Das Büro
Ahnung!“
„In der Kommission sitzen exzellente Wissenschaftler, die in ihrem Fach einen ausgezeichneten Ruf haben!“
„Ja, in ihrem Fach vielleicht, aber von den Problemen mit einer solchen Karte wissen sie nichts.“
„Aber
ich
weiß es!“, wies ihn Beerta zurecht. „Und wenn Hendrik sich nicht ein bisschen mit dem Kommentar beeilt, kann ich ihn nicht länger halten! Sag ihm das ruhig!“ Irritiert nahm er die Zeitung wieder hoch, so dass Maarten ihn nicht mehr sehen konnte. „Das wäre zu schön“, sagte er hinter seiner Zeitung, „wenn jeder machen könnte, was er will, ohne dass man dem etwas entgegensetzen kann!“
Maarten schwieg verstimmt. Er sah aus dem Fenster. Sie fuhren über die Insel von Dordrecht und überquerten das Hollands Diep. Der Zug ratterte über die Brücke, die eisernen Stützbalken jagten am Fenster vorbei, dazwischen glitzerte das Wasser so weit er blicken konnte.
Als sie in Antwerpen den Bahnhof verließen, schien Beerta seine Sorgen bereits wieder vergessen zu haben. „Antwerpen ist doch eine herrliche Stadt“, sagte er, als sie auf der Keyserlei in Richtung Museum gingen, „ich würde für kein Geld der Welt hier leben wollen, aber ich komme gern hierher. Ich freue mich auf die Sitzung und das Essen.“
Die Sitzung fand im Museum hinter dem Rathaus statt. Es war das erste Treffen der Redaktion des Atlas, an der auch Professor Pieters und Maarten teilnahmen. Beerta und Maarten betraten das Museum durch eine Drehtür. Gleich dahinter befand sich eine große, menschenleere Halle, in die von oben ein wenig gedämpftes Licht fiel, sodass es schien, als beträten sie eine Kirche. Seitlich, hinter einem Tresen, stand ein Mann in Uniform, die Hände weit von sich gestreckt auf der Theke ruhend, und musterte sie schweigend. Hinter ihm befand sich eine Stange mit Kleiderbügeln, an denen kein einziges Kleidungsstück hing. Beerta ging mit kleinen Schritten auf ihn zu. „Mein Name ist Beerta“, sagte er. „Wir sind um halb zwölf mit Professor Pieters verabredet.“
„Einen kleinen Augenblick“, sagte der Mann. Er richtete sich langsam auf, nahm den Hörer vom Telefon und wählte eine Nummer. Es dauerte eine Weile, bis im Hörer etwas klickte und jemand seinen Namen nannte. „De Vilder“, sagte der Mann. „Die beiden Herren aus Holland für den Herrn Stadtdirektor sind gerade eingetroffen. Soll ich sie zu Ihnen schicken?“ Die Stimme im Hörer gab eine unverständliche Antwort. „Sehr wohl, ich werde es ihnen sagen“, sagte der Mann ruhig. Er legte den Hörer sorgfältig wieder auf die Gabel. „Sie werden abgeholt“, sagte er, sich ihnen zuwendend.
„Ich danke Ihnen“, sagte Beerta.
Sie wandten sich ab und betrachteten die breite Marmortreppe in der Mitte der Halle, die nach oben führte. In der Stille hörte man, wie oben im Gebäude eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde, kurz darauf ertönte das summende Geräusch eines Aufzugs. Der Lift stoppte. Neben der Garderobe öffnete sich eine Tür, und ein kleiner, untersetzter Mann mit einem Lockenkopf trat heraus. „Professor Beerta?“, fragte er und ging auf sie zu. Er streckte die Hand aus. „De Brouckere.“ Er gab Maarten, eher beiläufig, ebenfalls die Hand. „Der Herr Stadtdirektor lässt sich entschuldigen“, er wandte sich wieder Beerta zu, „er hat sich wegen einer dringenden Angelegenheit im Rathaus verspätet, aber er wird gleich hier sein. Er hat mich gebeten, Sie inzwischen einzuweisen.“
[…]
„Sie mussten dafür eine lange Reise machen“, meinte de Brouckere. Er stand auf. „Ich werde Ihnen in der Zwischenzeit einige der Ergebnisse zeigen.“ Er zog drei in rotes Leder gebundene Bücher aus demRegal an der rückwärtigen Wand und reichte jedem von ihnen einen Band. Auf dem Rücken des Bandes, den Maarten bekam, stand in goldenen Druckbuchstaben zwischen goldenen Doppelstrichen:
Zevergem.
Als er das Buch aufschlug, erwies es sich als eine Sammlung von etwa zweihundert Schreibmaschinenseiten, einseitig beschrieben, mit Volkserzählungen, fünf bis sechs pro Blatt und fortlaufend nummeriert, das alles in Gruppen angeordnet, und über jeder Gruppe standen der Name und die persönlichen Angaben des Informanten. „Von diesen Bänden gibt es jetzt bereits einhundertsiebenundachtzig. Wenn wir damit erst einmal fertig sind, werden es annähernd fünfhundert sein“, teilte de Brouckere mit.
„Kaum zu glauben“, sagte Beerta entzückt.
„Hö“, sagte Vanhamme.
„Und werden
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