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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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bringen sie dorthin. Libuses Vater ist ein Ritter … oder war mal einer. Er wird schon mit diesen Kerlen fertig werden. «
    Odo sah aus, als hätte er tausend Einwände, doch bevor er noch einen davon vorbringen konnte, berührte Favola Aelvin am Arm. » Würdet ihr das tun? Nicht für mich … für die Lumina! «
    » Wofür? «, fragte Odo.
    Aelvin nickte ihr entschieden zu. » Alles wird gut, ganz sicher. « Ein letzter Blick zum Magister, dann deutete er zur gegenüberliegenden Seite des Klosters, auf den kleinen Durchgang zwischen den Gästestallungen und einem Holzhaus mit Vorräten.
    » Dort entlang! «
    » Aber Albertus … «, begann Favola, doch für Zweifel war jetzt keine Zeit.
    » Er schafft ’ s schon allein «, sagte Aelvin. » Und wenn er so klug und weise ist, wie alle behaupten, wird er wissen, wohin wir gegangen sind. «
    Er wollte loslaufen, aber Odo hielt ihn an der Schulter zurück. » Der Weg um die Schlucht herum und zum Waldrand führt an den Männern da draußen vorbei. «
    » Nicht jeder Weg «, sagte Aelvin kopfschüttelnd.
    Odo starrte ihn an. » Du hast den Verstand verloren! «
    Aelvin streifte die Hand seines besten Freundes ab, aber er hielt seinem fassungslosen Blick ungerührt stand. » Sie werden Favola töten, Odo. Ganz gleich, was diese Kerle behaupten werden … am Ende werden sie sie töten. Du hast doch selbst gehört, was in dem anderen Kloster geschehen ist. «
    Odo blieb unentschlossen. Er zögerte, blickte zu den streitenden Mönchen am Tor, dann wieder zu Favola. Bei ihrem Anblick schmolz sein Widerwillen dahin. » Nun, wir könnten es versuchen. «
    Zu dritt liefen sie los. Aelvin sah ein letztes Mal über die Schulter, und im selben Moment blickte der Magister zu ihm herüber, öffnete den Mund, um ihm etwas zuzurufen – als von außen jemand gegen das Tor des Klosters hämmerte, so kraftvoll, dass nicht einmal die Vorhänge aus Schnee die hohlen Laute dämpften.
    » Mönche! «, rief eine herrische Stimme. » Öffnet das Tor! «
    Der Rest ging im tumultartigen Schnattern der Zisterzienser unter, und nicht einmal der Abt und Albertus konnten die erregten Brüder zur Ruhe bringen.
    Aelvin wandte sich wieder nach vorn und rannte noch schneller. Hinter Odo und Favola gelangte er zum Durchgang zwischen den Häusern und hetzte durch den wadenhohen, unberührten Schnee.
    Augenblicke später erreichten sie den schmalen Weg, der zwischen der Rückseite der Gebäude und der hohen Mauer der Klosteranlage entlangführte, einen engen Schlauch, an dieser Stelle gerade breit genug für zwei Menschen nebeneinander.
    » Da drüben, die Bretter! « Aelvin stieß Favola an und deutete an der graubraunen Mauer entlang nach Südwesten. Etwa zwanzig Schritt entfernt lehnten mehrere eingeschneite Holzlatten. Odo erreichte sie als Erster, kippte sie achtlos beiseite und zeigte auf eine Reihe von Kerben im Gestein dahinter, die vom Boden aus gerade nach oben verliefen.
    Favola wandte sich mit fragendem Blick zu Aelvin um.
    Er grinste knapp. » Das waren Odo und ich. So eine Art Geheimweg über die Mauer, wenn mal einer von uns … einen Spaziergang im Wald unternehmen wollte. «
    Odo deutete auf Aelvins Brust. » Er war ’ s. Er hat da draußen – «
    Aelvin schnitt ihm das Wort ab, indem er an ihm vorbeidrängte und als Erster einen Fuß in die untere Kerbe setzte.
    » Kaum Eis. Immerhin. « Er zog sich behände nach oben, bis er über den Mauerrand spähen konnte. Die Wand war gut zwei Mannslängen hoch, grob gemauert, und schloss oben mit einer geraden Kante ab. Es gab keine Zinnen, hinter denen man sich verbergen konnte. Falls von der anderen Seite zufällig jemand heraufschaute, musste er Aelvin unweigerlich entdecken.
    Doch sie waren zu weit vom Tor entfernt, um von dort aus sichtbar zu sein. Die Mauer machte ein Stück weiter östlich eine scharfe Biegung, die sie vor allen Blicken aus dieser Richtung schützte. Im Süden fiel die Felswand kurz hinter der Klostermauer steil in die Tiefe ab. Die Schlucht gähnte bedrohlich im Schneetreiben, und die andere Seite war nicht zu erkennen. Die alte römische Wasserleitung führte auf ihren maroden Säulen geradewegs in das Herz des Schneesturms und schien sich darin aufzulösen.
    Aelvin schaute sich noch einmal um. Falls die Männer des Erzbischofs ausgeschwärmt waren, dann nicht auf dieser Seite der Abtei, denn eine Flucht in Richtung der Schlucht würde jedem, der sich nicht auskannte, sinnlos erscheinen.
    » Niemand zu sehen «,

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