Das Chamäleon-Korps
stehen, um sich mit ein paar Servomechanismen darüber zu unterhalten, daß er Sie aufsuchen wolle. Weshalb ich auch hergekommen bin.“
„Wo werden Sie Ben hinschicken?“ fragte Jennifer Hark.
Chef Mickens drückte gegen seine Wangen. „Mannomann, meine Nebenhöhlen! Diese Nebenhöhlenkopfschmerzen sind zweimal so schlimm wie die eingebildeten Kopfschmerzen, die ich früher immer hatte. Diesmal finden der Auftrag und die Impersonation hier auf Barnum statt.“
„Wo?“ Jolson ging auf die Brünette zu und nahm ihr den Besen aus der Hand.
„Na ja“, sagte Chef Mickens. „Na ja, Ben, denken Sie daran, daß Sie eine bestimmte Anzahl von Aufträgen pro Jahr für uns erledigen müssen. Sie können nicht aus dem Chamäleonkorps ausscheiden, auch wenn Sie jetzt halb pensioniert sind.“
„Okay, wo?“
„Im Lampwick-Territorium“, sagte der Chef und nieste.
Jennifer sagte: „Das ist doch ein schrecklicher Ort. Voll von den Truppen dieser Militärjunta und mit der größten Polizeimacht im Barnum-System – und dazu noch all diese Milizleute und die Freiwilligen Frauen. Das Lampwick-Territorium ist ein Polizeistaat.“
Chef Mickens lächelte das Mädchen traurig an. „Ich wünschte, Sie würden zurückkommen und für uns arbeiten, Jennifer. Sie waren eine unserer besten Agentinnen.“
Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin nicht in der gleichen Lage wie Ben. Ich kann aussteigen. Und das habe ich auch getan, seit dieser Sache letztes Jahr auf Esperanza. Mit all diesen toten Leuten.“
„Ich wußte doch, daß es Sie aus der Fassung bringen würde, lebendig begraben zu werden“, sagte der Chef. „Aber es ließ sich eben nicht ändern. Wie Ben auch weiß.“
Jolson sagte: „Ich soll Seacroft nachahmen und ins Lampwick-Territorim reisen. Weshalb?“
„Ich fühle mich immer besser dabei“, sagte Chef Mickens, während er einen Karton zurechtstellte und sich draufsetzte, „wenn ich Aufträge in meinem Büro erläutern kann. Aber da Dr. Seacroft abgehauen ist, werde ich wohl alles am besten gleich hier erklären.“ Er nieste zweimal und schüttelte den Kopf, um ihn klar zu bekommen. „In zwei Tagen findet im Sousa-Meller Palast-Hotel in der Hauptstadt des Lampwick-Territoriums, die im Augenblick Sousa-Meller City heißt, ein Kongreß von Militärs und Polizeichefs statt.“
„Sousa-Meller“, sagte Jolson. „Das ist doch der Chef der Junta, nicht wahr?“
„Ja. Nach dieser Serie von Staatsstreichen im letzten Sommer hat er die Regierung an sich gerissen. Wie Sie wissen, ist das Lampwick-Territorium unsere beste Bezugsquelle für bestimmte Pflanzenöle, deshalb will die Zentralregierung von Barnum auch nicht völlig mit dem Sousa-Meller-Regime brechen. Wir wollen dort auch nicht einmarschieren, wenn es sich irgendwie vermeiden läßt. Also müssen wir vorsichtig sein. Eine Sache, die das Amt für Politische Spionage im verborgenen unterstützt, ist die Anti-Sousa-Meller-Propaganda. Das bringt uns zu Ihrem Auftrag, Ben. Sie sollen ins Lampwick-Territorium und das Manuskript eines Romans rausschleusen. Wir haben dafür gesorgt, daß Sie während des Kongresses im Hotel kontaktiert werden. Die Seacroft-Maskerade eignet sich vorzüglich dafür, ins Territorium einzureisen und wieder herauszukommen, und das gleiche gilt für das Hotel.“
„Ein Hotel voller Soldaten und Bullen“, meinte Jolson, „scheint mir nicht unbedingt der günstigste Ort zu sein, um ein Kontrabandebuch herumzureichen.“
„In Lampwick ist kein Ort ideal“, erwiderte Chef Mickens. „Natürlich wird sich das Manuskript auf Mikrokarten befinden.“
Jolsons linke Wange höhlte sich für einen Augenblick einwärts. „Dann muß das APS mit diesem Schriftsteller Myron Woolmer in Kontakt stehen.“
„Ja“, sagte Mickens. „Nicht mit ihm selbst, sondern mit seinen Agenten. Vor dem Regime der Junta war Woolmer ein führender Diplomat von Lampwick. Er hat sich jahrelang versteckt gehalten und auf eine Gelegenheit gewartet, wieder an die Macht zu kommen. In der Zwischenzeit schreibt er politische Romane. Der eine, der letztes Jahr aus Lampwick herausgeschmuggelt wurde, Das Schwert und die Faust, war im ganzen Barnum-Planetensystem ein Bestseller. Jedenfalls dort, wo es noch Bücher gibt.“
„Dieser Roman hat die Regierung von Lampwick auch nicht gestürzt“, sagte Jolson.
„Bücher können nicht alles machen. Auch Propaganda braucht ihre Zeit“, meinte der Chef. „Dieser zweite Roman soll ein kaum
Weitere Kostenlose Bücher