Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman
indem er mit der Schildhand nach dem Zügel griff und sein Pferd dazu brachte, sich aufzubäumen.
W iehernd stieg der Hengst in die Höhe und schlug mit den Vorderhufen, woraufhin der Angreifer ausweichen musste. Verschreckt trieb er sein eigenes Tier zurück, um den Hufen zu entgehen, aber das Pferd kam ins Straucheln und ging nieder.
Mit einer Verwünschung kippte der Vermummte aus dem Sattel und fand sich auf dem Boden wieder. Das weite Gewand, das er trug, hinderte ihn daran, sogleich wieder aufzuspringen und sich zu verteidigen. Conn nutzte die Chance. Als der Räuber wieder auf die Beine kam, stand Conn bereits vor ihm, die Klinge zum Stoß erhoben. Der Vermummte versuchte noch, seinen Schild zu heben, aber zu spät – Conns Klinge fuhr in seine Eingeweide. Der Mann verharrte wie versteinert, der Blick seiner Augen trübte sich. Dann kippte er rücklings zu Boden, wo er seinen letzten Atemzug tat.
Conn stand über ihm, schwer atmend und am ganzen Leib bebend. Ihm war klar, wie knapp und wie wenig glanzvoll sein Sieg gewesen war. Aber wenn er eines auf diesem Feldzug gelernt hatte, dann dass am Ende nur das Überleben zählte.
Der Kampf war entschieden.
Die Vermummten hatten entweder die Flucht ergriffen oder lagen erschlagen in ihrem Blut. Auch unter den Treibern und den Wachleuten der Karawane hatte es Opfer gegeben, die Kaufleute selbst hingegen schienen weitgehend unverletzt zu sein. Von den Kreuzfahrern hatte nur ein einziger das Gefecht mit dem Leben bezahlt, die übrigen waren mit mehr oder minder leichten Blessuren davongekommen, so wie Baldric, an dessen Schläfe ein dünner Blutfaden herabrann.
»Alles in Ordnung?«, erkundigte er sich vom Rücken seines Pferdes aus, das er vor Conn zügelte. Auch Bertrand und Berengar, der sich während des Kampfes im Hintergrund gehalten hatte, kamen herbei.
Conn blickte auf die blutige Klinge in seiner Hand und auf den leblos vor ihm liegenden Gegner. »Ich denke ja«, antwortete er, dann trat er auf den Gefallenen zu und löste das Tuch um seinen Kopf.
W as darunter zum Vorschein kam, entsetzte ihn – denn wider Erwarten waren es nicht die fremdländisch anmutenden Züge eines Türken oder Arabers.
»Es … es ist einer von uns!«, rief Conn fassungslos aus, als er in die totenbleiche Miene blickte.
»Ich habe es auf den ersten Blick gesehen«, erwiderte Baldric bitter. »Ihre Art, im Sattel zu sitzen und das Schwert zu führen, hat sie verraten. Aber das ist noch längst nicht alles. Sieh dir seine Rüstung an.«
Conn zerrte den Umhang des Toten herab. Kettengeflecht und ein Abzeichen kamen darunter zum Vorschein, das stilisiert war, aber deutlich zu erkennen.
»Er trägt das Kreuz«, entfuhr es Berengar in ehrlichem Entsetzen. »Er ist ein christlicher Ritter!«
»Genau wie alle anderen, die die Karawane angegriffen haben«, bestätigte Baldric. »Sie sind Kreuzfahrer, genau wie wir.«
»Also ist es wahr«, folgerte Bertrand wütend. »Tankred hat bereits Männer durch die Pforte geschickt, ohne die Entscheidung des Fürstenrates abzuwarten. Deshalb treiben sie diesen absonderlichen Mummenschanz und verhüllen ihre Gesichter.«
»Das wissen wir nicht«, gab Baldric zu bedenken. »Es könnten auch andere gewesen sein. Ich habe von einer Gruppe von Rittern gehört, die sich ›Tafur‹ nennen. Nur wenig ist über sie bekannt, aber wie es heißt, sind sie auf Blut und Beute aus.«
»W ie so viele andere«, fügte Berengar hinzu. »Furcht und Verzweiflung sind es, die solche Gesinnung hervorzubringen pflegen.«
»Der Fürstenrat muss davon erfahren«, war Conn überzeugt.
»Das wird er«, stimmte Baldric zu, »aber ich denke nicht, dass sich dadurch etwas ändern wird. Tankred und Balwin sind nicht …«
Ein schriller Schrei war plötzlich zu vernehmen, der den Normannen verstummen ließ. Conn fuhr herum und sah, dass er sich geirrt hatte. Der Angriff der Verräter hatte doch n icht nur unter den Kameltreibern und den Wachsoldaten Opfer gefordert. Einer der Kaufleute lag ebenfalls im Sand, der sich rings um ihn dunkel färbte – und entsetzt stellte Conn fest, dass er den Mann kannte.
Mit einem Aufschrei des Entsetzens fiel Chaya neben ihrem Vater nieder, der in gekrümmter Haltung auf dem Boden lag, die Hände auf die klaffende Wunde pressend, die quer über seine schmale Brust verlief. Blut tränkte seine Robe, sein Antlitz war aschfahl geworden, die Augen tief darin versunken.
»V ater! Vater!«
Das Maultier, auf dem der alte Isaac
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