Das Büro
Da kann sie keinen Schaden anrichten. Und jetzt schlaf! Du kannst einen richtig in Panik versetzen.“
Die Dienstreise
Zehn Minuten vor Abfahrt stieg Maarten zum Bahnsteig hinauf. Er ging am Zug entlang bis ganz nach vorn und sah durch die Fenster ins Wageninnere. Als er sich umdrehte und zurückging zur Treppe, sah er in der Ferne Beerta aus dem Treppenaufgang kommen. Er trug einen schwarzen Hut, der, als er näherkam, etwas zu groß für seinen Kopf wirkte, und einen grauen Übergangsmantel mit einem bordeauxroten Schal, gegen den seine braune Aktentasche ein wenig armselig abstach. Als er sich Maarten bis auf einen Meter genähert hatte, nickte er kurz. „Tag, Maarten.“ Er ging aufrecht und mit kleinen Schritten vor ihm her zum vordersten Waggon, wo er ein Abteil in der Mitte betrat. Das Abteil war noch leer. „Willst du in Fahrtrichtung sitzen?“, fragte er und drehte sich zu Maarten um. „Mir ist es egal.“
„Ja, ich würde gern in Fahrtrichtung sitzen“, sagte Maarten.
Beerta öffnete seine Tasche, holte die jüngsten Ausgaben von
Vrij Nederland, De Bazuin
und
De Waagschaal
heraus, legte die Tasche ins Gepäcknetz, zog den Mantel aus, hängte den Hut an den Haken, setzte sich und schlug die Beine übereinander, ein wenig schräg zum Fenster hin. Er öffnete
Vrij Nederland
und begann zu lesen.
Maarten sah nach draußen. Ein Mann betrat ihr Abteil und setzte sich auf den Platz an der Tür. Der Zug fuhr los. Sie passierten Sloterdijk und Halfweg. Die Weiden an der Eisenbahnlinie lagen bis hin zum Spaarndammerdeich in einem herbstlichen Morgenlicht, das Erinnerungen an vergangene Urlaubsreisen wachrief. Sie hielten in Haarlem und fuhren anschließend durch mit Stroh abgedeckte Blumenfelder, auf denen hier und da ein freistehendes, weißgekalktes oder schwarzgestrichenes Lagerhaus zwischen breiten Wassergräben stand. In Den Haag verließ der Mann an der Tür das Abteil. Maarten stand auf, um die Tür hinter ihm zu schließen. Beerta ließ die Zeitungsinken und sah ihn an. „Ich mache mir wirklich Sorgen um Hendrik“, sagte er ernst.
„Warum?“
„Es klappt nicht mit ihm.“ Er blinzelte nervös. „Er kriegt überhaupt nichts fertig. Frau Haan hat sich über ihn beklagt.“
„Ich glaube, dass Sie einfach etwas Geduld haben müssen“, sagte Maarten unwillig. Dass Fräulein Haan sich eingemischt hatte, machte ihn argwöhnisch.
„Ich habe lange genug Geduld gehabt, aber es nützt nichts. Weißt du, woran er jetzt im Augenblick arbeitet?“
„An der Karte des Pflügens.“
„Siehst du. Daran sitzt er jetzt schon vier Jahre. Und ich habe nicht den Eindruck, dass er damit vorankommt.“
„Er nimmt seine Arbeit eben ernst.“
„Ich nehme meine Arbeit auch ernst, aber ich brauche keine vier Jahre für einen Artikel.“
Maarten konnte sich an keinen Artikel von Beerta erinnern, doch er behielt es für sich. „Es ist kein normaler Artikel“, sagte er nur.
„Und ich kann mir vorstellen, dass Frau Haan sich darüber ärgert“, sagte Beerta, ohne auf seine Worte zu achten. „Wenn man so lange für einen Kommentar braucht, ist man für die wissenschaftliche Arbeit ungeeignet.“
„Ich glaube, dass Sie die Probleme unterschätzen.“ Er unterdrückte seinen Ärger. „Es ist viel schwieriger, auf einer solchen Karte eine Grenze zu datieren, als es oberflächlich scheint. Man hat keinen einzigen Anhaltspunkt.“
„Das ist überhaupt nicht schwierig. Wenn ein anderer es kann, sollte Hendrik es auch können, sonst passt er nicht hierher.“
„Dann nennen Sie einmal jemanden, der es kann.“
„Seiner zum Beispiel. Seiner
hat
in seinem Buch über die Heiligenverehrung die Grenzen datiert.“
„Weil er über datierte Angaben verfügte! Wenn ich weiß, dass sich die neuen Kirchen im Bistum Utrecht im dreizehnten Jahrhundert für Sankt Martin als Schutzpatron entschieden haben, ist es nicht schwer, die Grenze der Sankt-Martins-Verehrung zu datieren! Das ist nur einbisschen Arbeit! Aber über die Art und Weise, wie damals gepflügt wurde, wissen wir nichts!“
„Dann hätte sich Hendrik für ein anderes Thema entscheiden müssen, was sehr wohl möglich gewesen wäre“, sagte Beerta irritiert.
„Das gibt es nicht auf seinem Gebiet!“
„Das mag schon sein, aber so geht es jedenfalls auch nicht. Ich kann nicht zulassen, dass jemand vier Jahre für einen Kommentar braucht, dann bekomme ich Schwierigkeiten mit der Kommission!“
„Ach, die Kommission! Die Kommission hat doch keine
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