Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
Vom Netzwerk:
sie. In ihrer linken Hand hielt sie ein Glas, und ihre Rechte war über seinen Magen gewölbt. „Würdest du gern die Verpackungsabteilung sehen, Jose?“
    „Nachdem ich einen Drink bekommen habe.“
    „Verpackung ist alles. Wenn die Zombies erst einmal mit Arbeitsanzügen in den richtigen Farben bestückt worden sind, können sie sehr nett aussehen. Das haben sich unsere Farbberater ausgedacht.“ Sie schüttelte den Kopf und flüsterte: „Ich verstehe nicht, wie du mich siebeneinhalb Jahre lang hast vernachlässigen können, Jose.“
    „Ich auch nicht. Aber reden wir jetzt nicht von der Vergangenheit“, sagte Jolson.
    Mrs. Hammersmith war eine straffe Frau in den Mittdreißigern. Hübsch, wenn auch auf eine spitze, kantige Weise. Ihre Hand legte sich flach auf Jolsons Brust, und sie sagte: „O nein! Schau mal dort drüben, da ist dieses verdammte Mädchen aus Barnum, die behauptet, daß wir ihren verstorbenen Vater gekauft hätten, ohne eine Genehmigung dafür zu haben. Ich bin sicher, daß sie hier aufgetaucht ist, um eine Szene zu machen. Komm mit.“ Sie ergriff Jolsons Arm und führte ihn in die entgegengesetzte Richtung.
    Terranova zu sein war äußerst interessant. Fast alle Frauen dort beachteten ihn. Die meisten von ihnen schienen es nicht unterlassen zu können, nach ihm zu greifen. Jolson schenkte ihnen allen sein Terranova-Lächeln und hielt sich an Carol Hammersmith.
    Sie schritten einen dunklen Gang entlang und kamen in einen ruhigen Raum. Die Frau sagte irgend etwas zu der Tür, und diese schloß sie ein. „Dann mal los, Jose!“
    Der Raum war voller Zeichenbretter und Staffeleien. „Eure Werbeabteilung?“
    „Ja“, sagte Mrs. Hammersmith und griff hinter sich. „Wir hoffen, daß wir bald eine große Plakataktion starten können. Merkwürdigerweise gibt es immer noch einen Haufen Leute, die überzeugt werden müssen.“
    „Wie geht’s deinem Mann?“
    „Tony? Dem geht’s gut. Wir sind gerade eben an ihm vorbeigegangen.“ Sie verengte ein Auge zu einem Schlitz. „Du hast mich kaum erkannt, bis ich dich gepackt habe, Jose.“ Sie zog ihr scharlachrotes Kleid aus und warf es fort. Das Kleid flatterte einmal auf und fiel über eine Staffelei. „Du hast doch wohl nicht alles vergessen?“
    „Nein“, sagte Jolson. „Was diesen Empfang angeht, Carol …“
    „Ich werde dafür sorgen, daß du rechtzeitig für morgen abend eingeladen wirst, Jose. Die kleine Jenny Crosby braucht Tony und mich nun einmal, auch wenn wir unterschiedlicher Meinung sind. Ich besorge dir eine Einladung.“ Sie kam näher. „Na?“
    „Na ja“, sagte Jolson und fuhr mit seinem Rollenspiel fort.
     
    In der Lobby des Ritz-Capitola sprang eine junge Rothaarige auf Jolson zu, als er sich gerade dem musikalischen Springbrunnen näherte. „Jose Terranova?“
    Die mythische Figur, die die Mitte des Brunnens bedeckte, begann gerade mit einem Baßklarinettensolo, und Jolson zog die Frau über den Mosaikfußboden in eine ruhige Nische hinein. „Ja, Ma’am?“
    „Ich bin Karen Witherspoon von der Barafunda Sun-Sun .“
    „Sun-Sun?“
    „Die Barafunda Sun, die mit der Territorial Sun fusioniert hat, vor drei Jahren, Sie erinnern sich.“
    „Ich war auf Exerzitien.“
    „Darüber würde ich gerne alles wissen.“ Die Frau war hübsch und zerbrechlich. Sie lehnte sich gegen Jolson und sagte: „Ich habe ein Mi-kro an mir verborgen, und wenn Sie mir ein Interview gewähren wollen, dann kann ich alles gleich aufnehmen.“
    „Wäre …“, sagte Jolson.
    „Wäre Ihre Suite nicht ein geeigneterer Ort für ein Interview? Das wollte ich auch gerade vorschlagen.“
    Wenn man Terranova war, brauchte man überhaupt nicht zu arbeiten. „Dann sind wir also einer Meinung.“
    Seine Suite, die Jolson mit Geld bezahlt hatte, das er in vier Juweliergeschäften, einem Spirituosenladen und einem Feinkostgeschäft gestohlen hatte, war, Terranovas Ruf entsprechend, mit Spiegeln getäfelt. Die Zimmerdecke bestand aus runden Spiegeln von einem Fuß Durchmesser, die in roten Plüsch eingelassen waren. „Setzen Sie sich“, sagte Jolson, nachdem er die Frau hineingeführt hatte.
    „Wie stehen Sie zur Zombie-Kontroverse?“ fragte die Frau und zögerte bei der Wahl zwischen einer schwarzen Ottomane und einem gelben Liebessessel.
    „Neutral“, sagte Jolson. Er zog sein Festjackett aus und blickte zufällig an die gegenüberliegende Wand. Er hatte die Illusion, drei Augen zu besitzen. Seine Hand tastete automatisch nach. Nein, er

Weitere Kostenlose Bücher