streckte er die rechte Hand aus und legte sie auf Conns linke Schulter. »V or dem Allmächtigen und den hier anwesenden Zeugen nehme ich dich, Conwulf, an Sohnes statt an. Mein Blut ist nun auch dein Blut, mein Name auch der deine.«
    »Danke, Herr«, flüsterte Conn.
    »Dann besiegle ich die Adoption hiermit als Gottes bescheidener Diener und Zeuge«, fügte Berengar hinzu, »in nomine patris et filii et spirituˉs sancti . «
    Die Anwesenden bekreuzigten sich, und Baldric nickte Conn i n fast väterlichem Stolz zu. Der Gedanke, dass er nun zumindest dem Namen nach zum Normannen geworden war, kam Conn nur ganz am Rande in den Sinn, und er erschrak noch nicht einmal darüber. Während des langen Marsches hatte Conn Ritter aus den Reihen der angeblich so edlen Provenzalen verzweifeln und wie Knaben greinen sehen, dafür aber Normannen, die ihren Leuten auch in höchster Not zur Seite gestanden und ihnen Mut zugesprochen hatten. Nicht die Herkunft, sondern allein die Taten eines Mannes entschieden über seinen Wert. Die alten Vorurteile waren nicht länger von Bestand, und Conn begriff, dass er in dieser Nacht mehr gefunden hatte, als ihm je verloren gegangen war.
    Nämlich den Vater, den er nie gehabt hatte.

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12.
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    Ebene von Tarsus
September 1097
    Das Land war wild und weit, und im orangeroten Licht des späten Tages schien es zu glühen.
    Nach Norden hin wurde die Ebene von steil aufragenden Felsen begrenzt, deren Gestein die Farbe von Blut angenommen hatte. Riesigen steinernen Wächtern gleich schienen sie jene schmale Pforte zu hüten, die das zerklüftete Hochland Kilikiens mit dem Meer verband, das weit im Süden als ferner Dunst zu erahnen war.
    Conn atmete innerlich auf.
    Nach der schrecklichen Trockenheit und Dürre des Hochlands tat es gut, wieder Büsche und Bäume zu sehen, auch wenn sie karg und anders geformt waren als zu Hause. In der warmen Luft glaubte er einen Hauch von salziger Frische zu spüren, sodass die Müdigkeit ein wenig von ihm abfiel und seine Knochen trotz des langen Ritts nicht mehr ganz so schmerzten.
    »Also wirklich«, meinte Bertrand, der neben ihm im Sattel saß und die Strapazen weitaus besser wegsteckte. Sein Helm hing am Kinnriemen am Sattelknauf, sein wirres dunkles Haar flatterte im Abendwind und umrahmte sein breites Grinsen. »Für einen Angelsachsen, der gleichsam über Nacht zum Normannen wurde, sitzt du inzwischen gar nicht schlecht auf dem Gaul.«
    » Findest du? Ich komme mir eher vor wie ein Ochse beim Eiertanz.«
    »Ein schöner Vergleich«, lachte Bertrand, »zumal ein Ochse von Eiern ebenso wenig Ahnung haben dürfte wie ein Angelsachse vom Reiten.«
    »Lass ihn in Ruhe, Bertrand«, mahnte Baldric, der sein schnaubendes Ross an Conns andere Seite lenkte. »Einen Gebirgspass auf dem Rücken eines Pferdes zu bezwingen ist immer eine Herausforderung. Conwulf hat seine Sache mehr als gut gemacht.«
    »Danke«, zeigte sich Conn für das Lob erkenntlich – anerkennende Worte kamen seinem einstigen Herrn, der unversehens zu seinem Adoptivvater geworden war, ohnehin nur selten über die Lippen.
    »Aber du musst deine Haltung im Sattel verbessern«, fügte Baldric hinzu, wobei sein einzelnes Auge Conn kritisch taxierte. »Sitz aufrecht und nimm die Schultern zurück. Oder soll Bertrand etwa doch noch Recht bekommen?«
    Trotz seiner schmerzenden Knochen und des schweren Kettenhemdes, das seine Schultern nach unten zog, straffte sich Conn augenblicklich, was Bertrand einen weiteren Schwall gackernden Gelächters entlockte. Baldric nickte grimmig, gab seinem Pferd die Sporen und schloss wieder zur Spitze des unter seinem Kommando stehenden Spähtrupps auf, zu dessen einundzwanzig Mann auch Conn, Bertrand, Remy und Berengar gehörten.
    Conn unterdrückte eine Verwünschung. Den Namen eines normannischen Ritters zu tragen war eine Sache – seine Rüstung zu tragen noch einmal etwas ganz anderes. Bislang hatte er stets zu Fuß gekämpft und folglich nur kurzes, bis zu den Oberschenkeln reichendes Rüstzeug zu tragen gehabt. Wenn Conn auf dem Pferd saß, bestand Baldric jedoch darauf, dass auch er das lange Kettenhemd eines normannischen miles trug, das bis zu den Knien reichte und an Vorder- und Rückseite geschlitzt war, um das Sitzen im Sattel zu erleichtern. Z usammen mit dem gepolsterten

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