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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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im Sattel gewöhnt war, sich Mut faßte und also anhob zu sprechen: „Sieht so aus, als wären Sie auf Ihren Allerwertesten geplumpst, kleine Miß.“’ Wirklich, recht hübsch, Unteroffizier.“
    Jolson legte zögernd das Manuskript wieder auf den Schreibtisch.
    „Lassen Sie mich mal überlegen. Worüber haben wir uns gerade unterhalten?“
    Unteroffizier Modock sagte: „Hören Sie, es wäre eine Schande, Sie daran zu hindern, mit Hootman zu sprechen. Es ist streng geheim, sagen Sie?“
    „Außerordentlich streng geheim, ja. So geheim, daß ich Sie sogar darum bitten muß, mein Verhör nicht einmal über die Monitore zu verfolgen.“
    „Geht klar“, sagte der Unteroffizier. „Okay, ich bringe Sie zu ihm, bevor ich mich ein bißchen frisch mache.“
    „Ich danke Ihnen.“ Einen Augenblick lang führte Jolson ein frisches Taschentuch an seine Nase.
     
    Tim Hootman saß auf einem geblümten Sofa, rauchte ein Sojazigarillo und las in einem rosafarbenen Fotokopmagazin. Er war jung und blond und trug einen dünnen Kinnbart. Seinen hohen, weißen Cowboyhut hatte er tief ins Gesicht gezogen.
    Jolson blickte zurück zu Unteroffizier Modock. „Das hier ist eine Einzelzelle?“
    „Ich dachte, Sie wären schon mal in diesem Trakt gewesen“, sagte der Gefängnisleiter. „Sie müssen wissen, daß dieses Staket telemetrisch gebaut wurde, per Fernsteuerung. Die Baubehörde in Oldcastle hat das durchgeführt. Nur daß sie eben die falschen Pläne benutzt haben. Was sie hier gebaut haben, sollte eigentlich ein Erholungsheim für überalterte Parlamentarier werden. Das hier ist das kleinste Zimmer, das wir haben.“
    „Da sollten Sie sich erst mal den Todestrakt anschauen“, sagte Tim Hootman. „Da gibt es zwei Tennisplätze.“
    „Nein, Tim, das ist nicht mehr der Todestrakt“, sagte der Unteroffizier. „Die letzten drei Jahre ist niemand mehr hingerichtet worden, jedenfalls nicht vorsätzlich. Unser Staket ist nichts als ein Internierungslager. Sie sollten eigentlich froh sein, daß wir Sie von Versuchungen freihalten, bis Walton und seine Besänftigungsleute durchgereist sind. Ich meine, wenn man doch auf ihn ein Attentat verüben sollte, dann haben Sie wenigstens ein astreines Alibi.“
    „Was will denn diese Tunte?“ fragte Hootman den Unteroffizier.
    „Die was?“
    „Tunte, Schwuchtel.“ Hootman nickte in Jolson Richtung.
    Jolson hatte den Kristallüster begutachtet und seufzte verzückt. „Sie haben wirklich eine wunderbare Zelle hier, Hootman. Sie wissen wohl nicht zufällig, wer die Innendekoration gemacht hat?“
    „Irgendein halbseidener Computer.“
    Der Unteroffizier hüstelte hinter einer vorgehaltenen, klebrigen Hand. „Werd’ mich mal unter die Dusche stellen, Gardehauptmann. Wenn Sie mit Hootman fertig sind, dann drücken Sie einfach auf den Knopf dort neben der Tür.“ Er salutierte und verließ den Raum.
    „Gardehauptmann wer?“
    Jolson schritt zu dem Sofa. „Ich schätze, daß Sie freiwillig nicht mit Informationen über Sonnenblume herausrücken werden, wie?“
    Hootman legte eine Hand an seinen spärlichen Bart und rückte seinen Hut wieder zurecht. „Ich fürchte, ich verstehe nicht recht, Hauptmann.“
    Jolson holte aus und verpaßte dem Professor für Erdliteratur einen K.O.-Hieb. Dann griff er nach seiner Wahrheitsausrüstung.

 
10
     
    Wheeler-Woolsey saß auf einem mit Quasten verzierten Kissen an einem der Fenster seines fahrbaren Büros und spielte, nach vorne geneigt, Gitarre. Draußen durch das Fenster waren die Freiheitsstatue, das Empire State Building, Grant’s Mausoleum, der Central Park und ein Block schmutzigbrauner Ziegelsteinbauten namens Harlem zu sehen. Der dickliche, zum Teil aus Metall bestehende Agent des Amts für Politische Spionage hatte Jolson gerade die Landschaftsmerkmale erklärt. „Ich mag diesen Vorort“, sagte der APS-Mann zu seinen sanften Gitarrenklängen. „Hier ist das Thema Manhattan. Wenn ich alles richtig verstanden habe, dann war Manhattan eine Insel, irgendwo im Erdsystem. Ein sehr städtischer, sehr bunter Ort. Da ging’s rund.“
    Jolson, der nun er selbst war und Zivilkleidung trug, nahm gerade eine Tasse Sojakaffee aus dem Automaten in Wheeler-Woolseys Kochecke. „Und was wissen Sie nun über diesen Kerl, den Tim Hootman erwähnt hat?“
    „Ein wenig“, sagte der dicke Agent. „Seit Sie mich gestern abend anriefen, habe ich ein paar Informationen gesammelt. Sehen Sie, ich kann herumfahren und gleichzeitig Daten sammeln.

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