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Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Titel: Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Händen!«
    »Das werden Sie mir erst einmal beweisen müssen. Ich wünsche Ihnen jedenfalls Glück dabei.«
    »Sie bekommen Ihren Beweis, warten Sie nur ab! Mein Angebot steht, aber nicht auf ewig.«
    Von den alten Astronauten abgesehen, besaß niemand sonst in der NASA Jerrys Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit. Es war ein bisschen so, als wäre er der größte Satellit auf einer Erdumlaufbahn, abgesehen vom Mond. Daher bekam Jerry haufenweise Anrufe von Fremden. Barbara hielt ihm die meisten vom Hals. Oft kamen sie von Leuten, die sich erkundigten, wie sie Astronaut werden, Astronauten treffen oder Astronauten überzeugen könnten, sie bei dieser oder jener Wohltätigkeitsveranstaltung zu unterstützen. Ein paar Anrufe stammten von Spinnern, die sich beklagten, die NASA gebe zu viel Geld aus, oder wissen wollten, warum man noch nicht auf dem Mars sei. Der eine oder andere Anrufer wollte aber auch ein Zusammentreffen mit Aliens oder eine UFO-Sichtung melden.
    Gelegentlich aber stellte Barbara einen Anruf tatsächlich auch durch. »Jemand namens Harkins«, sagte sie. »Er sagt, er wäre Captain bei der Navy gewesen und es sei wichtig.«
    »Hat er gesagt, worum es geht, Barb?«
    »Negativ, Boss. Er will nur mit Ihnen sprechen.«
    Der Bursche war locker in den Achtzigern. Weißes, zurückgekämmtes Haar, Bifokalbrille, brüchige Stimme. Aber er saß hoch aufgerichtet auf einem Ledersessel, die Hände auf die Armlehnen gelegt. »Mein Name ist James Harkins, Mr Culpepper«, stellte er sich vor. »Ich habe bei der Navy Helikopter geflogen.«
    Jerry konnte ein Feuer im Hintergrund flackern sehen. »Tja, Mr Harkins, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin nicht sicher, ob das, was ich zu sagen habe, für Sie von Interesse ist. Aber ich glaube, es ist an der Zeit, dass jemand davon erfährt. Ich habe Sie heute im Fernsehen gesehen.«
    »Okay. Worum geht es denn, Sir?«
    »Ich war an Bord der Kennedy, als sie das Myshko-Team aufgesammelt hat. Sie waren natürlich zu dritt.« Neben Myshko waren das die beiden anderen Astronauten Louie ›Crash‹ Able und Brian Peters.
    Ein ungutes Gefühl überkam Jerry. Ob das aber nun auf der Befürchtung beruhte, er könnte etwas zu hören bekommen, das seine Überzeugungen untergraben würde, oder ob er gleich würde feststellen müssen, dass Harkins geistig nicht so fit wäre, wie er aussah, wusste Jerry nicht so recht. »Sie haben wirklich geholfen, sie einzusammeln?«
    »Nein. Aber ich war an Deck, als man sie an Bord geholt hat.«
    »Aha, und was wollten Sie mir nun erzählen?«
    »Vielleicht hat es ja nichts zu bedeuten. Aber es ergibt auf jeden Fall keinen rechten Sinn und hat mich lange, sehr lange beschäftigt. Ich hatte gerade beschlossen, es endlich zu vergessen, als ich diesen Funkverkehr mitgehört habe. Den zwischen der Kapsel und der Kontrollstation.«
    »Was haben Sie gesehen, Captain?«
    »Wir haben drei Astronauten aus dem Wasser gezogen, Mr Culpepper. Alle hatten Taschen dabei. Na ja, das ist nichts Besonderes. Es ist genau das, was man erwarten sollte. Aber einer von ihnen ist an Bord gestolpert und hat die Tasche auf Deck fallen lassen. Ich weiß nicht mehr, welcher von den dreien.«
    »Und …?«
    »Es sind ein paar Steine rausgefallen.«
    »Das ist alles?«
    »Mr Culpepper, diese Jungs waren mit einer Saturn-Rakete unterwegs. Da zählte jedes Gramm. Warum sollte einer von ihnen Steine mit ins All genommen haben?«

2
    Hätte Jerry Bucky Blackstones Angebot angenommen, hätten seine Kollegen darin einen Verrat an der NASA gesehen. Einen Verrat an ihnen. Ein Wechsel zu Blackstone hätte das Eingeständnis bedeutet, dass Jerry glaubte, die Mission der NASA sei im Grunde beendet. Dass deren Zukunft Geschichte sei. Es wäre auch, so überlegte Jerry, ein Verrat an ihm selbst.
    Er arbeitete gern für die NASA. Ihm gefiel, wofür sie stand. Der ständige Kampf um ausreichend finanzielle Mittel, der sich Jahr um Jahr fortsetzte, Jahrzehnt um Jahrzehnt, war frustrierend. Mehr als das: geeignet, einen wütend zu machen. Jerry war kein kleiner Junge, der sich dem sinnlosen Traum hingab, einmal zum Mond zu fliegen, nur um anschließend sagen zu können, er sei da gewesen. Er glaubte hartnäckig daran, dass die Menschheit sich weiterentwickeln müsse, wollte sie sich nicht zurückentwickeln. Dass der Planet übervölkert sei. Dass es ganz pragmatische Gründe gebe, außerhalb der Heimatwelt Fuß zu fassen. Jerry wusste allerdings nicht so genau, wie das ablaufen sollte. Aber

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