Das Büro
Sie diese jetzt auch noch publizieren?“, erkundigte sich Beerta. „Denn das ist doch sehr interessantes Material.“
„Das ist ein anderes Kapitel“, sagte de Brouckere, „dazu müssten Sie Professor Pieters um nähere Auskunft bitten.“
Als ob es inszeniert gewesen wäre, öffnete sich die Tür und Professor Pieters trat ein. „Herr Beerta“, sagte er und ging auf ihn zu. „Ich bitte um Vergebung, dass ich Sie habe warten lassen, doch da gab es einige Probleme, die keinen Aufschub duldeten.“ Er drückte Beerta herzlich die Hand.
„Professor Pieters“, sagte Beerta und erhob sich von seinem Stuhl, „Sie sind entschuldigt.“
„Herr Koning“, fuhr Pieters fort, während er sich Maarten zuwandte, „es ist mir ein Vergnügen, Sie ebenfalls hier zu sehen.“
„Guten Tag, Herr Pieters“, sagte Maarten lächelnd, seinen früheren Fehler wiedergutmachend. Die Eindringlichkeit, mit der der Mann zu ihm hochsah, mit den hellblauen Augen in diesem kugelrunden Kopf, amüsierte ihn.
„Und auch Ihnen ein herzliches Willkommen, mein Freund“, sagte Pieters und drückte Vanhamme die Hand.
„Und sind diese Probleme nun gelöst?“, fragte Beerta.
„Probleme sind dazu da, gelöst zu werden“, antwortete Pieters und berührte kurz Beertas Arm. „Ich nehme an, dass dies bei Ihnen auchso ist. Zum Glück, denn sonst gäbe es für uns keinen Platz.“ Er wandte sich de Brouckere zu. „Haben Sie im Restaurant reserviert?“
„Ja, Herr Stadtdirektor.“
Pieters sah mit einer raschen Bewegung auf seine Armbanduhr. „Dann schlage ich vor, dass wir jetzt aufbrechen. Wir gehen zu Fuß. Es ist hier gleich um die Ecke.“
„Wir sind beeindruckt von dem, was Sie zustande gebracht haben“, sagte Beerta und zeigte auf die Bücher und die Karte. „Es ist ganz außergewöhnlich.“
„Wir geben unser Bestes“, versicherte Pieters, „aber gleich nach dem Mittagessen habe ich noch etwas völlig anderes, ein ganz neues Projekt, das wir soeben gestartet haben.“
Das Restaurant lag am Scheldekaai in einem schmalen Haus aus dem siebzehnten Jahrhundert. Unten, gleich am Eingang, gab es eine kleine Garderobe mit einer jungen Frau, die, genau wie das Mädchen im Museum, ein schwarzes Kleid mit weißer Schürze trug. Zwischen Garderobe und Wendeltreppe stand ein weißlackiertes Tischchen mit einem großen Blumenstrauß darauf. Das Restaurant selbst befand sich im ersten Stock. Dort standen etwa ein Dutzend Tische, von denen die meisten besetzt waren. Sie bekamen den Tisch vor dem Fenster, einen runden Tisch mit Blick auf die Schelde. Unter ihnen, am Kai, herrschte reger Verkehr, dessen Lärm bis zu ihnen drang. Der Tisch war makellos weiß gedeckt, mit fünf Gedecken: Tellern, Gläsern und Besteck sowie einer Vase mit frischen Blumen in der Mitte.
„Sie sitzen neben mir“, sagte Pieters und legte seine Hand auf Maartens Arm, „denn ich habe gleich noch etwas mit Ihnen zu besprechen. Und wenn Sie an meine andere Seite kommen würden?“, sagte er zu Beerta.
Sie setzten sich, Maarten zwischen Pieters und de Brouckere, Beerta zwischen Pieters und Vanhamme. Von seinem Platz aus konnte Maarten auf die Schelde blicken, deren Wasser in der Herbstsonne funkelte und in der ein paar große Schiffe vor Anker lagen. Hinter ihm hörte man das kultivierte Stimmengewirr und das Klappern des Bestecks der anderen Gäste. Wie aus dem Nichts kam ein Ober herbeigeeilt,der die Speisekarten austeilte und sich zu Pieters hinüberbeugte. „Fragen Sie die Herren, was sie als Aperitif wünschen“, sagte Pieters, „und bringen Sie mir den Aperitif des Hauses. Und bitten Sie doch den Kellermeister, einmal zu uns zu kommen.“
„Was nimmt man hier als Aperitif?“, fragte Maarten, als sich der Ober an ihn wandte.
„Alles, was Sie wünschen“, antwortete der Ober.
Die Antwort brachte Maarten in Verlegenheit. „Dann eben einen jungen Genever!“ Er schlug die Speisekarte auf und sah sich die dort aufgeführten Gerichte an. Seine Karte enthielt keine Preise.
„Ich schlage vor, dass wir uns auf die Suppe, eine Vorspeise Ihrer Wahl und den Hasenrücken als Hauptgericht beschränken, der ist hier nämlich sehr gut“, sagte Pieters. „Nachher können wir dann eine Entscheidung über das Dessert treffen.“
Während jeder für sich die Karte studierte, brachte der Ober die Aperitifs. „Haben Sie bereits Ihre Wahl getroffen?“, fragte er Pieters und zog einen kleinen Schreibblock hervor.
Maarten war durch die Aussicht,
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