Das Chamäleon-Korps
Lust, sich in die vergleichsweise Sicherheit meines Stands zu begeben?“
„Das will ich gerne tun.“ Sie brachte ihre Maus im Käfig mit.
Das Lampwick-Territorium befand sich mitten in einer Walzermanie, und die meisten Polizisten und Militärs im Dachballsaal des Sousa-Meller Hotels tanzten gerade Walzer. Wegen der Krawalle in den Ghettos 12 und 13 war die Nacht qualmiggrau. Jolson tanzte mit einem rothaarigen Mädchen, der Verkaufsvertreterin einer Firma, die tragbare Gehirnwäscheanlagen herstellte.
„Das ist faszinierend, Miß Peterman.“
„Man kann die Befragungsgeräte an allen möglichen Stellen anbringen“, sagte sie mit ihrer leisen, höflichen Stimme. „Wir haben uns durch umfangreiche Felduntersuchungen davon überzeugen lassen, daß die Hoden dafür am geeignetsten sind. Wir empfehlen sie in allen unseren Anleitungen und Broschüren.“
„Wo, sagten Sie, ist Ihr Stand? Ich glaube, ich habe Ihre Ausstellung übersehen, Miß Peterman.“
Sie lächelte.
„Wir stellen unsere Anlagen nie aus. Und geben auch keine Vorführungen. Wir arbeiten ausschließlich auf Versandbasis.“
„Trotzdem faszinierend.“ Jolson tanzte das dürre Mädchen auf den geschwungenen Eingang des Saals zu. Er versuchte, Eames ausfindig zu machen. Der Fahrstuhlchef hatte angedeutet, daß er die Mikrokarten hier auf dem Ball übergeben würde.
Miß Peterman sagte: „Wir bauen auch größere Anlagen. Wir haben eine hübsche mobile Verhörstation. Leicht einzuparken und keine Probleme mit Ersatzteilen. Alles sehr solide gebaut.“
Ein Tablett mit Bier-Humpen kam vorbei, und Jolson ergriff einen. „Das Bier, das einfache Lampwick-Bier, ist eigentlich recht gut, meine liebe Miß Peterman, obwohl es in manchen zivilisierteren Gegenden unseres Planeten viel geschmäht wird. Es hat ein scharfes, nußähnliches Aroma und erfrischt, ohne den Magen sonderlich zu belasten.“
„O weh!“ sagte der gebeugte Mann, der das Bier-Tablett trug. Es war Eames.
„Haben Sie noch einen Nebenjob als Kellner?“ fragte Jolson. Sie hörten auf zu tanzen und blickten den kummervoll dreinblickenden Eames an.
„Lassen Sie mich Ihnen eine interessante Geschichte über dieses Bier erzählen, Sir“, sagte Eames. „Ich fürchte allerdings, daß diese Anekdote für junge Damen ein wenig zu freizügig ist, Miß. Obwohl ich es mir nicht verzeihen könnte, wenn Dr. Seacroft sie nicht zu hören bekäme.“
„Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, Miß Peterman. Wie Sie wissen, interessiere ich mich immens für Geschichten über Essen und Trinken.“
„Bei einem Mann ist das eine schätzenswerte Eigenschaft“, sagte das dürre Mädchen.
Jolson bewegte sich mit dem besorgten Eames auf eine Palme zu. „Und?“
„Schnell. 25-22-11-13-24-7-11. Haben Sie eine Antwort darauf?“
„21-8-18-11-8-8“, antwortete Jolson.
„Das habe ich befürchtet“, sagte Eames. „Ich habe gerade eben dem richtigen Dr. Seacroft das Manuskript übergeben.“
„Seacroft?“
„Er war unten im Erdenrestaurant auf der zweiten Etage und aß mit Oberstleutnant Kownoofle und Oberstleutnant LeFanu zu Abend. Als er aufstand, um an den Süßspeisenwagen zu gehen, habe ich ihm das Manuskript in die Tasche geschoben. Er selbst hat kurz darauf einen Schokonapfkuchen mit Sahnefüllung in dieselbe Tasche gestopft.“
„Großartig“, sagte Jolson. „Ist er immer noch dort unten?“
„Nein. Er und die beiden Soldaten und das Mädchen, dessen Nervengas nicht funktioniert, sind alle fortgegangen, um das Chateau der Possibilitaristischen Bruderschaft aufzusuchen.“
„Ein Kloster?“
Eames sagte: „Das und auch noch eine Weinkellerei. Sie füllen Possibilitaristische Bruderschaftsweine ab. Seacroft ist doch ein erlesener Säufer, wie Sie wissen.“
„Und außerdem wieder aus den Hafthütten entkommen“, sagte Jolson. „Also gut, wo ist das Chateau?“
„Ungefähr eine Meile von hier entfernt. Gehen Sie einfach Richtung Norden die Sousa-Meller-Promenade entlang, dann links und die Bergturmstraße hoch“, sagte der gebeugte Fahrstuhlchef. „Seien Sie vorsichtig, heute abend gibt es mehr Gewalttätigkeit als sonst. Den Elf-Uhr-Nachrichten zufolge ist der Krawallindex gestiegen.“
„Entschuldigen Sie mich bei Miß Peterman“, sagte Jolson. Er bewegte sich schnell und vorsichtig zwischen den tanzenden Offizieren hindurch und verschwand durch den Hinterausgang.
Die Patrouillenpolizistin schlug als erste auf ihn ein, zwei Blocks vom
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