Das Chamäleon-Korps
und sprang erneut. Zwei der Aufseher umringten den Tisch und stürzten sich auf ihn. Der schwarze Attachekoffer, der an sein Handgelenk gekettet war, verlieh Jolson leichte Schlagseite, und er kam nicht ganz so auf, wie er es vorgehabt hatte. Er duckte sich, und einer der graugekleideten Aufseher segelte über seinen Kopf hinweg und krachte in den simulierten Kamin.
Nun mußte er nur noch dreien von Dekan Ridings Leuten entkommen. Die wenigen Gäste der kleinen Taverne in der Nähe des Raumhafens hatten sich an die Wände gedrückt. Das ganze Getöse und Geprügele hatte an dem Andi-Barkeeper irgend etwas kaputtgemacht. Er zapfte nun ununterbrochen grünes Bier und stellte die Humpen reihenweise auf die Theke. Jolson erblickte eine Treppe und rannte darauf zu. Er mußte zunächst einen Sprung machen, um einem Schockstab auszuweichen, und sich dann beinahe in der Wand verkriechen, um einem weiteren zu entgehen.
Er fing einen Schlag mit seinem Attachekoffer ab und kämpfte sich rückwärts die Treppe hoch. „Hört besser auf, Leute, sonst gibt es Ärger!“
„Geben Sie auf, Waycross“, sagte einer der Aufseher. „Damit werden Sie Ihr akademisches Ansehen nicht eben aufpolieren.“
„Nieder mit der Entjochungsbewegung!“ rief ein zweiter Aufseher und machte sich an Jolson heran.
„Das haben Sie schon einmal gesagt“, sagte Jolson und wich einem weiteren Schlag aus. „Ich warne euch. Haut ab und laßt mich in Ruhe.“
„Diesmal sind Sie zu weit gegangen, Waycross“, meinte der erste Aufseher. „Diese Order aus dem Dekanat darf nicht ignoriert werden.“ Er erwischte beinahe Jolsons Fuß.
Jolson legte die Hand auf das Schnappschloß des Attachekoffers und sagte: „Denkt dran: Ihr wolltet ja nicht hören.“ Er fing an, den Koffer zu öffnen.
Vor etwas mehr als einem Tag war Ben Jolson vom Chamäleonkorps hier auf dem Planeten Tarragon eingetroffen. Er befand sich auf einer Sondermission des Amts für Politische Spionage auf Barnum, dem Planeten, der alle Planeten im Barnum-System regierte.
Der erste Schritt war ein Treffen in seiner eigenen Identität in einem Kaffee- und Spielhaus in der Nähe der großen, pseudoaltehrwürdigen Universität Tarragon gewesen.
Die Fenster des niedrigen, rauchgeschwängerten Kaffeehauses bestanden aus Flaschenscherben, die in Blei gefaßt waren. Verzerrte Flecken gefärbten Nachmittagslichts beleuchteten den Ort. Jolson, der den Mantelsaum seines unauffälligen blauen Zivilanzugs löste, bewegte sich durch das Getöse der Studenten zur Nische acht.
Überall klirrten Bierseidel. Die Elfenbeinchips des venusischen Bingo klickerten hinter einem Vorhang, der ein Hinterzimmer verbarg. Das Wort Entjochung hielt Jolson auf. Es befand sich auf einem Plakat, dem ersten von sechs Stück, die soeben von einer Gruppe von Studenten hochgehalten wurden.
Seit mehreren Wochen gab es nun schon Unruhen an der Universität Tarragon. Die Studentische Entjochungsbewegung verlangte Zugeständnisse von Dekan Riding. Jolson hatte über all das Schlafinstruktionen erhalten, aber das ging ihn nicht sonderlich viel an.
Nahendes Pferdehufgetrappel war zu hören, und die Schilder wurden gesenkt. Jolson arbeitete sich vorwärts. Die Berittenen kamen vorbei, und die Schilder wurden wieder emporgereckt. Der Student, den er treffen wollte, hatte nicht viel mit Entjochung zu tun, wie überhaupt wenig mit akademischen Dingen. Er war ein Satansbraten von einem Sohn eines Botschafters auf Barnum, der Waycross hieß. Sein Vater bezeichnete ihn als Wüstling und Liederjan. Das Amt für Politische Spionage tat das gleiche. Man wollte den jungen
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