Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
gedämpftem Tonfall, und sie bedienten sich der geschliffenen Sprache der Normannen. Conn beherrschte sie nicht gut genug, um sie fließend zu sprechen, aber er kannte genügend Worte, um zumindest ansatzweise zu verstehen, worum es ging.
    Um einen Feldzug, der ausgerüstet werden sollte.
    Um jemanden, der Robert hieß und – sofern Conn es richtig verstand – um sein Vermögen gebracht werden sollte, indem man ihn hinterrücks ermordete.
    Die Tatsache, dass er unversehens zum Zeugen eines Mordkomplotts wurde, nahm Conn nur am Rande wahr. Zum einen überraschte es ihn nicht, dass Normannen derlei Dinge im Schilde führten, und es war ihm gleich, wenn sie sich gegenseitig umbrachten; zum anderen hielt sein eigener Schmerz ihn viel zu sehr gefangen, als dass er sich um ihre Ränke geschert hätte.
    Aber dann fiel ein Name, der alles für ihn änderte.
    Guillaume de Rein!
    Conn traute seinen Ohren nicht.
    Guillaume de Rein, der Mann, der Nia auf dem Gewissen hatte und den er zu töten trachtete, war dort oben, keine fünfzehn Schritte von ihm entfernt!
    V orsichtig wagte sich Conn einen Schritt vor, um durch die Deckenöffnung einen Blick nach oben zu erhaschen, aber alles, was er sah, waren lange Schatten, die der flackernde Kerzenschein an die Wand warf. Wem die anderen Schatten gehörten, vermochte Conn nicht zu sagen – ihn interessierte nur de Rein.
    In endloser Langsamkeit glitt seine Hand unter die Tunika und griff nach dem Messer. Wie Conn erkennen sollte, welcher der vier Männer Guillaume war, wie er an den anderen vorbeigelangen und den tödlichen Stoß anbringen sollte, all das wusste er nicht. Aber sein Wille, Nias Tod zu rächen und ihren Mörder der gerechten Strafe zuzuführen, war so unbändig, dass der Verstand ihm nichts entgegenzusetzen hatte.
    Lautlos löste sich Conn aus seinem Versteck zwischen den Säulen, wollte zur Treppe, um sie hinaufzuhuschen – als sich plötzlich ein Gesteinsbrocken löste.
    Mit einem Geräusch, das die verschwörerische Stille durchbrach, fiel er zu Boden. Und in dem Moment, als der Wortführer oben zu sprechen aufhörte, wusste Conn, dass er entdeckt war.
    »Da ist jemand«, schallte es herab. »W ir wurden belauscht!«
    Entsetzt prallte Conn zurück – und ihm war, als würde er plötzlich aus dem Todesrausch gerissen, in den er wegen seiner Trauer über Nias Tod verfallen war.
    Glasklar stand ihm plötzlich vor Augen, wer er war und wo er sich befand. Zwar wollte er noch immer die Stufen hinauf, um Guillaume de Rein zu töten, aber das metallische Geräusch von Schwertern, die aus ihren Scheiden gerissen werden, machte ihm unmissverständlich klar, dass jeder Versuch aussichtslos, ja eine an Irrsinn grenzende Narrheit gewesen wäre. Und endlich wandte er sich zur Flucht.
    »Da ist er!«, rief jemand hinter ihm, in der näselnden Sprache der Besatzer. »Ich kann ihn sehen!«
    »Fasst ihn!«, brüllte ein anderer. »W er immer es ist, er darf nicht entkommen!«
    C onn war bereits an der Tür. Mit aller Kraft riss er am Riegel, aber das schwere Eisen gehorchte nicht. Schritte polterten die Stufen herab, und ein flüchtiger Blick über die Schulter zeigte Conn zwei Gestalten, die eine kräftig, die andere hager, mit blanken Klingen in den Händen. Entsetzen packte ihn, er riss noch einmal am Riegel, zerrte ihn beiseite – und riss die Tür auf.
    Er prallte gegen einen Diener, den er kurzerhand zur Seite stieß. Mit wenigen Schritten war er an der Tür, die nach draußen führte, und noch ehe der Wächter reagieren konnte, war er schon hindurchgeschlüpft.
    Es regnete noch immer.
    Kalter Wind schlug Conn entgegen, Wasser peitschte ihm ins Gesicht. Er biss die Zähne zusammen und rannte weiter, stürmte die hölzernen Stufen hinab. Seine Hoffnung, der dichte Regenschleier möge ihn schon nach wenigen Schritten den Blicken seiner Verfolger entziehen, zerschlug sich, als er sie erneut rufen hörte.
    »Da läuft er!«
    »W achen!«, schrie ein anderer. »Ein Eindringling! Fasst ihn!«
    Rings um Conn wurde die Dunkelheit lebendig.
    Auf den Wehrgängen der alten Römermauer, die die Festung nach Osten begrenzte, tauchten Soldaten auf, die aus den Unterständen stürmten, in die sie sich vor dem Unwetter geflüchtet hatten. Fackeln flammten auf, Helme und Speerspitzen schimmerten in der Dunkelheit. »Ein Eindringling! Fasst ihn!«, schallte der Alarmruf von den Mauern und pflanzte sich wie ein Echo fort.
    Abrupt änderte Conn die Laufrichtung. Durchs Osttor zu entkommen,

Weitere Kostenlose Bücher