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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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zwischen Nadia und mir – und bleib in der Reihe.“
    Lemon gab einen seiner Falsettschreie von sich und lief schweigend im Zickzack davon.
    In diesem Wald gab es keine Vögel; außer dem Rascheln der trockenen Blätter im sanften Nachtwind war nichts zu hören. Als sie sich dem Friedhof näherten, den sie plündern wollten, sahen sie seine blinkenden Lichter. Hier waren springbrunnenartige Grabmäler populär, und als sie die Deckung des Walds verließen, sprühten neben ihnen farbige Wasserfontänen empor.
    Trevor blieb neben einem blauen Springbrunnen stehen und zeigte zur Linken. „Seht ihr es? Das Grabmal mit dem goldenen Wetterhahn.“
    Lemon kam um ein Pfeilermausoleum herum, einen Diktatandroiden im Arm. „Davon sind zehn Stück im Grab“, sagte er. „Der hier nimmt zweihundert Wörter in der Minute auf.“ Er machte einen Satz auf der Stelle, dann rannte er zu dem Transportwagen in der Waldlichtung.
    Die vergitterte Tür zum Grabmal des Bürgermeisters Chidsey stand offen. Trevor stand, die Hände in die Hüften gestützt, grinsend auf der Schwelle. „Schau mal, Nadia! Gut fünfzig Geräte hier. Ich hab’ dir doch gesagt, daß diese Leute von Peregrine in ihren Presseerklärungen nicht übertreiben.“
    Nadia, die dicht neben Jolson stand, sagte: „Trevor soll die schwereren Sachen nehmen. Ich helfe dir beim Tragen. Du bist das Grabplündern noch nicht gewohnt und könntest dir einen Bruch dabei heben oder so.“
    „Ich werde dir helfen“, sagte Jolson. „Ich sehe solche Sachen etwas altmodischer.“
    „Je mehr man sich kennenlernt, um so mehr erfährt man über gegenseitige Vorlieben und Abneigungen“, sagte das dicke Mädchen.
    Trevor war im Inneren des Grabgewölbes und spielte mit dem Hebel eines Miniaturbohnergeräts. Die Maschine fing an zu surren, fuhr um seinen Stiefel herum und hatte einen Quadratmeter Parkettboden gewachst, bevor er sie abstellen konnte.
    Jolson trat ein. „Werden wir Zeit genug haben, das alles rauszuschaffen, bevor man uns entdeckt?“
    „Meine Strategie, die auf erheblicher Erfahrung und gründlicher Forschung aufbaut, besteht darin“, sagte Trevor, „die wertvollsten Sachen zuerst mitzunehmen.“ Er lächelte und zeigte durch das Gewölbe. „Das da drüben, das weiße Ding mit den gebogenen Beinen. Weißt du, was das ist, Will?“
    „Eine Badewanne. Na und?“
    „Ja, aber eine echte antike Badewanne. Wahrscheinlich von einem der Erdplaneten, nehme ich an. Vermutlich mit großem Kostenaufwand für die Steuerzahler hier ins Barnum-System teleportiert. Die ist aus echtem Porzellan und hat alle erforderlichen Sicherheitseigenschaften. Dafür kann ich im Randbezirk zweitausend Dollar bekommen.“
    „Soll ich sie zum Wagen tragen?“
    „Wir werden sie zu zweit tragen“, sagte Trevor und massierte sich die Hände. „Antiquitäten sind meistens verflucht schwer.“
    An der Badewanne angekommen, fragte Jolson: „Wieviel Prozent bekomme ich eigentlich?“
    „Zehn Prozent. Das ist alles in der Angestelltenbroschüre erklärt, die ich dir zu lesen gegeben habe.“ Trevor rückte seinen Umhang zurecht und stellte sich vor der antiken Badewanne auf. „Du nimmst das hintere Ende. Ein weiterer Vorteil besteht darin, das kannst du dir übrigens von Nadia oder Lemon bestätigen lassen, daß dein Anteil nach einem Finanzjahr in der Gruppe sich auf zwölf Komma fünf erhöht. Nach fünf Jahren gibt es dann noch eine Gewinnausschüttungsvereinbarung.“
    Nadia wartete, bis Trevor und Jolson mit der Badewanne in die Nacht hinaustraten, bevor sie das Grab betrat. „Ich hole ein paar von den leichteren Gegenständen.“
    Trevor trug sein Badewannenende im Dauerlauf, und Jolson mußte sich ihm anpassen. Sie liefen um Mausoleen und Gräber herum und versuchten, den farbigen Scheinwerfern und Feuerwerken auszuweichen. Trevor hatte gerade den ersten Baum des künstlich angelegten Walds erreicht, als die Stille der Nacht von einem schnarrenden Geheul durchbrochen wurde.
    „Friedhofspatrouille?“ fragte Jolson.
    „Ja, verdammt noch einmal!“ sagte der Friedhofsguerillero.
    Während sie davonrannten, vervielfachten sich die hochgedrehten Sirenen unten im Friedhof. „Was ist mit Nadia?“ fragte Jolson.
    „Unser Prinzip lautet: Jeder sorgt für sich selbst“, sagte Trevor. „Steht auch in der Broschüre.“
    Ein Lautsprecher fing an zu schreien. „Dies ist Ihre Friedhofspatrouille für Friedhof Nummer neunundzwanzig. Wir fordern Sie auf, sich zu ergeben. Hier ist unser

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