Das Camp (Sartos) (German Edition)
wir nicht“, sagte Jenna und ließ sich in der Mitte der Lichtung nieder.
„Hier sitzen wir aber ganz schön auf dem Präsentierteller“; meinte Heather zweifelnd.
„Dafür sehen wir sie aber auch, wenn sie sich nähern.“
Sie setzten sich, Rücken an Rücken und ließen ihre Rucksäcke auf.
„Von was ernähren die sich denn, wenn grad keine flüchtigen Häftlinge hier durchkommen?“, fragte Troy und zog unbehaglich die Schultern hoch. Sie ließ den Waldrand keine Sekunde aus den Augen, ebenso wenig, wie die anderen.
„Von allem, was sie kriegen können. Hasen, Ratten, Vogeleier, Pilze. Außerdem werden sie in unregelmäßigen Abständen gefüttert. Die Aufseher werfen ihnen Essensreste hin und manchmal sogar ein halbes Schwein, wenn sie kurz vorm Verhungern sind. Schließlich sollen sie ja weiterhin herumgeistern und Angst und Schrecken in den Köpfen der Leute verbreiten. Cadaveri besitzen nur noch einen Restverstand. Sie werden von ihrer Fressgier gesteuert. Menschliche Empfindungen besitzen sie nicht mehr. Ihr Schmerzempfinden ist, durch die Gehirnmanipulation, äußerst herabgesetzt. Wenn ihr also auf einen schießt, dann müsst ihr auf den Kopf zielen. Ein Schuss in den Bauch hält sie nicht auf, selbst wenn die Gedärme herausquellen. Irgendwann krepieren sie natürlich an der Wunde, aber vorher haben sie euch umgebracht.“ Heather beobachtete intensiv das Gebüsch.
„Woher weißt du eigentlich so viel über Cadaveri ?“, fragte Josephine neugierig.
„Ich habe genügend von ihnen erschaffen.“ Die anderen schwiegen betroffen.
„Mein Job war die Programmierung . Ich habe in einem der Labors der Regierung gearbeitet. Alle, die aus welchen Gründen auch immer, eine Gedächtnismodifikation brauchen, landen in der Programmierung . Die meisten Kandidaten landen durch die Heiratsquote hier. Der Begriff ist jedem bekannt, oder?“ Alle bejahten. „Um die Inzuchtquote so niedrig wie möglich zu halten, werden in unregelmäßigen Abständen Menschen ausgetauscht. Da die Inseln völlig unterschiedliche gesellschaftliche und politische Systeme besitzen, ist es unerwünscht, kulturfremdes Gedankengut miteinander zu vermischen und so vielleicht rebellische Gedanken zu fördern. Deshalb erhält jeder, der auf eine andere Insel kommt eine Programmierung. Es werde ihm Erinnerungen eingepflanzt, die er natürlich nie hatte. Diese Erinnerungen sind aber sehr seicht und entbehren einer authentischen Grundlage. Vielleicht ist euch schon einmal aufgefallen, dass diejenigen, wenn man sie nach ihrer Vergangenheit befragt, immer dieselben Allgemeinplätze von sich geben?“ Rory und Troy grunzten vielsagend.
„Das liegt daran, dass sie a lle dasselbe, vage Erinnerungsprogramm durchlaufen. Völlig unspezifisches Zeug. Die Leute erinnern sich an freundliche Gesichter, blauen Himmel, gute Freunde, ein schönes Haus und eine erfreuliche Arbeit, fertig. Wenn sich nun jemand gegen die Programmierung wehrt, sich an seine Erinnerungen und Erfahrungen klammert und nicht bereit ist loszulassen, wird die Dosis der Stromschläge im Kopf erhöht. Irgendwann ist allerdings ein kritischer Punkt erreicht. Wenn zu viel an Gehirn zerstört ist, bleibt nur noch die menschliche Hülle übrig, der Cadaveri . Irgendwann konnte ich es nicht mehr ertragen, dabei zu zusehen, wie völlig gesunde, anständige Menschen, deren einziges Pech es war, in ein genetisch gewünschtes Ziel zu passen, zu lebenden Toten transformiert wurden und ich habe mich den Rebellen angeschlossen. Ich möchte euch jetzt nicht weiter beunruhigen, aber es ist soweit, sie haben uns eingekreist.“
Troy fuhr zusammen und umklammerte ihre Waffe. Sie hatte noch nie im Leben mit einer geschossen und der kalte Schweiß rann ihr über den Rücken. Mit zusammen gekniffenen Augen beobachtete sie den Waldrand. Jetzt konnte sie sie auch sehen, die Schatten, die sich gegen das fahle Mondlicht abzeichneten.
„Wir stehen jetzt gaaanz langsam zusammen auf“, murmelte Heather. Vorsichtig erhoben sie sich und bildeten einen engen Kreis. Die Cadaveri kamen langsam hervor. Troy konnte in ihrem Blickfeld acht Schatten ausmachen, die sich langsam, mit torkelnden Schritten, auf sie zu bewegten. Francis, der nur seinen Knüppel als Waffe hatte, sog nervös die Luft ein.
„Das einzig Gute an ihnen ist, dass sie sehr langsam sind. Wenn ich Jetzt sage, dann strahlt ihr sie mit der Lampe an und schießt auf ihre Köpfe. Verschwendet ja keine Munition!“ Sie hielten die
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