Das Büro
Herdentier in der Gruppe aufzufallen, die Angst, gesehen und beschrieben zu werden. Das wird schnell als Intimität empfunden, auch wenn es überhaupt nicht um Intimitäten geht. Dem Roman wurde häufiger vorgeworfen, dass darin kein Sex vorkomme. Aber es gibt im Büro auch keinen Sex, zumindest nicht in dem, in dem ich war.
Christoph Buchwald sagte einmal auf die Frage nach einer deutschen Übersetzung des Romans: «Ich bezweifele, ob Voskuils Anspielungen auf die niederländische Büromentalität beim deutschen Publikum ankommen.» Ist das, was Sie beschreiben, tatsächlich so typisch Niederländisch?
Ich glaube schon, dass es in einem niederländischen Büro bestimmte Gewohnheiten gibt, die man in einem anderen Land nicht kennt. Vielleicht sind die etwas lockere Einstellung und die wenig hierarchischen Verhältnisse für Deutsche ungewohnt. Ich kann mir vorstellen, dass ein Nichtniederländer dabei kurz stutzt, aber wenn er seinen Blick daraufhin den Menschen in dem Roman zuwendet und sieht, wie sie funktionieren, warum sie etwas Bestimmtes tun oder sagen, ist diese Welt für ihn ohne weiteres erkennbar.
Gibt es noch etwas, das bisher nicht zur Sprache gekommen ist und das Sie gern noch loswerden möchten?
Ja, vielleicht noch dies. Ich habe eine Abneigung gegen Bücher, bei denen sich der Autor etwas ausgedacht hat. Ich finde, dass ein Buch nur dann eine Existenzberechtigung hat, wenn sein Autor das Buch nötig hat, um ein Problem zu lösen, das er selbst in seinem eigenen Leben hat. Die Autoren, die so schreiben, sind eigentlich die Einzigen, die es wert sind, gelesen zu werden – zumindest sind es die Einzigen, die ich lese.
Das Gespräch führte Gerd Busse.
Für die Leseprobe:
© Verlag C.H.Beck oHG, München 2012
Die Texte von Lut Missinne, Arjan Peters und Gerd Busse («Eine Übersetzung wie ein Schrank») wurden mit freundlicher Genehmigung der Autoren und des Waxmann Verlags folgendem Band entnommen: Lut Missinne, Gerd Busse (Hrsg.): Het Bureau. Ein Abend mit J. J. Voskuil, © Waxmann Verlag GmbH, Münster 2011. – Das Interview mit J. J. Voskuil erschien zuerst in: Journal Arbeit 1, Nr. 1, Frühjahr 2001, S. 37–38, und wird hier gekürzt wiedergegeben.
Einbandgestaltung: Geviert – Büro für Kommunikationsdesign, München, Christian Otto
Titel der niederländischen Originalausgabe:
„Het Bureau I: Meneer Beerta“
© Copyright 1996 J. J. Voskuil, Amsterdam
Originally published by Uitgeverij G. A. van Oorschot, Amsterdam
Der Verlag dankt der niederländischen Literaturstiftung
für die Förderung der Übersetzung.
Für die deutsche Ausgabe:
1. Auflage. 2012
© Verlag C.H.Beck oHG, München 2012
Einbandgestaltung: Geviert – Büro für Kommunikationsdesign, München, Christian Otto
ISBN Buch 978 3 406 63733 9
ISBN eBook 978 3 406 63734 6
Weitere Informationen zum Buch:
www.das-büro-der-roman.de
Die gedruckte Ausgabe dieses Titels erhalten Sie im Buchhandel sowie versandkostenfrei auf unserer Website
www.chbeck.de .
Dort finden Sie auch unser gesamtes Programm und viele weitere Informationen.
Weitere Kostenlose Bücher