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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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sagte: „Hört, meine lieben Stammesgenossen!“
    „Es ist achtzehn Uhr siebenundvierzig“, sagte die glitzernde Uhr mit einer sanften weiblichen Stimme.
    „He, du gottverdammter Wilder!“ brüllte ein kräftiger Mann, der gerade durch die Tür gestürmt kam. „Ich hab’ dir doch gesagt, daß du die nicht haben kannst. Gib mir meine Uhr zurück!“
    „Der Herr sagt uns, daß es achtzehn Uhr siebenundvierzig ist“, sagte der Häuptling. „Was meint der Herr damit genau, wenn Er also spricht?“
    „Augenverdrehender Kanake!“ Der stämmige Mann rang mit dem Häuptling und verschmierte sich dabei die Ärmel seines Partyanzugs aus gelber Seide über und über mit blauer Körperfarbe.
    „Ich glaube, ich werde dort mal am besten schlichten“, meinte Rosefield und ging auf das Handgemenge zu.
    „Kein Grund zur Besorgnis“, sagte Baby Dynamite, die nun wieder an Jolsons Seite stand.
    „Wie bitte, Ma’am?“
    „Sie können so viel auf Häuptling Nackter Tanz herumhacken wie sie wollen, aber seine große Zeit ist im Kommen.“
    „Will sagen?“
    „Will sagen, daß der Häuptling immer Häuptling Nackter Tanz bleiben wird“, sagte Baby Dynamite. „Und vielleicht wird er nicht immer nur die zweite Geige spielen.“
    „Für wen?“
    „Ich rede zuviel, viel zuviel“, sagte Baby Dynamite. „Mit der Zeit wirst du wahrscheinlich das eine oder andere erfahren, Tunky.“ Sam Rosefield hatte den wütenden neuen Gast von dem am Boden liegenden Häuptling gezerrt, und ein paar weitere Gäste waren damit beschäftigt, Häuptling Nackter Tanz wieder auf die Beine zu stellen. „Jetzt ist der Aufruhr vorbei. Kennst du irgendwelche Lieder über Möpse?“
    „Ja, aber ich werde sie nicht singen“, sagte Jolson.

 
14
     
    Während er ein Mikrophon in seinen Kopfschmuck schraubte, sagte Häuptling Nackter Tanz: „Habe gehört, daß du all diese Tex-Freaks um den Finger gewickelt hast, Tunky.“
    „Die meisten von ihnen saßen einfach da und hörten zu wie Eichelhäher auf einem Drahtzaun“, gab Jolson zu. Als der kleine, graue Mann von der Garderobe mit zwei verschmutzten Federumhängen hinauseilte, machte Jolson einen Schritt zurück. Er betrachtete den Mann genau. Bisher hatte er noch niemanden im Umkreis des Häuptlings entdeckt, der Bronzini hätte sein können. Jolson trat die grüne Tür zu und holte hinter vorgehaltener Hand das Wahrheitsspray aus der Tasche seines Einteilers. „Häuptling, schau doch bitte mal kurz hierher.“
    „Was ist denn?“
    Jolson sprühte, wartete und sah nach fünf Sekunden, wie sich die braunen Augen von Häuptling Nackter Tanz trübten. „Was ist mit Sonnenblume?“
    „Der ist nicht ganz so schlau, wie er zu sein glaubt“, murmelte der Häuptling. „Mag ja sein, daß ich im Augenblick noch sein Strohmann bin. Mag sein, daß ich ihm Insiderinformationen beschaffe, indem ich meine wichtigen Klienten ausquetsche und unter Druck setze, und daß ich auch beim Rekrutieren der Jungen behilflich bin. Mag ja sein, daß ich das alles gerade tue, aber nur, um eine günstige Gelegenheit abzuwarten.“
    „Wer ist Sonnenblume?“
    „Dieser Collegemacker“, sagte der Häuptling. „Wilbur Daniel Slack. Ich sag’ dir, was sein Problem ist. Ich sag’s dir.“
    „Sag mir erst, wo er sich aufhält.“
    „Sein Problem ist, daß er zuviel nachdenkt.“ Häuptling Nackter Tanz klopfte sich auf den Bauch, auf den nun ein scharlachfarbener Blitz gemalt war. „Und reichlich egozentrisch ist er auch. Er arbeitet zwar mit Maschinen, aber er hat nie sonderlich auf Rapports Wert gelegt. Weißt du, mein Kredo ist nämlich keineswegs nur Mist. Denn wenn man einen Rapport mit Maschinen herstellt, dann kann man … Herein!“
    Als die sechzig Sekunden des Häuptlings gerade zu Ende gingen, hatte es angefangen, an der Tür zu klopfen. „Entschuldigen Sie, Häuptling“, sagte der große lächelnde Mann, der in die Garderobe kam. „Meine Frau und ich sind heute abend auch da, in der vordersten Reihe, und da wollte ich auf einen Sprung vorbeischauen.“
    „Ich dachte, Sie wollten morgen abend kommen“, sagte der Häuptling, der nun nicht mehr unter dem Einfluß des Wahrheitssprays stand. „Oberbürgermeister Hungerford, das ist Tunky Nesper. Ein neuer singender Konvertit. Hungerford leitet drüben das Stadtzentrum Nr. 2. Ich werde dort morgen abend kurz vorbeischauen, bei dem Empfang für diesen Barnum-Politiker … Walton. Aldington J. Walton. Was machen seine Versöhnungsversuche?“
    „Ihm

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