Das Chamäleon-Korps
sagte Mrs. Hammersmith und griff hinter sich. „Wir hoffen, daß wir bald eine große Plakataktion starten können. Merkwürdigerweise gibt es immer noch einen Haufen Leute, die überzeugt werden müssen.“
„Wie geht’s deinem Mann?“
„Tony? Dem geht’s gut. Wir sind gerade eben an ihm vorbeigegangen.“ Sie verengte ein Auge zu einem Schlitz. „Du hast mich kaum erkannt, bis ich dich gepackt habe, Jose.“ Sie zog ihr scharlachrotes Kleid aus und warf es fort. Das Kleid flatterte einmal auf und fiel über eine Staffelei. „Du hast doch wohl nicht alles vergessen?“
„Nein“, sagte Jolson. „Was diesen Empfang angeht, Carol …“
„Ich werde dafür sorgen, daß du rechtzeitig für morgen abend eingeladen wirst, Jose. Die kleine Jenny Crosby braucht Tony und mich nun einmal, auch wenn wir unterschiedlicher Meinung sind. Ich besorge dir eine Einladung.“ Sie kam näher. „Na?“
„Na ja“, sagte Jolson und fuhr mit seinem Rollenspiel fort.
In der Lobby des Ritz-Capitola sprang eine junge Rothaarige auf Jolson zu, als er sich gerade dem musikalischen Springbrunnen näherte. „Jose Terranova?“
Die mythische Figur, die die Mitte des Brunnens bedeckte, begann gerade mit einem Baßklarinettensolo, und Jolson zog die Frau über den Mosaikfußboden in eine ruhige Nische hinein. „Ja, Ma’am?“
„Ich bin Karen Witherspoon von der Barafunda Sun-Sun .“
„Sun-Sun?“
„Die Barafunda Sun, die mit der Territorial Sun fusioniert hat, vor drei Jahren, Sie erinnern sich.“
„Ich war auf Exerzitien.“
„Darüber würde ich gerne alles wissen.“ Die Frau war hübsch und zerbrechlich. Sie lehnte sich gegen Jolson und sagte: „Ich habe ein Mi-kro an mir verborgen, und wenn Sie mir ein Interview gewähren wollen, dann kann ich alles gleich aufnehmen.“
„Wäre …“, sagte Jolson.
„Wäre Ihre Suite nicht ein geeigneterer Ort für ein Interview? Das wollte ich auch gerade vorschlagen.“
Wenn man Terranova war, brauchte man überhaupt nicht zu arbeiten. „Dann sind wir also einer Meinung.“
Seine Suite, die Jolson mit Geld bezahlt hatte, das er in vier Juweliergeschäften, einem Spirituosenladen und einem Feinkostgeschäft gestohlen hatte, war, Terranovas Ruf entsprechend, mit Spiegeln getäfelt. Die Zimmerdecke bestand aus runden Spiegeln von einem Fuß Durchmesser, die in roten Plüsch eingelassen waren. „Setzen Sie sich“, sagte Jolson, nachdem er die Frau hineingeführt hatte.
„Wie stehen Sie zur Zombie-Kontroverse?“ fragte die Frau und zögerte bei der Wahl zwischen einer schwarzen Ottomane und einem gelben Liebessessel.
„Neutral“, sagte Jolson. Er zog sein Festjackett aus und blickte zufällig an die gegenüberliegende Wand. Er hatte die Illusion, drei Augen zu besitzen. Seine Hand tastete automatisch nach. Nein, er wurde nicht nachlässig. Er lächelte die Frau an. „Terranova ist neutral auf allen Gebieten – außer im Bereich der Liebe.“ Irgend jemand befand sich in dem mit Spiegeln besetzten Schrank für Festkleidung und blickte mit einem Auge durch eine Spalte. „Was dich angeht, Karen, da habe ich eine ganz dezidierte Meinung.“ Er machte einen Schritt auf sie zu, dann blieb er stehen. „Vielleicht sollte ich mich erst einmal umziehen. Ich habe meinen Morgenmantel im Nebenzimmer gelassen. Bitte um Entschuldigung.“
„Ja. Ich bin gespannt darauf zu hören, was Sie mir noch zu sagen haben.“
„Und mich interessiert, was du darauf wohl antworten wirst.“
Jolson zog sich in dem langen, breiten Badezimmer aus und legte den Hausmantel an, den er an einen Wandhaken gehängt hatte. Er stellte sich an die Tür und horchte. Er hörte leises Gesprächsmurmeln. Das
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