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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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trete der Magister aus einem Tunnel wirbelnder Eiskristalle auf Aelvin zu.
    » Frag nicht! « Der Zorn des Dominikaners traf ihn mit aller Wucht, und Aelvins eigene Wut verpuffte. Er widerstand gerade noch dem Reflex, sich unter dem Blick des Älteren zu ducken. » Hier bleiben kannst du nicht, so viel steht fest «, donnerte Albertus so eindringlich, als steigere er seine Stimme gerade dem Höhepunkt einer Predigt entgegen. » Du weißt zu viel. Und selbst ein Nichtsnutz wie du mag noch zu irgendetwas zu gebrauchen sein. «
    » Aber ich kann nicht von hier fortgehen! «
    » Warum nicht? «
    » Der … der Abt wird es nicht erlauben. « Dabei war es dem Abt doch vermutlich herzlich egal, ob er das Kloster verließ oder nicht. Vielleicht würde er gar froh sein, einen Unruhestifter wie ihn endlich los zu sein.
    » Der Abt wird tun, um was ich ihn bitte. « Albertus sah ihn so herausfordernd an, als wüsste er auf jeden möglichen Einwand eine Antwort.
    » Ich verstehe das nicht, Herr «, sagte Aelvin und trat von einem Fuß auf den anderen. » Ihr mögt mich nicht. Ich habe Euch widersprochen. Und ich … ich bin nur irgendein Novize. «
    » So ist es. Ein unbedeutender Tropf bist du, sonst nichts. «
    » Warum also soll ich Euch begleiten? Wenn es nur das ist , was ich über die Lumina … diese Pflanze weiß, so versichere ich Euch, dass ich – «
    Albertus brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. » Nicht in tausend Jahren würde ich dir glauben, dass du deinen Mund halten kannst, Aelvin Plappermaul! Aber ganz abgesehen davon hast du Recht. Du bist aufmüpfig, hast nichts als Flausen im Kopf, und der Klügsten einer bist du wohl auch nicht. «
    Aelvin nickte, weil er nun angstvoll an die Männer dachte, die Favolas Kloster verwüstet hatten. » Richtig. Ich wäre nur eine Last für Euch auf Eurer wichtigen Reise. Und wenn diese Söldner, die Euch verfolgen – «
    Albertus ’ Stirn legte sich in noch tiefere Falten. » Söldner? Wer hat dir gesagt, dass sie Söldner sind? Favola weiß nichts darüber und sie – « Er verstummte, als sich dunkles Begreifen über seine Züge breitete. » Du Unglücksjunge hast gelauscht! Das Gespräch zwischen dem Abt und mir … Du hast es gewagt, uns zu belauschen! «
    Aelvin schloss ergeben die Augen. Alles vorbei!, dachte er. Er wird mich windelweich prügeln. Der Abt wird mich aus dem Kloster werfen. Und dann werde ich den Männern des Erzbischofs in die Arme laufen und vermutlich dort unten neben dem Leeren Ritter Ranulf enden, auf einem Stecken wie eine Vogelscheuche.
    » Du bist wahrhaftig noch verderbter, als ich angenommen hatte! « Albertus beugte sich weiter vor, bis Aelvin seinen Atem im Gesicht spürte. Aelvin wollte sterben, auf der Stelle. » Verderbt, neugierig, ohne jeden Respekt vor anderen Menschen und dem Allmächtigen selbst! Ein Ungeziefer, das man sich vom Mantel schlägt und am Boden zertritt! Eine Ratte, die selbst den Kloaken der Städte Schande bereiten würde! Ein Wurm! Eine Zecke im Pelz der Christenheit! Eine schäbige Laus ohne Verstand und Anstand und ohne jeden Hauch von Würde! « Albertus ’ Stimme musst e s elbst durch das Schneetreiben im ganzen Kloster zu hören sein.
    Bitte, lieber Gott, dachte Aelvin mit zusammengekniffenen Augen, erschlag mich einfach mit einem Blitz, jetzt und auf der Stelle.
    Dann herrschte Ruhe.
    Ein wenig zu lange.
    Aelvin blinzelte. Öffnete erst ein Auge, dann das andere.
    Albertus stand nicht mehr vor ihm. Der Magister lehnte mit beiden Händen auf der Ummauerung des Glockenturms und wandte ihm den Rücken zu.
    » Herr? «, fragte Aelvin kleinlaut.
    Albertus gab keine Antwort. Starrte nur stumm hinaus in den Schnee, in die Richtung des Haupttors und darüber hinweg.
    » Herr? «
    » Gütiger Himmel «, flüsterte Albertus, doch seine Worte gingen beinahe unter im Fauchen der Winterwinde.
    Aelvin war auf der Stelle neben ihm, und so standen sie da, Seite an Seite, umspielt von Wind und Schnee und eiskalter Furcht.
    » Gott erbarme sich unser «, flüsterte Albertus.
    Kein Laut drang aus der Tiefe zu ihnen empor, und doch war vage etwas Dunkles draußen vor dem Tor zu erkennen, eine Masse von wogendem Grau.
    Ein Tross von Reitern, der sich dem Kloster näherte.
    *
    » Schnell! Schnell! Schnell! «
    Aelvin lief die Treppe des Glockenturms nicht hinunter, er stürzte regelrecht. Er hörte den Magister hinter sich, ihm dicht auf den Fersen.
    » Noch schneller! «
    » Aelvin! Was – « Favola, die unten am Turm

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