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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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verbringt er seine Zeit damit, dunkle Pläne zu schmieden und Intrigen zu spinnen, die …« Der Baron unterbrach sich und schüttelte unwirsch das Haupt. »Jedenfalls ist er nicht hier. Selbst in dieser Nacht ziehen seine Mutter und er die Gesellschaft ihrer Sektiererfreunde der meinen vor.«
    Conn schwieg. Die ganze Zeit über waren die de Reins für ihn der Inbegriff des Bösen gewesen, wahre Teufel in Menschengestalt. Doch nun stellte sich heraus, dass auch sie atmende und fühlende Wesen waren und mit Mängeln behaftet.
    Die Erkenntnis war erschreckend.
    »Das Geschenk, das ich dir unterbreiten möchte – oder vielmehr das Angebot«, fuhr de Rein fort, nachdem er seinen Becher bis auf den Grund geleert und wieder auf den Tisch zurückgestellt hatte, »besteht folglich darin, Guillaumes Platz unter meinen Kämpfern einzunehmen und künftig gemeinsam mit mir in die Schlacht zu reiten. Als mein Helfer und Schirm.«
    »A-aber, Herr«, widersprach Conn stammelnd, der einfach nicht glauben konnte, was er da hörte. »Ich bin nur ein einfacher Soldat, und noch dazu ein Angelsachse.«
    » Ich weiß, und ich habe lange genug gegen deinesgleichen gekämpft, um zu wissen, was für überaus zähe und tapfere Burschen ihr seid. Du würdest ein eigenes Pferd und eine neue Rüstung erhalten und wärst meinem direkten Befehl unterstellt.«
    »Das ist sehr großzügig von Euch, Herr, aber …«
    »Falls du dabei an deinen Adoptivvater denkst und dich fragst, ob er es dir gestatten wird, in meine Dienste zu treten, so sei ganz unbesorgt. Er wird es erlauben.«
    »Ihr kennt Herrn Baldric?«, fragte Conn verblüfft. Die Überraschungen schienen in dieser Nacht gar kein Ende zu nehmen.
    »In der Tat«, bestätigte der Baron, sah allerdings keine Veranlassung, Conn zu erläutern, woher und aus welchem Grund er Baldric kannte. »Also? Wie lautet deine Antwort, Conwulf?«
    Conn fiel es schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Herzschlag raste, Übelkeit bemächtigte sich seiner, und er hatte das Gefühl, seine Umgebung nur durch einen Schleier wahrzunehmen. So sehr de Rein ihn auch überrascht haben mochte – er verspürte nicht das geringste Verlangen danach, dem Vater des Mannes zu dienen, der Nia ermordet hatte. Etwas allerdings war ihm mehr als alles andere im Gedächtnis haften geblieben: dass der Baron und Guillaume einander nicht sehr zugetan waren.
    »W as wird Euer Sohn dazu sagen, Herr?«, fragte Conn deshalb vorsichtig.
    De Rein lachte bitter auf. »W ahrscheinlich wird er Gift und Galle spucken vor Eifersucht und gekränkter Eitelkeit. Privilegien zu fordern, ohne etwas dafür zu leisten, ist schon immer seine Art gewesen, aber das braucht dich nicht zu interessieren. Wie also entscheidest du dich?«
    Conn brauchte nicht mehr lange zu überlegen. Schon die Aussicht, Guillaume de Rein zu schaden – wenn auch nur indirekt –, wog stärker als alle Vorbehalte. »Ich danke Euch, H err«, sagte er und deutete eine Verbeugung an. »Und ich nehme Euer Angebot an.«
    »Ich habe es nicht anders erwartet«, gestand der Baron, und ein so überzeugtes Lächeln glitt über seine Züge, dass sich Conn unwillkürlich fragte, ob seine Entscheidung klug gewesen war. Eben noch war er sicher gewesen, sich de Reins zu bedienen – war es in Wahrheit umgekehrt?
    Der Baron ließ keinen Zweifel mehr zu. »Komm, Junge«, forderte er Conn auf und winkte ihn zu sich an den Tisch. Er nahm die Karaffe und füllte zwei Becher, einen davon reichte er Conn.
    »Auf den Sieg und auf die Treue«, brachte er den Trinkspruch aus, den Conn in London oft aus vor Trunkenheit heiseren Normannenkehlen gehört hatte.
    »Auf den Sieg und die Treue«, wiederholte er mit einigem Widerwillen.
    Dann tranken sie und besiegelten das Bündnis.
    Bahram al-Armeni starrte zum Himmel.
    Er war auf einen Hügel gestiegen, um die Sterne zu beobachten, unbeeinträchtigt von den Fackeln und Feuern, die das Feldlager erhellten, das die Krieger der askar nördlich der Stadt Hama aufgeschlagen hatten. Doch abgesehen von einem einzelnen Gestirn gab das Firmament seine funkelnde Pracht in dieser Nacht nicht preis; Wolken bedeckten den Himmel, die sich nach Norden hin verdichteten. Dort, wo sich Antiochia befand und das Heer der Kreuzfahrer lagerte.
    Der Armenier, den Duqaq von Damaskus zum Anführer der ghulam -Krieger ernannt hatte, war ein wenig enttäuscht. Dass sich die Sterne ausgerechnet in dieser Nacht verhüllten, kam in seinen Augen einem schlechten Vorzeichen gleich.

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