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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Maarten. Er war damit beschäftigt, das Band in die Halterung zu friemeln.
    „Nein, ter Haar ist kein Seeländer“, sagte Beerta. „Ich bin Seeländer. Aber ich setze mich darüber hinweg, über die Schwermütigkeit. Ich habe meine Arbeit, und ich habe Spaß daran. Und solange ich meinen Verstand und meine Augen habe, werde ich mich auch weiterhin darüber hinwegsetzen.“
    *
    „Denkst du noch manchmal darüber nach, zu kündigen?“, fragte Klaas.
    Sie hatten sich nach dem Essen wieder ins vordere Zimmer gesetzt, ins Licht der späten Sonne, das in einem breiten Streifen vom Fenster durch die offene Zwischentür bis ins hintere Zimmer reichte. Klaas saß mit dem Rücken zum Licht. Seine abstehenden Ohren wirkten im Gegenlicht rot und durchscheinend. Maarten saß auf der Couch. Nicolien hatte ihren Sessel etwas zur Seite geschoben, in den Schatten des Raumteilers zwischen dem Fenster und der Haustür. Der Rauch ihrer Zigarette kräuselte sich im Sonnenlicht nach oben und zog durch das offene Kippfenster ab. Von draußen hörte man die Stimmen von Passanten, die Geräusche eines vorbeifahrenden Autos, eine Fahrradklingel.
    „Nein“, sagte Maarten.
    „Du weißt, dass ich dir hundertfünfzig Gulden im Monat geben kann.“
    „Ja, und ich finde das verdammt nett, aber ich denke nicht, dass ich es annehmen kann.“
    „Doch nicht, weil es dich belasten würde?“
    „Nein.“
    „Sieht man einmal von deiner Getränkerechnung ab“, witzelte Klaas.
    Maarten schmunzelte. Er hatte seine Pfeife gestopft und zündete sorgfältig den Tabak an, wobei er große Rauchwolken ausstieß. Danach legte er das Streichholz in den Aschenbecher und ließ sich nach hinten sinken. Er dachte nach. „Es gibt Tage, an denen ich Gott danke, dass ich im Büro sein darf. Warum?“
    „Aber du findest es doch auch schrecklich?“, fragte Nicolien.
    „Ja, an anderen Tagen finde ich es schrecklich. Wenn Hendrik Ansing auf einem Zettel
Sack
in
Mann
verändert, könnte ich auf der Stelle aus dem Büro rennen, so bedroht fühle ich mich.“
    „Und das nimmst du Frans übel“, sagte Nicolien.
    „Das nehme ich Frans nicht übel. Ich finde nur, dass man dem nicht nachgeben darf.“
    „Worum ging es denn?“, wollte Klaas wissen.
    „Um einen Faschisten mit einer Theorie über das Ursächsisch. Auf diesem Zettel hatte ich Hendrik gebeten, ihm zu antworten.“
    „Nur weil man sich für das Ursächsische interessiert, muss man doch noch kein Faschist sein? Ich wollte darüber mal ein Referat schreiben.“
    „Das fand Hendrik auch. Ich finde es bedrohlich.“
    „Du findest also, dass ich dich bedrohe!“, sagte Klaas laut. „Das fehlt uns gerade noch.“ Er grinste.
    „Nein, denn du bist auch ein Sack“, antwortete Maarten schmunzelnd.
    „Ja, zieh dich nur aus der Affäre!“, sagte Klaas amüsiert.
    Maarten sah Nicolien an. „Ich kann Frans schon verstehen. Ich verstehe, warum jemand verletzbar ist. Ich finde nur, dass er sich noch verwundbarer macht, wenn er dem nachgibt. Das irritiert mich.“
    „Er ist nun einmal so“, sagte sie trotzig. „Ich finde das nett.“
    „Wenn jemand ein Underdog ist, findet Nicolien ihn nett“, sagte Maarten zu Klaas.
    Klaas hörte lächelnd zu.
    „Du doch auch, hoffentlich“, sagte sie giftig.
    „Underdogs irritieren mich. Das ist schlecht, ich weiß es, aber es ist die Wahrheit.“
    „Das sagst du nur, um mich zu ärgern.“
    Er schüttelte den Kopf und wandte sich wieder an Klaas. „Beerta wollte, dass ich einen Aufruf gegen das Auftreten der Franzosen in Algerien unterschreibe. Das habe ich nicht gemacht.“
    „Ich habe auch so einen Aufruf unterschrieben“, sagte Klaas.
    „Das hätte ich auch getan“, sagte Nicolien, „wenn Maarten ihn mitgebracht hätte.“
    „Einer der Gedanken, die mir kamen, ich habe natürlich eine ganze Menge gedacht, aber einer der Gedanken war: Haut nur drauf! Ordnung!“ Er lachte. „Das ist sehr schlecht.“
    „Dann bist du selbst ein Faschist“, fand Klaas.
    „Das meint er nicht so“, sagte Nicolien irritiert, „denn sonst wäre ich nicht mit ihm verheiratet.“
    „Ja“, sagte Maarten amüsiert. Er setzte sich aufrecht hin und beugte sich nach vorn. „Ich liebe solche Gespräche. Je komplizierter, desto besser.“
    „Was hat Beerta dazu gesagt?“, fragte Klaas.
    „Beerta war pikiert.“
    „Ich glaube, das wäre ich auch gewesen.“
    „Natürlich“, sagte Nicolien.
    „Aber ich fand auch, dass Beerta das in seiner Position nicht hätte tun

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