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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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ein helles Stöhnen aus, während Sinaida verwundert von einem zum anderen sah. » Wer ist das? «, fragte sie.
    Niemand gab ihr eine Antwort.
    In Libuse tobten widerstreitende Gefühle. Hass. Verwirrung. Aber auch eine gefährliche Faszination, als sie den Mann, der ihr und Corax so Schreckliches angetan hatte, wie eine gefangene Kreatur an der Kette des Kriegers dahertaumeln sah.
    » Favola? « Aelvins Sorge alarmierte Libuse. » Was ist mit dir? «
    Die Novizin klammerte sich an das Bündel mit dem Luminaschrein in ihrem Schoß.
    » Favola? «, flüsterte auch Albertus.
    » Seine Augen! « Sie sprach so leise, dass Libuse und die anderen sie kaum hören konnten. » Seht ihr denn nicht seine Augen? «
    Libuse starrte angespannt in Gabriels Richtung. Zwischen ihnen und dem Kriegertrupp lagen noch gut dreißig Schritt, eine viel zu große Distanz, um Einzelheiten seiner Züge zu erkennen, geschweige denn seine Augen. Sie alle hatten zugesehen, als die Vollstrecker des serbischen Königs ihn geblendet hatten, und selbst von weitem waren die Brandwunden auszumachen, die wie ein breites Band über sein Gesicht verliefen: eine schwarzbraune Bahn aus Schorf und schwärenden Entzündungen.
    » Sie sind so kalt « , raunte Favola.
    Libuse warf Aelvin einen hilflosen Blick zu, doch auch er verstand nicht, wovon Favola sprach. Sah sie etwas, das den anderen verborgen blieb?
    Die Männer kamen näher. Immer wieder packten sie einzelne Gefangene, zogen sie auf die Beine oder rissen ihnen den Kopf in den Nacken, damit Shadhan in ihre Gesichter blicken konnte. Er wurde immer ungeduldiger.
    Sinaidas Körper spannte sich. Jeden Augenblick mochte sie in die Höhe federn und sich auf den alten Mann inmitten seiner Krieger stürzen.
    » Sinaida «, flehte Libuse, nahm den Blick aber nicht von den Männern, » tu es nicht. «
    Favola, die zur Rechten der Mongolenprinzessin saß, stellte mit bebenden Händen das Bündel am Boden ab.
    Gabriels Kette rasselte, als er blitzartig auf eine junge Araberin zuschnellte, die am Rande eines Gefangenenpulks kniete. Noch ehe der Turgaude ihn zurückreißen konnte, hatte er die schreiende Frau zu Boden geworfen und kauerte auf allen vieren über ihr. Die Menschen um sie herum sprangen in Panik auseinander, Gebrüll hob an, und von den Säulen lösten sich mehrere Wächter, um die Ordnung wiederherzustellen. Gabriel warf den Kopf in den Nacken, stieß die groteske Nachahmung eines Wolfsheulens aus und schlug dann seine Zähne in die Brust seines Opfers. Sie kreischte und strampelte unter ihm, während ein zweiter Turgaude dem Kettenträger zu Hilfe kam. Erst gemeinsam gelang es ihnen, den Wahnsinnigen zurückzureißen. Fauchend und um sich schlagend wurde Gabriel auf den Rücken geworfen, und einer der Turgauden holte angewidert mit dem Schwert aus. Doch ein scharfer Befehl ließ ihn innehalten. Shadhan drückte wutentbrannt den Schwertarm des Kriegers nach unten.
    Die kreischende Frau presste beide Hände auf ihre Brust, der Stoff ihres Kleides hatte sich dunkel gefärbt. Andere wichen vor ihr zurück, als fürchteten sie, die Frau sei durch den Biss vom Irrsinn des Wolfsmannes angesteckt worden. Shadhan betrachtete die Araberin mit kalter Verachtung, und als sie nicht aufhören wollte zu wimmern, gab er einem der Turgauden eine knappe Order. Das Schwert des Kriegers zuckte blitzschnell vor und bohrte sich ins Herz der Frau, scheinbar beiläufig und doch so gezielt, dass ihre Schreie auf der Stelle abbrachen. Stummes Entsetzen machte sich breit, als die Tote zusammensank.
    Shadhan hatte bereits das Interesse an ihr verloren, bevor sie auf dem Marmor aufschlug. Er baute sich vor Gabriel auf, der von zwei Männern am Boden festgehalten wurde und erst aufhörte, zu treten und zu schnappen, als er Shadhans Blick auf sich spürte. Mit einem letzten Jaulen erschlafften seine Bewegungen, und Shadhan befahl den Turgauden, ihn freizugeben. Sie gehorchten nur widerstrebend. Der eine schlang sich die Kette mehrere Male ums Handgelenk.
    Die Gefährten waren ebenso vor Schreck erstarrt wie alle übrigen Gefangenen in der Halle. Nur Sinaida saß noch immer da wie ein Raubtier, das auf den Augenblick zum Zuschlagen wartet. Sie hielt das Gesicht gesenkt, sodass sie gerade eben unter dem Rand des Tuchs hervorschauen konnte, das sie sich über Hinterkopf und Schultern gebreitet hatte.
    » Lass es sein! «, sagte Libuse beschwörend. » Bitte! « Am liebsten hätte sie der Mongolenprinzessin den Dolch eigenhändig

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