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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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darauf zu. Er mußte zunächst einen Sprung machen, um einem Schockstab auszuweichen, und sich dann beinahe in der Wand verkriechen, um einem weiteren zu entgehen.
    Er fing einen Schlag mit seinem Attachekoffer ab und kämpfte sich rückwärts die Treppe hoch. „Hört besser auf, Leute, sonst gibt es Ärger!“
    „Geben Sie auf, Waycross“, sagte einer der Aufseher. „Damit werden Sie Ihr akademisches Ansehen nicht eben aufpolieren.“
    „Nieder mit der Entjochungsbewegung!“ rief ein zweiter Aufseher und machte sich an Jolson heran.
    „Das haben Sie schon einmal gesagt“, sagte Jolson und wich einem weiteren Schlag aus. „Ich warne euch. Haut ab und laßt mich in Ruhe.“
    „Diesmal sind Sie zu weit gegangen, Waycross“, meinte der erste Aufseher. „Diese Order aus dem Dekanat darf nicht ignoriert werden.“ Er erwischte beinahe Jolsons Fuß.
    Jolson legte die Hand auf das Schnappschloß des Attachekoffers und sagte: „Denkt dran: Ihr wolltet ja nicht hören.“ Er fing an, den Koffer zu öffnen.
     
    Vor etwas mehr als einem Tag war Ben Jolson vom Chamäleonkorps hier auf dem Planeten Tarragon eingetroffen. Er befand sich auf einer Sondermission des Amts für Politische Spionage auf Barnum, dem Planeten, der alle Planeten im Barnum-System regierte.
    Der erste Schritt war ein Treffen in seiner eigenen Identität in einem Kaffee- und Spielhaus in der Nähe der großen, pseudoaltehrwürdigen Universität Tarragon gewesen.
    Die Fenster des niedrigen, rauchgeschwängerten Kaffeehauses bestanden aus Flaschenscherben, die in Blei gefaßt waren. Verzerrte Flecken gefärbten Nachmittagslichts beleuchteten den Ort. Jolson, der den Mantelsaum seines unauffälligen blauen Zivilanzugs löste, bewegte sich durch das Getöse der Studenten zur Nische acht.
    Überall klirrten Bierseidel. Die Elfenbeinchips des venusischen Bingo klickerten hinter einem Vorhang, der ein Hinterzimmer verbarg. Das Wort Entjochung hielt Jolson auf. Es befand sich auf einem Plakat, dem ersten von sechs Stück, die soeben von einer Gruppe von Studenten hochgehalten wurden.
    Seit mehreren Wochen gab es nun schon Unruhen an der Universität Tarragon. Die Studentische Entjochungsbewegung verlangte Zugeständnisse von Dekan Riding. Jolson hatte über all das Schlafinstruktionen erhalten, aber das ging ihn nicht sonderlich viel an.
    Nahendes Pferdehufgetrappel war zu hören, und die Schilder wurden gesenkt. Jolson arbeitete sich vorwärts. Die Berittenen kamen vorbei, und die Schilder wurden wieder emporgereckt. Der Student, den er treffen wollte, hatte nicht viel mit Entjochung zu tun, wie überhaupt wenig mit akademischen Dingen. Er war ein Satansbraten von einem Sohn eines Botschafters auf Barnum, der Waycross hieß. Sein Vater bezeichnete ihn als Wüstling und Liederjan. Das Amt für Politische Spionage tat das gleiche. Man wollte den jungen Waycross benutzen. Jolson sollte ihn die nächsten vierundzwanzig Stunden lang vertreten, indem er sich für ihn ausgab.
    Sofortige Entjochung! stand auf dem Schild, hinter dem sich Nische acht verbarg. Jolson schob es beiseite und sah Miguel Waycross, der den Griff des Schildes gepackt hielt. „Sind Sie Waycross?“
    Waycross war ungefähr zwanzig und größer und schlanker als Jolson. Er trug sein dunkles Haar kurzgeschnitten und hatte, wie es bei den meisten männlichen Studenten auf Tarragon Mode zu sein schien, einen übertrieben spitzen Haaransatz in der Mitte der Stirn. „Tja“, sagte der Student, der Jolson offenbar anhand der Hinweise erkannte, die ihm der Agent des APS gegeben hatte, „ich hab’s mir anders überlegt, Sir.“
    „Ach ja?“ Jolson musterte den dicklichen jungen Mann, der Waycross gegenübersaß und mit einem Pinselende in einem Farbeimer rührte.
    „Das ist Stu Marks“, sagte Miguel Waycross. „Seit Montag vor acht Tagen ist er mein bester und engster Freund.“
    „Sie meinen damit“, sagte Jolson und setzte sich neben ihn auf die Bank, „daß Sie der Entjochungsbewegung beigetreten sind.“
    „Ja“, sagte Waycross und grinste mit gesenktem Blick. „Ich weiß, daß Sie nur einen gedankenlosen Taugenichts erwartet haben, Sir. Aber jetzt habe ich etwas, wofür ich mich engagieren kann, was mich anspornt.“
    „Das Ziel“, meinte Marks, „das macht das Ziel.“ Sein Haaransatz war nicht richtig angebracht und schnappte hoch. Er klatschte ihn wieder zurück.
    Jolson verengte seine Augen und wandte sich erneut Waycross zu. „Und nun?“
    „Stu“, sagte Waycross.

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