Das Chamäleon-Korps
wußten bereits, daß der Mann, den sie für F. Scott Cutler hielten, ihren Planeten ansteuerte, um ihnen Schaden zuzufügen. Vielleicht wußten sie sogar, daß er falsch war. Auf jeden Fall versuchten sie, ihn zu eliminieren.
Jolson trug seinen Schlafrock. Er kratzte sich und setzte sich auf die Lehne seines Entspanndichsessels und wippte nachdenklich hin und her. Er, der wirkliche Jolson, war jetzt neunundzwanzig Jahre alt, und die Arbeit im Chamäleonkorps ging ihm immer mehr auf den Wecker. Nachdem man einmal behandelt worden war, konnte man das CK nie mehr verlassen. Nach einer gewissen Anzahl von Jahren konnte man aus dem aktiven Dienst ausscheiden, aber es blieb immer über einem hängen. Seit er vor fünf Monaten ausgeschieden war, hatten sie ihn zweimal zurückbeordert. Es hatte ihm nie wirklich gefallen, aber einige der Nebenaktivitäten hatten ihm durchaus Spaß gemacht. Aber er war immer stärker daran interessiert, seine Zeit und Energie darauf zu verwenden, Ben Jolson zu sein. Das wurde auch langsam Zeit.
Aus der Richtung des Wandspinds hörte er ein poliertes, gleitendes Geräusch. Jolson blickte sich im Zimmer um. Er riß den Verschluß des Schlafrocks auf und warf ihn über den Sessel. Er zögerte zunächst, dann ging er leise hinüber an die Koje und setzte sich auf ihren Rand. Er konzentrierte sich und verwandelte sich in das genaue Abbild eines orangefarbenen, flauschigen Kissens. Manche der Chamäleonkorps-Leute mochten es nicht, sich in tote Gegenstände zu verwandeln, aber das hatte Jolson nie sonderlich etwas ausgemacht. Es war sogar weniger beunruhigend, als zu einem weiteren Menschen zu werden.
Die helle Spindtür ging auf, und ein fetter, in Schweiß gebadeter Mann in einem blauen Schlafrock fiel ins Zimmer. Er hatte eine Schockpistole, in der Hand, und zwischen seiner fetten Schulter und seinem linken Arm war eine Sanitätstasche eingeklemmt. Er musterte die Kabine und lief dann ins Bad. Er kehrte zurück und fiel mitten im Raum auf alle viere. „Wo, zum Teufel, ist er?“ fragte sich der fette, schwitzende Mann. „Ich wette, er hält sich in irgendeinem anderen Teil des Schiffes versteckt. Cutler ist ja ein viel gerissenerer Versteckspieler als ich erwartet hatte.“ Der fette Mann stand auf und watschelte wieder in den Spind. Eine Sekunde später glitt die Geheimtür wieder leise zu.
Jolson beschloß, so zu bleiben wie er war. Er verbrachte die Schlafperiode als Kopfkissen.
Aus Sicherheitsgründen zog Jolson es vor, mit seinem eigenen Gesicht über die Aussteigerampe zu schreiten. Trotzdem zuckte er zusammen, als etwas auf ihn geworfen wurde. Es stellte sich als eine Handvoll gelber Blütenblätter heraus, die von einem ungeduldigen Mitglied eines Schulempfangskomitees geworfen worden waren. Das kleine Mädchen entschuldigte sich und bat Jolson, ihr die Blätter wiederzugeben.
Die Menge schien ungefähr zur Hälfte für F. Scott Cutler und zu einem Viertel gegen ihn zu sein, wobei die anderen die anderen Passagiere abholen wollten. Vor einem blauen Grillzaun war ein langer, glänzender Bodenwagen geparkt; an seiner Seite und auf seinem Dach befand sich das Staatswappen von Barafunda. Jolson zwängte sich aus der Menge und schlenderte auf den Wagen zu.
Am Lenkrad saß ein Fahrer in Zivilkleidung, steif und starr dreinblickend. Als Jolson die Empfangsgruppen hinter sich gelassen hatte, verwandelte er sich wieder in F. Scott Cutler. „Sollen Sie mich abholen?“ rief er dem Fahrer zu.
„Um Himmels willen, legen Sie sich flach!“ brüllte jemand hinter ihm.
Jolson ging in die Knie und drehte sich dabei herum. „Was?“
Der Bodenwagen explodierte.
Jolson legte sich flach und schützte seinen Kopf mit den Händen. Ein Stück Plastikstoßstange schlug gegen seinen Ellenbogen, und ein schweres Stück Reifen klatschte aufsein Hinterteil.
„Der Wagen diente zur Ablenkung, der Fahrer war eine Puppe“, sagte eine krächzende Stimme. „Die sind aufs Ganze gegangen, und Sie haben sich dem selbst ausgesetzt. Das war ein Fehler.“
Jolson stand auf und blickte den großen, breitschultrigen Mann an, der seinen Arm ergriffen hatte. „Hat die Präsidentin Sie geschickt?“
„Ja“, sagte der Mann und öffnete sein dunkles Jackett, um ihm seine eingenähten geheimen Ausweisschilder zu zeigen. „Ich bin Dennis Winslow. Um Gottes willen, kommen Sie jetzt mit mir mit!“ Er holte mit der Hand aus und drückte Jolson eine dunkle Brille auf die Nase. „Da. Und jetzt verhalten Sie
Weitere Kostenlose Bücher