Das Camp (Sartos) (German Edition)
hielt.
„Vermutlich würden die eingebildeten Puten schreiend aus dem Wasser steigen, wenn ich in ihren kostbaren Pool steigen würde,- selbst wenn du mich hinein schmuggeln könntest.“ Sie sagte es lächelnd, aber eine Spur Bitterkeit war nicht zu überhören.
„Ich wünschte, wir könnten einfach unsere Sachen packen und irgendwo anders hin ziehen“, sagte Octavian und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Wohin denn? Auf den anderen Inseln wird es auch nicht anders sein und wie es in Neria ist, weiß ich auch nicht, davon abgesehen, dass ich da sowieso nicht hinkomme. Warst du schon einmal dort?“
„Nein, aber mein Vater ist öfter dort. Es muss toll sein. Da gibt es viel mehr Geschäfte und Unterhaltungsangebote, sogar ein Kino und ein Theater. Viele Leute hätten dort auch motorisierte Fortbewegungsmittel. Nicht so wie hier, wo es nur die paar Geländefahrzeuge für einige auserwählte Securitatis gibt, die Patrouille fahren.
Vater sagt, es gäbe dort auch alles Mögliche, das elektrifiziert ist. Rasiergeräte, statt Rasiermesser, Maschinen, die von alleine das Geschirr reinigen, Geräte, die den Boden säubern und sogar kleine Heimkinos, die man ins Wohnzimmer stellt und auf denen man jeden Abend ein Unterhaltungsprogramm hat.“
Reeve hing gebannt an seinen Lippen.
„Alles was wir zu Hause haben, ist ein uralter elektrifizierter Herd und die Waschmaschine, die wir uns mit drei Nachbarsfamilien teilen. Vom Kino will ich gar nicht reden. Du weißt ja selbst, was geboten wird,- alle paar Wochen ein erbauliches Werk über die Errungenschaften der Inseln.“
Sie saßen eine Weile schweigend nebeneinander und hingen ihren Gedanken nach.
„Wäre das nicht schön, wenn wir einfach irgendwohin gehen könnten, weit weg?“
Octavian hatte den Arm um sie gelegt und drückte sie an sich.
„Natürlich wäre das schön, aber wir müssen realistisch sein. Deine Eltern werden dir bald eine Braut präsentieren. Entweder eine von den Nobilitas Gänsen hier oder sie lassen eine über die Heiratsquote einschippern. Du wirst in ein paar jahren einen Platz im Senat haben und deine eigene schicke Villa besitzen. Für mich ist dann kein Platz mehr.“
Sie senkte die Augen und konnte nicht verhi ndern, dass ihre Augen feucht wurden.
„Niemals! Ich will dich! Ich werde keine Frau nehmen, die mir meine Eltern anschleppen. Noch nie zuvor, habe ich empfunden, was ich für dich empfinde. Wenn ich an dich denke, wird mir ganz warm und mein Herz beginnt zu hämmern. Das wird mir mit keiner Anderen so gehen. Du wirst sehen,- mir fällt was ein.“
Reeve wollte ihm nur zu gerne glauben. Sie schwieg und drückte ihn an sich.
„Lass die Finger von ihm“, riet ihr Troy später am Abend, als sie die grünen Bohnen vom Buschwerk pflückten.
„Ich glaubs ja, dass er begeistert von dir ist und dich wahrscheinlich sogar heiraten würde, wenn die Dinge anders wären, als sie sind, aber ich befürchte, dass er dich fallen lässt wie eine heiße Kartoffel, wenn sein Papi ihm auf die Finger klopft.“
Sie warf eine Handvoll Bohnen in den Bottich und betrachtete sie mit angeekeltem Blick. Das wird wieder die Hauptmahlzeit in den nächsten Wochen .
„Ich weiß ja selbst, dass die Sache keine Zukunft hat, aber im Moment genieße ich einfach jede Minute, die wir zusammen verbringen können. Weißt du, Octavian weiß so viele Dinge. Sich mit ihm zu unterhalten, ist ganz anders als dasselbe Gewäsch von unseren Jungs zu hören. Die interessieren sich doch für nichts anderes wie die blöden Fahrzeuge der Securitatis und dass sie gerne ein eigenes Boot hätten und so ein Blech.“
„Also, mit Rory kann ich mich sehr gut unterhalten“, fühlte Troy sich bemüßigt eine Lanze zu brechen.
„Ach ? Ihr scheint euch ja ziemlich nahe gekommen zu sein, in letzter Zeit“, meinte Reeve, mit einem süffisanten Grinsen.
„Das liegt wahrscheinlich daran, dass du ja keine Zeit mehr hast“, konterte Troy säuerlich und bückte sich, damit Reeve nicht sah, wie sie Rot anlief.
„Jedenfalls ist Octavian auch sehr feinfühlig und sensibel, nicht so wie die groben Klötze hier.“
Troy merkte, dass es ihr allmählich reichte mit Lobeshymnen.
„Das kommt vermutlich daher, dass er Zeit und Muße hatte, seine Sensibilität zu pflegen. Der musste sicher nicht den halben Winter im Kerzenlicht da sitzen, weil das Sonnenkraftwerk nicht genügend Strom lieferte. Ich kann mich nicht erinnern, dass das Nobilitas Viertel jemals im Dunkeln
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