Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman
Gestalt durchscheinen ließ und ihre gespenstische Erscheinung noch verstärkte.
»Du wirst tun, was ich von dir verlange, nicht wahr?«, fragte sie, während sie den Saum langsam hob. Der Schein der Öllampen tauchte ihre Gestalt in dämonisch anmutendes Licht, ein spinnengleiches Wesen, das nur aus Knochen und dürrer Haut zu bestehen schien.
Und Eustace merkte, wie sein Widerstand schwand und er nicht anders konnte, als sich ihrem Willen zu fügen.
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14.
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Antiochia
Oktober 1098
»W er ist es?«
»Sein Name ist Berengar, Sire. Er ist ein Benediktinermönch.«
»Und er verlangt mich zu sprechen?«
»Ja, Sire.«
»W arum schickt Ihr ihn nicht einfach weg?«
»W eil er sagt, dass Ihr das sicher bereuen würdet.«
Durch die halb geöffnete Tür konnte Berengar jedes Wort hören, das im Gemach Hugo von Monteils gesprochen wurde. Er ließ sich nichts anmerken und stand unbewegt unter den misstrauischen Blicken der beiden Leibwächter. Ganz offenbar war Hugo von Monteil kein Mann, der sein Vertrauen verschenkte – und nach allem, was seinem Bruder widerfahren war, konnte Berengar ihn gut verstehen.
Es hatte ihn einige Mühe gekostet, zum Grafen vorgelassen zu werden. Nicht nur, dass Hugo von Monteil durch den Tod seines Bruders Adhémar dessen Titel und Besitzungen geerbt und dadurch ein beschäftigter Mann geworden war; es hatte auch den Anschein, als zöge sich der Graf absichtlich zurück, was Berengar wiederum in seiner Annahme bestärkte, dass Hugo und er womöglich dieselben Ziele hegten.
Endlich kehrte der Diener, der den Besuch des Mönchs angekündigt hatte, zurück. Mit einem knappen Nicken gab er Berengar zu verstehen, dass er sich nähern durfte. Gesenkten H auptes trat der Mönch ein und verbeugte sich so tief, dass es in seinen Knochen schmerzte. Zur Schau gestellte Demut, das hatte ihn die Erfahrung gelehrt, pflegte die Mächtigen milde zu stimmen.
Zumindest äußerlich war Hugo von Monteil Bischof Adhémar nicht sehr ähnlich. Er entbehrte sowohl dessen eindrucksvolle Statur als auch sein prachtvolles Haar, und obgleich er einen samtenen Umhang über dem Gambeson trug, bot er eine eher schlichte Erscheinung. Die energische Stirn jedoch und die Wachsamkeit seiner Augen erinnerten sehr an seinen verstorbenen Bruder.
»Danke, dass Ihr mich empfangt, Herr«, sagte Berengar unterwürfig. »Möge der Allmächtige es Euch vergelten.«
»Schon gut, Pater «, erwiderte der Graf, der an einem langen Tisch saß und dabei war, sich mit etwas Fleisch und Brot zu stärken. »W as also ist so wichtig, dass Ihr mich unbedingt zu sprechen wünscht? Sagt es mir, aber fasst Euch kurz, denn meine Zeit ist kostbar.«
»Dessen bin ich mir bewusst, Herr«, versicherte der Mönch beflissen und deutete abermals eine Verbeugung an. »Ihr müsst wissen, dass ich ein enger Vertrauter Eures Bruders gewesen bin.«
»Tatsächlich?« Hugo biss von einem Stück Hammelfleisch ab und kaute es geräuschvoll. »Es ist seltsam, wisst Ihr. Seid mein geliebter Bruder nicht mehr unter uns weilt, vergeht kein Tag, an dem nicht irgendwer behauptet, sein Günstling gewesen zu sein. Was wollt Ihr, Mann? Eine Spende für die Armen? Lasst Euch von meinem Kämmerer etwas geben und dann …«
»Mit Verlaub, Sire, das ist es nicht«, fiel Berengar dem Grafen ins Wort. »V ielmehr bin ich hier, um Euch darüber in Kenntnis zu setzen, dass ich von gewissen Dingen weiß.«
Hugo hörte für einen Moment zu kauen auf. »V on was für Dingen?«, fragte er mit vollem Mund.
»V on Dingen, die Euren geliebten Bruder sehr beschäftigt h aben und die den Verlauf dieser Unternehmung maßgeblich beeinflussen könnten«, gab der Mönch ausweichend zur Antwort. »Ich bin sicher, Ihr wisst, wovon ich spreche.«
»Nein, das weiß ich nicht.« Hugo schüttelte den Kopf. »Seid Ihr auch recht bei Sinnen, Mann?«
»Durchaus«, versicherte Berengar, dem in diesem Augenblick klar zu werden begann, dass der Graf keine Ahnung hatte, wovon er sprach. Ganz offenbar hatte sich Adhémar von Monteil in dieser so wichtigen Angelegenheit nicht einmal seinem leiblichen Bruder anvertraut.
»W as also wollt Ihr?«, fragte Hugo ungeduldig, während er hastig weiteraß. »Ich rate Euch, meine Zeit nicht zu verschwenden!«
»Es geht um ein Geheimnis«, sagte Berengar schnell, der seine Felle bereits davonschwimmen sah. Wenn es ihm nicht gelang, das Interesse des Grafen zu wecken, würde er sich schneller auf der Straße wiederfinden, als es ihm lieb sein
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