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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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hat immer die Wahl.«
    »Du vielleicht, weil du ein Denker bist und immer weißt, was richtig ist und was nicht«, räumte Conn ein. »Ich wünschte, ich wäre auch so, aber das bin ich nun einmal nicht. Ich bin nur ein dummer Angelsachse, genau wie Bertrand immer sagt.«
    »Hat es mit Guillaume zu tun?«, fragte Baldric direkt.
    Conn war verblüfft. »W oher …?«
    »V on Bertrand. Er sagte, du hättest mit Guillaume de Rein noch eine Rechnung offen. Ist das wahr?«
    Conn zögerte, hatte jedoch weder die Kraft noch den Willen, es zu leugnen. Er blickte zu Boden und nickte.
    »Und ist das der wahre Grund dafür, dass du de Reins Ersuchen entsprochen hast?«
    Conn nickte abermals, worauf Baldric ein tiefes Seufzen vernehmen ließ. »Hör mir zu, Conwulf. Ich will nicht weiter in dich dringen und dich nach den Gründen für deine Entscheidung fragen. Ich nehme an, dass es mit dem zusammen h ängt, was damals in London geschehen ist, aber das ist nur eine Vermutung. Vielleicht wirst du es mir irgendwann erzählen, vielleicht auch nicht. In jedem Fall aber solltest du wissen, dass niemand zwei Herren zur selben Zeit dienen kann.«
    Conn schaute auf. »Du forderst mich auf, zwischen dir und de Rein zu wählen?«
    »Nein, Junge, sondern zwischen Licht und Finsternis. Zwischen unserer heiligen Mission und deinem ichsüchtigen Streben nach Rache!«
    Conn brauchte nicht lange zu überlegen. Er musste nur an Nia denken und an das, was ihr angetan worden war, und sein Entschluss stand unverrückbar fest. »Das kann ich nicht«, wehrte er ab.
    »Ist das dein Ernst? Dein Rachedurst ist dir wichtiger als dein Seelenheil?«
    Conn schüttelte den Kopf. Es schmerzte ihn zu sehen, wie sehr seine Entscheidung den alten Baldric verletzte, aber er konnte sie auch nicht rückgängig machen. »Bitte verzeih. Ich erwarte nicht, dass du mich verstehst, Vater, aber ich …«
    »W enn du zu de Rein gehst«, fiel Baldric ihm barsch ins Wort, »solltest du mich besser nicht mehr deinen Vater nennen.«
    Damit war alles gesagt.
    Noch einen Augenblick standen sie einander gegenüber, dann hielt Conn den vorwurfsvollen Blick des Normannen nicht mehr aus. Er wandte sich ab und stampfte wütend aus dem Zelt. Auf wen sein Zorn sich richtete, wusste er selbst nicht zu sagen, nur dass er sich elend und machtlos fühlte, zerrissen zwischen den Schwüren der Vergangenheit und den Pflichten der Gegenwart.
    »Conwulf?« Bertrand, der unter einem der knorrigen Bäume saß und an einem Stück Zedernholz schnitzte, winkte ihn zu sich.
    »W as ist?«, fragte Conn ungehalten.
    »Du hast Streit mit Baldric?«
    » Er will mich einfach nicht verstehen.«
    »V ielleicht nicht«, räumte Bertrand ein. »Unser guter Baldric ist alt geworden und hat eine Menge mitgemacht, und was seine Starrsinnigkeit betrifft, kann sogar ein junger Angelsachse noch etwas von ihm lernen. Dennoch sollst du eines wissen.«
    »Nämlich?« Conn reckte auffordernd das Kinn vor.
    »Damals, nachdem du während der Überfahrt nach Dyrrachium über Bord gegangen warst, war Baldric mehrere Tage lang nicht ansprechbar. Er gab sich die Schuld für das Unglück, und kaum hatten wir unseren Fuß an Land gesetzt, war er wie besessen davon, nach dir zu suchen. Ich weiß nicht mehr, wie oft wir uns in jener Zeit als Kundschafter betätigt haben. Kaum waren wir zurückgekehrt, ritten wir schon wieder aus – und das alles nur, um dich zu finden.«
    Conn nickte nachdenklich. Im Nachhinein erklärte das, weshalb er im Lager so lange vergeblich nach Baldric und den Seinen gesucht hatte. Und auch, wie Baldric zu seinem Ruf als geübter Späher gekommen war.
    »Als wir dich schließlich fanden«, fuhr Bertrand fort, »hat Baldric seinem Schöpfer auf Knien dafür gedankt. Als er dich an Sohnes statt annahm, war das nicht nur eine Geste. Der alte Dickschädel liebt dich wie einen leiblichen Sohn, Conn. Das solltest du nie vergessen.«
    Conn atmete tief durch. »Das werde ich nicht«, versprach er und wollte gehen.
    »W ohin des Wegs?«
    »Mein Pferd satteln. Baron de Reins Truppen versammeln sich bereits.«
    »Ich komme mit dir«, erklärte der Normanne und erhob sich.
    »Das musst du nicht.«
    »Doch«, widersprach Bertrand grinsend. »Alles andere würde mir der gute Baldric niemals verzeihen.«
    » Du hast was getan?«
    Entsetzt starrte Chaya auf ihren Cousin, der gesenkten Hauptes vor ihr stand, den Blick zu Boden geschlagen wie ein Kind, das gescholten wurde.
    »Ich bin im Lager der Christen gewesen«,

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