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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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das Guillaume von allen am meisten verabscheute.
    »Ist das Euer letztes Wort?«
    »Allerdings, Herr«, bekräftigte Hugh le Chasseur mit fester Stimme – und sprach damit sein eigenes Todesurteil.
    Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte sich Guil­laume, dass seine Männer bereitstanden. Kaum merklich nickte er Bernier und den anderen zu, dann handelte er.
    Blitzschnell zuckte die Linke zum Gürtel und zog den Dolch, den er seinem Gegner in einer einzigen fließenden Bewegung in die Brust rammen wollte. Doch das Reaktionsvermögen des Lothringers war durch unzählige überstandene Kämpfe gestählt, und so fing er Guillaumes Klinge auf halbem Weg ab. Augenblicke lang rangen die beiden Anführer miteinander, jeder von seinem Sattel aus und unter den Blicken ihrer verblüfften Männer.
    »V erdammt«, rief Guillaume, »worauf wartet ihr?« – und ein Pfeil flog heran und bohrte sich in den Hals des Jägers.
    Die Wucht des Aufpralls war so groß, dass er nach hinten gerissen wurde und aus dem Sattel kippte. Entsetzt schauten die Lothringer auf ihren getroffenen Anführer, während Guillaumes Leute die Schwerter zückten und auf sie einschlugen.
    Guillaume selbst beteiligte sich nicht an dem Gemetzel.
    Keuchend stieg er aus dem Sattel und trat zu seinem Geg n er, der sich am Boden wand und vergeblich versuchte, den Fremdkörper aus seinem Hals zu ziehen. Guillaume trat mit dem Fuß auf seine Schulter und hielt ihn nieder, dann packte er die rechte Hand des Ritters, zog ihm den Ring vom Finger und steckte ihn sich selbst an.
    »Lernt daraus, Jägersmann«, belehrte er den Sterbenden, während er den Rubin so in die Sonne hielt, dass sich das Licht darin brach und den Stein funkeln ließ. »Niemand sollte versuchen, mir etwas streitig zu machen.«
    Feldlager der Kreuzfahrer, Akkar
Zur selben Zeit
    Renald de Rein war ein Fremder geworden.
    Ein Fremder in seinem eigenen Zelt.
    Sein Weib war gefühllos wie ein Stein, sein Sohn (oder vielmehr der Bursche, den er zeitlebens als seinen Sohn ausgegeben hatte) ein selbstsüchtiger Geck, der mehr nach seiner Mutter kam, als es Renald je bewusst gewesen war. Um ihrer Gesellschaft zu entgehen, hatte der Baron die Nähe anderer Edler gesucht und sich an der Seite Bohemunds von Tarent einiges Ansehen erstritten. Doch Bohemund und seine Männer waren in Antiochia zurückgeblieben, anders als Renald, dem nichts anderes übrig blieb, als der Schlange und ihrer Brut zu folgen, wollte er nicht riskieren, dass sie das Geheimnis von Guillaumes Herkunft offenbarten und den Baron zudem auch des Mordes an seinem Bruder bezichtigten. Beides hätte seinen Namen und seine Ehre auf alle Zeit vernichtet.
    So war Renald also wieder allein, ein einsamer Mann, der das Gefühl hatte, feindliches Territorium zu betreten, sobald er das Zelt betrat, das seiner Familie als Obdach diente.
    Er trat in das Vorzelt, griff in die mit Wasser gefüllte Schüssel und wusch sich den Staub aus dem Gesicht, der in diesem Land allgegenwärtig zu sein schien – als er aus dem Hauptraum d es Zeltes Stimmen vernahm. Sie unterhielten sich nur flüsternd, so als wäre das, was sie zu sagen hatten, nicht für fremde Ohren bestimmt – woraufhin der Baron nur noch aufmerksamer lauschte.
    »Gestohlen? Was heißt das?«
    »Das heißt, dass ich sie nicht mehr finden kann. Die Schriftrolle ist wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Und Ihr vermutet, dass sie gestohlen wurde?«
    »Allerdings! Ich habe sie gehütet wie meinen Augapfel, bis vor ein paar Tagen.«
    »W as ist geschehen?«
    »Man rief mich, einem Sterbenden die Beichte abzunehmen, aber als ich hinkam, war sein Leichnam bereits erkaltet.«
    »Also eine Falle?«
    »Das nehme ich an. Zwar bemerkte ich erst am nächsten Tag, dass das Buch verschwunden war, aber ich bin mir dennoch sicher, dass ein Zusammenhang besteht. Und ich glaube auch zu wissen, wer der Dieb gewesen ist.«
    »W er?«
    »Der Einzige, der außer mir das Geheimnis kennt.«
    De Rein hörte begierig zu. Flüsternde Stimmen waren wenn überhaupt nur an ihrer Eigenheit zu sprechen zu unterscheiden, dennoch war er überzeugt, dass eine davon seinem Weib Eleanor gehörte. Bei der anderen war er sich nicht sicher, aber er vermutete, dass es sich um den Benediktinermönch handelte, der seit einiger Zeit ein und aus ging. Angeblich, damit er für Eleanors Seelenheil betete, aber Renald vermutete, dass es dabei um ganz andere, sehr viel weniger spirituelle Dinge ging.
    »Ihr meint den Angelsachsen

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