Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
Vom Netzwerk:
was beim Besuch eines Stakets angebracht ist. Was würden Sie denn vorschlagen?“
    „Mich dürfen Sie nicht fragen, Gardehauptmann. Mein Geruchssinn ist zur Zeit außer Betrieb, weil mir ein E-Ventil ausgefallen ist“, sagte der zusammengeschossene einäugige Roboter. „Warum kommen Sie nicht einfach herein?“
    „Ich kann doch nicht einfach reinkommen und nicht richtig riechen!“ Jolson seufzte, besprühte sich mit ein wenig Bazooka! und verschloß klickend seinen Koffer. Er zuckte enttäuscht mit den Schultern. „Na ja, machen Sie schon auf.“
    „Es ist sowieso niemand hier, nur ein paar dämliche politische Gefangene“, rief ihm der Wachposten zu. „Unteroffizier Modock ist das einzige menschliche Stabsmitglied, müssen Sie wissen.“
    „Natürlich, natürlich.“ Jolson hob sein Halstuch auf und schlug es an seinen Stiefeln aus. „Dann lassen Sie mich schon rein. Bin nur auf eine Stippvisite gekommen und muß schon bald wieder zurück, um diese verdammten Studenten zu Brei zu reiten.“
    „Sie werden wohl auch froh sein, wenn die Rundreise von Aldington J. Walton vorbei ist.“ Der Wachposten war heruntergestiegen und öffnete das große Holztor.
    „Bitte?“
    „Ich meine, wenn dieser alternde Staatsmann aus Barnum, Aldington J. Walton, endlich mit seiner Besichtigungsreise durch ist, die von Barnum und den Versöhnungskomitees der Provisorischen Regierung arrangiert worden ist, dann können wir uns alle ein bißchen ausruhen“, sagte der Wachposten. „Schließlich ist Walton ja auch der Grund, weshalb wir so viele politische Kriminelle eingebuchtet haben.“
    „Ach ja, ach ja“, sagte Jolson. Er ergriff die Zügel seines Reittiers und führte es hinter sich her. „Dieser Walton ist völlig unmöglich. Er läuft rum wie ein Klempner und stinkt wie ein Blumenstand. Er weigert sich einfach, sich von einem Computer eine persönliche Duftnote zusammenstellen zu lassen. Er kauft sich tatsächlich an diesen schmuddeligen Automaten an den Raumhäfen Rosenwasser und bekleckert sich dauernd damit.“ Jolson rieb sich die Nase. „Wonach stinkt denn bloß euer Staket hier?“
    „Ich weiß es nicht“, sagte der Wachposten und verriegelte das Tor. „Hab’ Ihnen doch gesagt, daß mein Geruchssinn kaputt ist. Gestern hatten wir einen kleinen Aufruhr, da haben ein paar von den Estruma Sechs ihre Schuhe in die Lebensmittelwand geknallt, und wir hatten ein Gemisch von Leder und Vinyl mit Pasteten und Torten. Ist es das, was Sie riechen?“
    Jolson sagte: „Da ich noch nie an einem Ort war, wo Leute ihre Schuhe durch die Gegend schmeißen, bin ich auch nicht mit den daraus möglicherweise entstehenden Gerüchen vertraut. Ich dachte, es wären mal die Estruma Zehn gewesen?“
    „Wir haben ein paar von ihnen verloren“, sagte der Wachposten. Er nahm Jolson die Zügel des Grouts ab und befestigte sie an einem Pfahl in der Nähe des hohen Zauns. „Und ein paar sind geflohen. Wenn man’s genau nimmt, wären es nicht mal sechs, wenn man Richter Schackamaxon nicht mitzählte.“
    Jolson blieb stehen und betrachtete die Gebäude des Stakets. Innerhalb der Umzäunung gab es keine dekorativen Wildwestverzierungen. Die drei langen, zweistöckigen Gebäude bestanden aus Glas und Metall. „Sie haben den Richter hier, der dem Prozeß gegen die Estruma Zehn vorgesessen hat?“
    „Dieser Prozeß ist so chaotisch verlaufen, daß der Richter selbst ziemlich merkwürdig wurde. Er hat sich mit den Zeugen herumgebalgt, einem Zeugen die Harfensaiten zerrissen, einen bekannten Elektro-Journalisten beschossen und der Frau eines Territoriumsgouverneurs in den Hintern getreten. Als die Provisorische Regierung sich dazu entschloß, den Prozeß eine Weile zu verschieben, war man der Meinung, daß es das beste sei, alle erst mal hier einzusperren, damit sie sich beruhigen. Inklusive Richter Schackamaxon.“
    „Da wird er sich wohl inzwischen beruhigt haben, wie?“
    „Nein, er ist schlimmer als vorher. Vor zwei Tagen hat er seine Perücke in der Toilette runtergespült und eine fürchterliche Schweinerei veranstaltet.“
    Jolson sagte: „Ich bin in einer kurzen, aber äußerst wichtigen Mission hier. Ich muß Tim Hootman verhören.“
    „Klar, er ist drüben im Trakt B“, sagte der Wachposten und zeigte auf ein Gebäude. „Aber Sie werden wohl ein paar Minuten warten müssen.“
    „Warum das?“
    „Es ist Teezeit, und der Unteroffizier versammelt immer die meisten Gefangenen zur Teezeit in der Cafeteria und liest ihnen

Weitere Kostenlose Bücher