Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman
Conwulf?«, hörte er sie fragen.
»Ja, Mylady. Zufällig habe ich erfahren, dass er früher ein Dieb gewesen ist. Er weiß also, wie man es anstellt, sich unbemerkt anderer Menschen Besitz anzueignen.«
»Und Ihr nehmt an, dass er auf dem Weg nach Acre ist?«
» Ja, Mylady. Da er des Hebräischen nicht mächtig ist, braucht er jemanden, der ihm die Schrift entschlüsseln kann. Also wird er nach Acre gehen und die Jüdin fragen.«
»Dann müssen wir unsere Pläne ändern. Guillaume muss eingeweiht werden. Und wir müssen rasch handeln, oder alles wird verloren sein.«
Renalds Stirn legte sich in Falten.
Wovon, zum Henker, sprach seine Frau?
Sein argwöhnischer Geist witterte eine neue Verschwörung, auch wenn er nicht zu sagen vermochte, wie die Dinge zusammenhingen.
Noch nicht.
»Guillaume wird wissen, was zu tun ist«, flüsterte Eleanor. »Und er verfügt über die Mittel, es auch in die Tat umzusetzen.«
»Ihr sprecht von der Bruderschaft, nicht wahr?«
»W as wisst Ihr darüber?«
»W as man allenthalben zu hören bekommt … und dass viele sie beinahe so sehr fürchten wie die Sarazenen.«
»Gut so. Furcht ist das rechte Mittel, um sich die Menschen zu unterwerfen. Sitzt er erst als König auf dem Thron von Jerusalem, kann Guillaume sich Milde leisten – besteigen kann er ihn jedoch nur mit unnachgiebiger Härte.«
»Aber was werden die anderen Fürsten sagen?«
»Graf Raymond hat schon in Antiochia bewiesen, dass er nur zu gern bereit ist, unseren Worten Glauben zu schenken. Bohemund hat sich mit Antiochia begnügt und stellt keine Gefahr mehr dar, ebenso wenig wie Balduin von Boulogne, der sich Edessas bemächtigt hat. Godefroy von Bouillon und Robert von Flandern werden fraglos Einwände vorbringen, aber es wäre nicht das erste Mal, dass sie sich dem Druck ihrer Soldaten beugen – und die Massen werden auf unserer Seite sein, wenn bekannt wird, welchen unermesslichen Schatz wir in unseren Händen halten. Und was unseren Herzog Robert von der Normandie betrifft, so wurde für ihn bereits gesorgt.«
Renald de Rein hielt den Atem an.
M it wachsender Bestürzung hatte er den Worten seiner Gemahlin gelauscht. Ihr Hunger nach Macht und Geltung schien wahrhaft unermesslich zu sein.
Königreich Jerusalem!
De Rein hielt es nicht mehr aus.
Mit einer energischen Bewegung riss er den Vorhang zur Seite und trat in den dahinterliegenden Hauptraum des Zeltes. Ein einziger Blick genügte ihm, um zu sehen, dass er recht gehabt hatte. Eleanor war tatsächlich in Gesellschaft des Mönchs Berengar. Auch ihr persönlicher Leibwächter Eustace de Privas war zugegen, der ihr hörig war wie ein Hund seinem Herrn.
»Du bist wahsinnig, weißt du das?«, fuhr Renald seine Gattin an. Die beiden Männer würdigte er keines Blickes. »Diesmal willst du zu viel, Weib! Du wirst auf dem Scheiterhaufen enden!«
»Ihr habt uns belauscht?«, fragte Eleanor gelassen. Der Mönch an ihrer Seite war vor Entsetzen wie versteinert.
»In der Tat – und deshalb weiß ich, dass du den Verstand verloren hast. Genügen die Ränke nicht, die du bereits gesponnen hast? Sind Mord, Verrat und Lüge nicht genug?«
»Seid vorsichtig, mein Gemahl«, riet sie ihm mit einem Seitenblick auf Berengar.
»Kennt dein Ehrgeiz keine Grenzen? Willst du deinen missratenen Abkömmling nun auch noch zum König krönen?«
»Ich bin seine Mutter«, erwiderte sie, als würde das alles erklären. »Ich will nur das Beste für ihn.«
»Nein, du willst nur das Beste für dich selbst! Jedes Mal, wenn der Junge aus deinem Schatten zu treten und auf eigenen Beinen zu stehen drohte, hast du einen neuen Plan entwickelt, um ihn dir hörig und von dir abhängig zu machen – genau wie jenen Affen dort«, er deutete auf Eustace, »der das Maul kaum noch aufmacht, seit er in deiner Nähe ist.«
»Immer noch besser, als ständig von Euch gescholten und kleingehalten zu werden. Glaubt Ihr, das hat Guillaume gefallen?«
» Mir ging es nie darum, sein Gefallen zu erregen, sondern darum, ihn zum Mann zu machen.«
»Zum Mann?« Eleanor lachte auf. »Und das sagt ausgerechnet Ihr? Wenn Ihr ein Mann wärt, Renald de Rein, hättet Ihr selbst für einen Erben gesorgt, statt Euren Bruder damit zu beauftragen!«
»Schweig, Weib«, knurrte Renald und griff zur Waffe.
»W arum? Ertragt Ihr die Wahrheit nicht?«
»Schweig, sage ich.« Die Rechte des Barons schloss sich um den Schwertgriff und zog daran. Blanker Stahl kam zum Vorschein.
»W ollt Ihr mich töten? Vor
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