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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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abgesucht, van Son mit einer Lupe und ich mit bloßem Auge, jedes Dreckkrümelchen aufgehoben, denn so eine Laus ist nicht so einfach zu erkennen.“
    „Herrlich!“, sagte Maarten vergnügt.
    Sie lachten.
    „Wie reagiert van Son dann?“, wollte Maarten wissen.
    „Er pfeift. Wenn es irgend etwas Unangenehmes gibt, pfeift er immer.“
    Maarten nickte. „Meine Mutter hat erzählt, dass ich immer angefangen hätte zu singen, als ich noch klein war.“
    „Ja, so gibt es bei jedem etwas anderes.“
    Sie schwiegen.
    „Wie passiert so etwas?“, fragte sich Maarten, während er nachdenklich an seiner Pfeife zog. Er sah Frans an. „Hatte er vielleicht zu stark geatmet?“
    „Ich glaube, er hat ein Schälchen umgestoßen, und da lagen sie drin.“
    „Und wie ist die Suche dann ausgegangen?“
    „Irgendwann habe ich aufgehört, daraufhin hat ein anderer helfen müssen.“
    „Und der hat sie auch nicht gefunden.“
    „Nein“, sagte Frans und lachte. „Ein kleines Büro-Drama.“
    „Ein kleines Soziodrama“, sagte Maarten zufrieden. „Eine tolle Geschichte.“
    „Ja, wer das Kleine nicht ehrt, ist des Großen nicht wert.“
    Sie amüsierten sich noch eine Weile darüber.
    „Du wolltest uns doch die Zeichnung zeigen?“, erinnerte sich Nicolien.
    Er erschrak. „O ja“, sagte er, „aber möchtet ihr nicht erst etwas trinken?“
    *
    Beerta las einen Brief. „Dass die Leute sich doch nie trauen, einem die Wahrheit zu sagen“, sagte er. Er legte die Brille hin und drehte sich zu Maarten um.
    „Selten“, gab Maarten zu, mit den Gedanken bei der Arbeit.
    „Oder vielleicht interessiert es sie einfach nicht.“
    „Das ist auch möglich.“
    Beerta sah ihn an. „Beispielsweise dieser Bert Bakker.“ Er hob den Brief ein wenig hoch.
    Maarten blickte langsam auf.
    „Der lag mir andauernd in den Ohren wegen eines Artikels über die niederländische Kritik, und im M-Muiderschloss, als ich ein bisschen betrunken war, habe ich ihm den dann zugesagt, weil ich dachte, er würde nicht mehr darauf zurückkommen. Aber natürlich kam er darauf zurück.“ Er sah Maarten ernst an. „Da habe ich also schließlich so einen Artikel geschrieben, einen, wo nicht viel drinsteht, zusammengeschustertesZeug, und habe ihm mitgeteilt, dass er mir einen großen Gefallen tun würde, ihn abzulehnen. Und jetzt schreibt er mir“, er setzte die Brille wieder auf und sah in den Brief, „dass es genau das ist, was er braucht, und er davon sehr angetan ist. Was soll ich davon bloß halten?“
    „Dass er es nicht so meint.“
    „Aber warum sagt er es dann?“
    „Das verstehe ich auch nicht. Ich hätte damit keine Probleme.“
    „Ja, du“, er setzte die Brille wieder auf und wandte sich ab, „aber du würdest wieder das gesamte Porzellan zerschlagen, und das ist auch nicht Sinn der Sache.“ Er legte den Brief zur Seite und nahm den Brieföffner, um den nächsten aufzuschneiden. „Und ich kann mich dann damit herumschlagen.“
    In diesem Moment wurde die Tür geöffnet und Balk trat ein. Er ging hastig und ohne zu grüßen zum Bücherregal, zog ein Buch heraus und ging dann wieder zur Tür zurück. „Dieses Buch steht von jetzt an bei mir!“, sagte er, sich dabei umdrehend, die Hand am Türgriff, „denn von diesem Thema versteht keiner von euch beiden etwas!“ Er wandte sich entschlossen ab und verließ den Raum.
    „Welches Buch war das?“, fragte Beerta, ohne sich umzudrehen.
    „Der
De Vries
.“
    „Den habe ich noch rezensiert“, erinnerte sich Beerta. Er schob den Stuhl zurück und stand auf, legte die Brille hin und ging um den Tisch herum zu der Stelle im Regal, wo der
De Vries
gestanden hatte. Mit den Händen auf dem Rücken betrachtete er die Lücke. „Man sollte doch meinen, dass es gerade deshalb auch hier stehen sollte“, sagte er und drehte sich zu Maarten um. Er sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    „Soll ich mich darum kümmern? Dann schaffen wir einfach ein zweites Exemplar an.“
    „Nein, das geht nicht. Das können wir dem Rechnungsprüfer gegenüber nicht rechtfertigen.“
    „Dann schaffe ich es für das Hauptbüro an“, sagte Maarten boshaft.
    Beerta reagierte nicht darauf. Er ging wieder an den Schreibtischund setzte die Brille auf, um die Lektüre des Briefs, den er gerade bearbeitete, fortzusetzen. „Balk weiß, was er will“, stellte er fest. „Ich mag das.“
    „Haben Sie jetzt schon mit ihm gesprochen?“
    „Ja“, antwortete Beerta, bereits wieder in den Brief vertieft. „Er hat

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