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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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wurde nicht nachlässig. Er lächelte die Frau an. „Terranova ist neutral auf allen Gebieten – außer im Bereich der Liebe.“ Irgend jemand befand sich in dem mit Spiegeln besetzten Schrank für Festkleidung und blickte mit einem Auge durch eine Spalte. „Was dich angeht, Karen, da habe ich eine ganz dezidierte Meinung.“ Er machte einen Schritt auf sie zu, dann blieb er stehen. „Vielleicht sollte ich mich erst einmal umziehen. Ich habe meinen Morgenmantel im Nebenzimmer gelassen. Bitte um Entschuldigung.“
    „Ja. Ich bin gespannt darauf zu hören, was Sie mir noch zu sagen haben.“
    „Und mich interessiert, was du darauf wohl antworten wirst.“
    Jolson zog sich in dem langen, breiten Badezimmer aus und legte den Hausmantel an, den er an einen Wandhaken gehängt hatte. Er stellte sich an die Tür und horchte. Er hörte leises Gesprächsmurmeln. Das bedeutete, daß Karen ein Lockvogel war, der ihn ablenken sollte. Möglicherweise war der Bursche in dem Schrank auch nicht allein. Jolson wußte nicht genau, ob sie ihn wegen seines, Terranovas, plötzlichen Wiedererscheinens verhören wollten oder über seinen möglichen Einfluß auf die Präsidentin. Vielleicht war Carol Hammersmith doch nicht so gedankenverloren gewesen, wie er gedacht hatte.
    Er blickte den wasserdichten Fernseher in der Duschkabine an, der dort auf einem Regalbrett stand. Er nickte und stopfte seine Kleider in das Dienstbotenloch. Dann zog er den Mantel aus und hievte den Fernseher herab.
    Das kleine Fenster blickte auf einen kleinen Hof hinab, der wie ein Dschungel dekoriert war. Jolson vergewisserte sich, daß sich dort unten niemand in der mondbeschienenen Dunkelheit befand. Dann warf er den Fernseher aus dem Fenster, sprang in die Duschkabine, schwang sich auf das schmale Regal und verwandelte sich in das Abbild des Fernsehers.
    Ein paar Sekunden später rief Karen: „Mr. Terranova? Jose? Sind Sie ausgerutscht und hingefallen?“ Dann ging die Tür auf. „O Gott, Bosco, er ist gesprungen.“
    „Gesprungen?“ fragte eine männliche Piepsstimme. „In die Badewanne?“
    „Aus dem verdammten Fenster.“
    „Drei Stockwerke tief?“ Bosco war ein kleiner, dunkler Mann, der in jeder Hand einen Blaster trug.
    „Die Angst bringt die Leute dazu, merkwürdige Sachen zu machen“, sagte die Frau.
    Seine Abgänge ließen die Leute immer philosophisch werden.
    „Wie, um alles in der Welt, sollen wir ihn jetzt verhören? Mr. Hammersmith sagte, daß Mr. Merkle neugierig geworden ist. Es ist möglich, daß Terranova zurückgekehrt ist, um der Präsidentin die Daumenschrauben anzulegen.“
    „Wir wissen ja nicht einmal, ob er Anti-Zombie ist“, sagte Karen.
    „Nur weil er bei dir die Weichspülermasche abgezogen hat!“
    „Na ja, gehen wir nach unten und schauen nach, ob der arme Mann noch lebt.“
    „Da habe ich meine Zweifei.“
    Jolson blieb still auf dem Regal, bis ihre Schritte in der Ferne verhallt waren. Merkle, hatten sie gesagt. Das war Jennifer Crosbys Vizepräsident. Der war also auch Pro-Zombie.
    Er verwandelte sich wieder in Jolson und rannte aus dem Bad ins Zimmer, wo er einen seiner unauffälligen Straßenanzüge anzog. Morgen abend war der Empfang, und seine Terranova-Verkleidung war auch schon ausgeleiert. Jolson sammelte alles Geld ein, das er noch besaß, und eilte aus der Suite.
     
    Das Kapitolgebäude, ein zweistöckiges Gebäude mit Türmchen und Kuppeln und sieben einzelnen Fahnenstangen, die ständig in Aktion waren, befand sich hinter einer hohen Steinmauer. Jolson aß im ‚Café Kapitolblick’ zu Mittag. Er sah, daß sich immer mehr Landlaster und Hüpf er einem Seitentor in der Mauer näherten. Sie lieferten wahrscheinlich Zubehör und Versorgungsgüter für heute abend ab.
    Das Tor wurde von zwei uniformierten Männern bewacht. Jolson beobachtete einen Lieferanten, der, nachdem er sich ausgewiesen hatte, damit begann, einen Landlaster abzuladen. Weinflaschen in Korbkästen. Jolson ging weiter. In einer Sackgasse stieg er aus seiner Kleidung und dachte einen Augenblick lang nach. Er war einen halben Block vom Eingangstor entfernt. Dann verwandelte er sich in einen unauffälligen Vogel.
    Er flog über das Lieferantentor und landete neben einem Laster. Als niemand in Sicht war, hüpfte er hinein. Der Laster war mit halblebensgroßen Statuen beladen, die offenbar Heldenfiguren aus Barafundas Vergangenheit darstellten. Jolson betrachtete sie eingehend und verwandelte sich dann in eine bärtige, militärisch

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