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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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eskalierte, ging eilig dazwischen. » Was wird mit dir geschehen, wenn Hulagu herausfindet, dass du hier bist? «
    » Ich vermute, er weiß es schon. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis seine Turgauden nach mir suchen werden. « Sie blinzelte Favola zu. » Vielleicht ist es besser, wenn ihr von mir abrückt, denn die Turgauden werden euch nicht schonen, wenn sie mich bei euch finden. «
    » Ja «, sagte Favola mit funkelndem Zorn in den Augen , » vielleicht sollten wir das. «
    » Seid still! « Albertus sprach lauter, als nötig gewesen wäre, und erntete dafür den finsteren Blick eines Wächters und einen drohenden Wink mit dem Schwert. » Da drüben tut sich etwas «, fügte er leiser hinzu.
    Alle vier verstummten und folgten seinem Blick zum Haupt eingang der Großen Halle. Eine Hälfte des haushohen Portals schwang einen Spalt weit auf, und mehrere Personen traten ein. Draußen musste allmählich die Sonne aufgehen, doch das Rot am Himmel blieb dasselbe wie in der Nacht.
    » Wer ist das? «, wisperte Libuse.
    Sinaidas Lippen bebten. Ihre Rechte krallte sich in den Saum ihres Kleides. » Shadhan! «, zischte sie.
    Libuse erinnerte sich an den Namen – Sinaida hatte ihn mehr als einmal erwähnt –, doch die drei anderen runzelten nur fragend die Stirn.
    » Shadhan der Verräter «, flüsterte Sinaida. In ihrer Stimme lag die Kälte von blankgezogenem Stahl. » Er hat das Volk der Nizaris an Hulagu ausgeliefert. Auf sein Geheiß hin wurde mein Mann ermordet. Und er war es, der den Il-Khan dazu überredet hat, gegen Bagdad zu marschieren. «
    Aelvin musterte den alten Mann, der da leicht gebeugt mit einem Gefolge von hoch gewachsenen Kriegern die Halle betreten hatte. » Warum hat er das getan? «
    » Er will die Bibliothek «, erklärte Sinaida, ohne den Blick von ihrem Todfeind zu nehmen. Noch hatte Shadhan sie nicht bemerkt. » Darum ging es ihm von Anfang an. Er will das Wissen erlangen, wie ein lebender Mensch den Garten Gottes betreten kann – das größte und älteste Geheimnis der Alten vom Berge. « Sie hatte jetzt beide Hände zu Fäusten geballt und presste sie eng an ihre Schenkel. » Er hat Khur Shah töten lassen, weil er ihm den Weg dorthin verweigert hat. Und er weiß, dass auch ich dort war – und dafür hasst er mich umso mehr. «
    Albertus musterte sie mit neu erwachtem Interesse. » Du hast den Garten Gottes gesehen? « Seine Stimme war voller Zweifel, er klang beinahe zornig.
    Sie nickte. » Und es ist mein größter Wunsch, bald dorthin zurückzukehren, um Khur Shah wiederzusehen. Aber ich werde nicht sterben, solange Shadhan am Leben ist. «
    Mit Entsetzen bemerkte Libuse, dass plötzlich ein schmaler Dolch in Sinaidas Hand lag, im Sitzen halb unter ihrem Bein verborgen.
    » Wo hast du den her? «
    » Ich bin eine Nizari. «
    Auch Favola, die neben Sinaida hockte, hatte die Klinge entdeckt. » Du wirst uns alle umbringen, wenn du ihn angreifst. «
    » Wir sind ohnehin so gut wie tot. Es macht keinen Unterschied mehr. «
    » Tu das nicht! «, forderte Aelvin.
    Wieder sah einer der Krieger von den Säulen herüber, und diesmal schien er sie nicht mehr aus den Augen zu lassen.
    » Vorsicht! «, raunte Albertus durch kaum geöffnete Lippen.
    Libuse warf Sinaida einen flehenden Blick zu, doch die Mongolenprinzessin beachtete sie nicht. Sie starrte nur den alten Mann in den dunklen Gewändern an, der mit seinem Gefolge aus Turgaudenkriegern zwischen den eingeschüchterten Gefangenen umherstreifte und augenscheinlich nach jemandem Ausschau hielt.
    » Ich bin diejenige, die er sucht «, wisperte Sinaida.
    » Weg mit dem Messer! «, presste Libuse noch einmal hervor.
    Sinaidas Hand mit der Klinge schob sich tiefer unter ihre Beine. Die Waffe war jetzt nicht mehr zu sehen.
    » Bei Gott! «, keuchte da Albertus.
    Aelvins Blick wanderte ziellos durch die Halle. » Was meint Ihr? «
    » Hinter den Kriegern! Seht! «
    Noch jemand war im Gefolge des alten Mannes durch das Portal getreten. Eine gekrümmte, verschrobene Gestalt. Ein Mann, der wie ein Affe auf allen vieren lief. Um seinen Hals lag ein breites Lederband, von dem eine silberne Kette zur Hand eines der Turgauden reichte: Der Krieger führte ihn an der Leine wie einen bissigen Hund. Wo seine Haut offen lag, am Gesicht, am Hals, an den Händen und den Füßen, war sie mit Schnittwunden und Prellungen übersät. Er war mit perfider Akribie gefoltert worden.
    Aelvins Kehle schnürte sich zu.
    » Gabriel «, flüsterte Albertus.
    Favola stieß

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