Das Büro
noch mal landen würdest.“ Er machte eine Bewegung mit dem Ellbogen, als wolle er Maarten einen Stups geben.
„Nein.“
„Und gefällt es dir immer noch?“
„Aber natürlich.“
„Ja, klar.“ Er kicherte.
„Wie lange sind Sie jetzt schon hier?“
„Nächsten Monat zweiundzwanzig Jahre. Ich habe hier angefangen, als ich vierzig war, also kannst du es dir ausrechnen: Ich schaffe gerade noch das Silberjubiläum.“
„Also im Krieg.“
„Ja, im Krieg. Wenn ich daran zurückdenke: keine Kohlen, fast kein Essen, wir haben was mitgemacht.“
„Ja, das war kein Zuckerschlecken.“
„Ja, für dich natürlich auch nicht.“
„Aber wir haben es überlebt!“ – Er wandte sich ab und ging zur Tür. „Und wie!“
Van Ieperen hielt dies für eine witzige Bemerkung, denn er kicherte.
Maarten ging in sein Zimmer, schloss die Tür hinter sich und setzte sich an die Schreibmaschine. Da ging die Tür schon wieder auf, und van Ieperen betrat den Raum. „Erzähl es besser nicht weiter, das mit den Nachmittagen.“
„Das ist doch schon verjährt“, sagte Maarten, seinen Widerwillen unterdrückend.
„Ja, natürlich“, sagte van Ieperen kichernd. Er zögerte. „Was hältst du eigentlich von diesem Schaafsma?“
„Ich finde ihn ganz nett.“
„Ich auch, na klar, aber wenn du mich fragst, ist er ein bisschen“, er fuhr sich mit der Hand vor der Stirn entlang, als ob er eine Fliege fangen wollte, „der sagt kein Wort, der arbeitet immer nur.“
„Bloß weil man nichts sagt, muss man noch nicht verrückt sein.“
„Nein, natürlich nicht“, sagte van Ieperen hastig. „Ich meine damit nichts Schlechtes. Aber eigenartig ist er schon.“
„Ach, er ist ein Friese, die sind nun einmal etwas schweigsamer als wir.“
„Ja, das wird es sein.“
„Das kommt daher, weil in Friesland ein schärferer Wind weht, davon kriegt man das.“
Die Bemerkung amüsierte van Ieperen sehr. Vor Lachen ging er in die Knie.
Maarten schmunzelte. Er sah vor sich hin, um zu verstehen zu geben, dass er nun gern wieder arbeiten würde.
Van Ieperen blieb noch einen Moment stehen und wartete. In die Stille hinein ertönte draußen das Glockenspiel. „Na, dann gehe ich mal wieder“, sagte er.
„Ja“, sagte Maarten, ohne zur Seite zu schauen. Er hörte, wie van Ieperen die Tür öffnete und hinter sich wieder schloss. Dann war er allein. Er fühlte sich traurig.
*
„Tag, Mutter“, sagte Maarten. Er beugte sich vor. Sie hob den Kopf und spitzte die Lippen. Er küsste sie auf die Wange. „Wie geht’s?“
„Danke. Ich soll dich grüßen.“
„Du kommst spät“, sagte Nicolien.
„Ich war auf einer Sitzung der Gesellschaft für Volkskultur.“ Er zog seine Jacke aus.
„Davon wusste ich nichts.“
„Nein“, er hängte die Jacke in die Nische unter der Treppe, nahm seine alte Hose mit in das hintere Zimmer, schloss die Vorhänge vorden Fenstern in der Zwischentür und zog sich um. Dann ging er weiter in die Küche, um sich die Hände zu waschen. Auf der Spüle standen drei Schälchen mit Erdbeeren und eine Schüssel mit Schlagsahne. Er nahm einen kleinen Löffel Schlagsahne und eine Erdbeere, gruppierte die übriggebliebenen Erdbeeren um, damit das Loch nicht auffiel, und begab sich wieder in das vordere Zimmer.
„Worum ging es denn?“, fragte Nicolien, als er sich auf die Couch setzte.
„Es war die Jahresversammlung. Die findet jedes Jahr statt.“ Er sah zu den Gläsern, ein Gläschen Eierlikör für seine Schwiegermutter und ein Schnaps für Nicolien. „Ihr habt schon mal angefangen?“
„Davon hast du mir noch nie etwas erzählt“, sagte sie verstimmt.
„Das ist doch nicht wichtig“, sagte er nun etwas irritiert, „das ist ein Haufen kompletter Idioten, die Beerta zusammengerufen hat und die jedes Jahr eine Sitzung über irgendwelche unsinnigen Themen abhalten.“
„Das hättest du mir dann doch wohl erzählen können!“
„Das tu ich doch jetzt.“
Sie stand auf. „Willst du auch einen Schnaps?“
„Gern.“
Sie ging in die Küche.
Er sah seine Schwiegermutter an. „Tag, Mien Gerstekorrel.“
„Tag auch, und so. Geht es dir gut?“
„Mir geht es gut.“
„Und du musst dann dabeisein?“, fragte Nicolien, als sie das Zimmer wieder betrat. Sie stellte ihm ein Glas hin und schenkte es voll.
„Ich bin Mitglied bei ihnen.“ Er nahm das Glas hoch. „Beerta betrachtet es als eine Art Fachvereinigung.“ Er nahm einen Schluck. „Er hat darauf bestanden, dass ich dort
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