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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Untergewand, das die Franken gambeson nannten, und dem schweren, mit Nasenschutz versehenen Spangenhelm bot diese Rüstung zwar den denkbar besten Schutz gegen feindliche Schwerthiebe und Pfeile, die aus dem Hinterhalt abgeschossen wurden; jedoch zahlte man bei glühender Hitze und anstrengenden Aufstiegen für diese Sicherheit einen hohen Preis.
    »Bereust du es schon, der Sohn unseres Herrn Baldric geworden zu sein?«, erkundigte sich Bertrand, der einen leichteren Plattenpanzer byzantinischer Bauart trug. Infolge des entbehrungsreichen Marsches durch Kappadokien und des Scharmützels mit den Türken, in das die Kreuzfahrer bei Herakleia verwickelt worden waren, bestand kein Mangel an Rüstungen und Waffen, die neue Besitzer suchten – ein halbwegs brauchbares Schwert war für fünf oder sechs Silberstücke zu bekommen, ein Schild schon für drei. »Dabei bist du selbst schuld. Hättest du wie unser guter Vater Berengar den weltlichen Dingen entsagt, wäre es dir erlaubt, mit leichterem Gepäck zu reisen.«
    »Das ist ein Irrtum, mein Freund«, rief der Mönch, der zusammen mit Remy hinter ihnen ritt und jedes Wort gehört hatte. »Meine Kutte mag weniger wiegen als eine Rüstung, dafür trage ich die Bürde schwerer Verantwortung.«
    »Tatsächlich?« Bertrand drehte sich im Sattel um. Seine kleinen Schweinsäuglein blitzen dabei listig. »Und was für eine Verantwortung, lieber Pater, sollte das sein? Meint Ihr etwa Eure Sprachkenntnisse im Kauderwelsch der Muselmanen, derentwegen man Euch diesem Erkundungstrupp zugesellt hat?«
    »Mitnichten, Freund«, entgegnete der Mönch mit mildem Lächeln, »gleichwohl ich zugestehe, dass ich die Zungen des Ostens leidlich beherrsche, nicht nur jene der Türken, sondern auch die der Syrer und Juden. Freilich nur als Gottes bescheidener Diener.«
    »Freilich«, bestätigte Bertrand feixend.
    » Die Verantwortung, von der ich spreche, besteht darin, über verwirrte Seelen zu wachen und sie vor dem Untergang zu bewahren.«
    »W essen Seelen meint Ihr?« Wissbegierig, fast angriffslustig reckte Bertrand das Kinn vor. »Etwa unsere?«
    »Nun«, konterte der Benediktiner gelassen, »es wäre nicht das erste Mal, dass Kämpfer, die das Kreuz genommen haben, den Pfad der Tugend verlassen, oder?«
    Das, wusste Conn, war nur zu wahr, selbst Bertrand konnte nicht widersprechen. Der lange Marsch und die bestandenen Kämpfe hatten eine hohe Zahl von Opfern gefordert, daran hatten auch die ruhigen Tage von Iconium nichts ändern können. Nicht nur die Zahl der Kreuzfahrer war gemindert worden, sondern auch ihre Moral. Viele, die sich dem Unternehmen in frommer Begeisterung angeschlossen hatten, waren ernüchtert aus ihrem Traum erwacht und hatten feststellen müssen, dass sie nicht nur sich selbst, sondern oft auch ihre Familien, ihre Frauen und Kinder in den sicheren Tod geführt hatten. Manche waren daran verzweifelt und hatten den Verstand verloren, andere waren mehr denn je in religiösem Eifer entbrannt und hatten sich geheimen Bündnissen angeschlossen. Wieder andere schienen alle Ideale in den Weiten der anatolischen Steppe verloren zu haben und nahmen nur noch am Feldzug teil, um sich selbst zu genügen. Plündernd fielen sie über den Feind her und bereicherten sich mit weltlichen Gütern, wenn das Himmelreich ihnen schon verschlossen schien.
    Und nicht nur die einfachen Kämpfer und niederen Ritter zweifelten, sondern auch jene, die den Oberbefehl über diese größte aller christlichen Unternehmungen führten.»Schließt nicht vom Teil auf das große Ganze, Pater«, belehrte Bertrand ihn säuerlich. »Ein Fisch beliebt stets zuvorderst am Kopf zu stinken, dann erst am Schwanz.«
    »Tankred ist Normanne wie Ihr, oder nicht?«, wandte Be­rengar ein.
    » Das ist wahr – ein Sohn des guten Odo und ein Enkel Robert Guiscards, dessen hitziges Gemüt er geerbt zu haben scheint.«
    »Dann teilt Ihr seine Auffassung also nicht? Ihr seid nicht der Ansicht, dass wir den Weg durch die porta cilicia wählen sollten?«
    Conn verstand weniger von Politik als seine beiden wackeren Mitstreiter, aber er wusste, dass diese Frage im Mittelpunkt des Zwists stand, der im Fürstenrat entflammt war.
    Nachdem man in Iconium Kraft geschöpft hatte, war man gen Osten weitergezogen. Bei Herakleia war es erneut zu einem Zusammentreffen mit dem muselmanischen Feind gekommen, den man nach einem ebenso kurzen wie heftigen Gefecht jedoch wiederum vertrieben hatte, und man war weiter bis Tyana marschiert.

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