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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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konnte er nun nicht mehr hoffen. So schnell seine zitternden Beine ihn trugen, rannte er weiter, die Böschung hinab, die sich zwischen dem Großen Turm und dem Innenhof erstreckte, während er hören konnte, wie seine Verfolger immer mehr wurden.
    » Dort läuft er!«
    »Er darf nicht entkommen!«
    »Bogenschützen!«
    Das Wort war kaum verklungen, als Conn bereits ein helles Surren vernahm. Instinktiv zog er den Kopf zwischen die Schultern. Der gefiederte Tod verfehlte ihn und bohrte sich in den vom Regen aufgeweichten Boden. Es war jedoch nur eine Frage von Augenblicken, bis der nächste Pfeil auf ihn abgeschossen wurde.
    Die Jagd war eröffnet.
    Conn rannte, so schnell die Beine ihn trugen. Eine Leiter, die an die Steinmauer angelehnt war, damit man auf den Wehrgang gelangen konnte, stach ihm ins Auge. Es gab keinen Plan, dem Conn folgte. Der pure Überlebenswille lenkte seine Schritte und ließ ihn die Sprossen erklimmen.
    »Da! Er steigt die Leiter hinauf!«
    »Er flieht! Schießt doch, ihr blinden Hunde …!«
    Wieder war das gräßliche Flirren von Pfeilen zu hören, doch der Wind und die schlechte Sicht erschwerten den Bogenschützen ihre Arbeit. Conn zuckte zusammen, als links und rechts von ihm Geschosse in die Burgmauer schlugen. Nur eines davon blieb stecken, die anderen zerbarsten am harten Gestein. Endlich erreichte Conn das Ende der Leiter und setzte darüber hinweg auf den steinernen Wehrgang, der die Zinnen säumte – nur um sich einem Wachsoldaten gegenüber zu sehen.
    Der Mann, der einen spitz geformten Helm und ein Kettenhemd trug, hatte den Speer gesenkt. Wie ein wütender Stier schnaubte er heran, bereit und willens, Conn zu durchbohren. Dieser reagierte jedoch blitzschnell, indem er sich zur Seite fallen ließ. Der tödliche Stoß ging ins Leere, und noch während er zu Boden ging, bekam Conn den Schaft des Speers kurz hinter der Spitze zu fassen. Mit dem Gewicht seines stürzenden Körpers riss er daran, was den Wächter ins Taumeln brachte. Ein dumpfer Schrei fuhr aus der Kehle des Norman n en, im nächsten Moment trat sein Fuß ins Leere, und hilflos mit den Armen rudernd, verschwand er in die Tiefe.
    Conn nahm sich nicht die Zeit nachzusehen, was aus ihm geworden war. Längst hatten seine Verfolger den Innenhof überquert und schickten sich ebenfalls an, die Mauer zu erklimmen. Kurzerhand packte Conn die Leiter und stieß sie um, worauf wütendes Geschrei von unten drang. Dann eilte er an die Zinnen.
    Ein Blick hinab sagte ihm, dass es keine gute Idee gewesen wäre zu springen. Bis zum Boden waren es gut und gerne an die vier Mannslängen, und wenn er sich beim Aufprall die Beine brach, war nichts gewonnen. Folglich huschte er weiter, den Wehrgang hinab auf den Turm zu, der sich im südöstlichen Winkel der Burg erhob, während rings um ihn Pfeile durch die Dunkelheit zischten, einige davon weit weg, andere gefährlich nah.
    »Ihr Idioten!«, hörte er eine Stimme rufen, die anders klang als die bisherigen. Autorität und unbändiger, nur mühsam in Zaum gehaltener Zorn sprachen aus ihr. »Holt ihn endlich da runter, hört ihr nicht? Muss ich erst einen von euch hängen lassen, ehe ihr gehorcht?«
    Durch die Nacht und den Regen rannte Conn auf den Eckturm zu, der zugleich den Zugang zur Südmauer bildete, gegen deren Fundamente bei Flut das Wasser des Flusses schlug. Vielleicht …
    Conn verlangsamte jäh seinen Schritt, als aus dem Eingang zum Turm ein dunkler Schatten trat – ein weiterer Wächter, in ledernem Waffenrock und mit Pfeil und Bogen bewehrt. Schon hatte er das Geschoss auf der Sehne und zog sie zurück. Conn tat, wozu die pure Verzweiflung ihm riet. Lauthals schreiend, um den Schützen einzuschüchtern, rannte er weiter und machte sich dabei so klein wie möglich. Die Sehne schnellte, der Pfeil zuckte ihm entgegen – und Conn fühlte einen brennenden Schmerz an seinem Hals.
    Halb überrascht, noch auf den Beinen zu stehen, hastete e r weiter und erreichte den feindlichen Schützen nur einen Herzschlag später. Der Mann war zu verblüfft oder entsetzt, um organisierte Gegenwehr zu leisten. Halbherzig hob er den Bogen, doch Conn warf sich mit dem ganzen Gewicht seines Körpers auf ihn, drängte ihn ins Dunkel des Turmes zurück und brachte ihn zu Fall.
    Mit einem dumpfen Aufschrei gingen beide nieder, und ein verzweifelter Kampf entbrannte. Conn spürte, wie sich die Hand des Gegners um seine Kehle legte und ihm die Luft abdrücken wollte, aber infolge der Pfeilwunde, die er

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