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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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fragte ein grauhaariger Mann in einem grauen Zivilanzug. „Ich nehme Ihren Koffer. Ich bin Eames, der Fahrstuhlchef.“
    „Keine Uniform?“
    „Würde nur Verwirrung stiften. Sie haben kein persönliches Gepäck dabei?“
    „Meine Körbe und Tragetaschen mit Feinschmeckereien werden innerhalb einer Stunde angeliefert“, sagte Jolson ihm. „Mit Kleidung und Toilettenartikeln gebe ich mich nie ab. Wenn Sie wohl den Musterkoffer in den Ausstellungsraum im Mezzanin bringen könnten?“
    „Kommen Sie doch mit!“ meinte der gebeugte Eames, der den Musterkoffer ergriffen hatte. „Man hat Ihnen einen der schönsten Stände in der Ausstellungshalle zugewiesen. Uff, der ist aber schwer!“
    „Dann nehme ich ihn selbst.“
    „Nein, nein“, sagte Eames und beugte sich noch mehr vor. „Können schließlich nicht die Andis alles übernehmen lassen. Liftboys taugen schließlich nichts, wenn sie nichts schleppen können.“ Er bewegte sich auf einen Krümmung zu, der mit einem vergoldeten Geländer geschmückt war.
    Jolson runzelte die Stirn, als er die kleinen goldenen Figuren erblickte, die die Lampenkugeln hielten, mit denen das Geländer geschmückt war. „Ich habe noch nie hölzerne Putten mit Schnauzern und Bärten gesehen.“
    „Sie sollen unseren Präsidenten-General Umberto Sousa-Meller darstellen. Nicht alle Kunstwerke im Lampwick-Territorium haben den Wandel in Sousa-Meller besonders stilvoll überstanden.“
    „Die Fensterbemalungen sind aber gar nicht schlecht geworden“, sagte Jolson, während sie die Treppe hochstiegen.
    Eames blickte zu dem Dutzend auf die Fenster gemalten Porträts von Sousa-Meller hoch. „Das waren früher religiöse Gestalten. Die meisten von ihnen trugen bereits Barte.“ Mit leiser Stimme fügte er hinzu: „25-22-11-13-24-7-11.“
    Jolson, der immer noch die Sousa-Meller-Porträts anblickte, antwortete: „21-8-18-11-8-8.“
    Eames stöhnte unter der Last des Musterkoffers. Er sagte: „Seien Sie in einer halben Stunde an Ihrem Stand, dann gebe ich Ihnen die Mikrokarteikarten. Es ist ein riesiges Buch, und wir haben zwei Karten. Der Mikrodruck hier ist immer noch ziemlich primitiv. Ihr Stand ist der dritte von links, vom Eingang aus gesehen.“
    Am Eingang zu der überkuppelten Ausstellungshalle nahm Jolson wieder seinen Koffer und sagte: „Prima. Immer mit der Ruhe.“
    Er gab Eames seine Kreditkarte, und der gebeugte Mann zog sich mit seinem Taschenterminal ein Trinkgeld ab.
    Die Kuppelüberdachung der großen Halle war mit glasierten Kacheln geschmückt, die verschiedene Grün- und Blautöne aufwiesen. Aus dem erdfarbenen Kachelboden ragten in relativ kleinen Abständen echte Palmen empor. An dem Stand, der seinem am nächsten lag, war ein hochbusiges, schwarzes Mädchen gerade dabei, ein Sprühnervengas an einer Maus vorzuführen, die in einem Käfig saß. Drei Oberstleutnants der Lampwick-Armee und vier Oberwachtmeister der Städtischen Polizei schauten dabei zu. Die Maus schien nach jedem Sprühstrahl zu sterben, doch dann rappelte sie sich immer wieder auf und schlitterte durch den Käfig, wobei sie ihre Vorderpfoten in einer Käsebettelstellung hochreckte.
    „Herrje!“ sagte das schwarze Mädchen. „Es soll sie eigentlich totmachen, mausetot, und zwar mit einem Puster!“
    Zwei der drei Oberstleutnants schüttelten voller Mitgefühl den Kopf. Der andere sagte: „Zu viele Macken, Miß, zu viele Macken.“ Er bemerkte Jolson. „Ah, endlich, Dr. Seacroft.“
    Jolson verneigte sich, schwankte ein wenig, lächelte und deutete auf das Schild, das über seinem Stand hing: SEACROFT – FÜR JEDEN ZWECK EINE WAFFE. „Sofort geschäftsbereit, liebe Freunde. Liebe Freunde und potentielle Kunden.“ Er schwang seinen Koffer in den Stand und sprang ihm über den Tresen nach. Er öffnete ihn und holte eine Flasche Weißwein hervor. „Einheimischer Weißer aus Esperanza. Aus Seetang hergestellt, aber köstlich! Besonders zu Fisch, Wildgeflügel und Proteinbraten. Hervorragend zu Sojakeksen. Kerzenlicht und Sojakekse und dazu Esperanza Weißer für zwei!“ Er entkorkte die Flasche mit einem Korkenzieher, der an seiner Uhrkette hing. Dann trank er aus der Flasche.
    „Seine einzige Schwäche“, meinte einer der Polizisten.
    „Nun denn, meine Herren, und auch Sie, Miß, wohlan!“ sagte Jolson. Er holte einen leuchtendgelben Nachtstock aus seinem Musterkoffer und berührte seinen Griff. Der Nachtstock flog durch den großen Saal, wich Palmenballen und Ständen aus, hieb einem

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