Das Chamäleon-Korps
bleiben will, dann muß man auch die dunkleren Seiten sehen können.“ Er nestelte wieder an seinem Hut und am Kinn herum. „Über das Gehalt haben wir noch gar nicht geredet.“
„Was halten Sie von tausend Dollar im Monat?“
„Machen Sie daraus tausendfünfhundert“, sagte Jolson. „Ein Monat im voraus, und zwar sofort.“
Der Bürgermeister blickte wieder den Sheriff an. „Na gut, Will. Sie haben ausgezeichnete Referenzen. Abgemacht.“
Sie schlugen ein. „Sie haben einen neuen Collegepräsidenten, Mr. Bürgermeister.“
„Sie sind wirklich clever!“ lachte Breezy. „Vorauszahlung! Dann können Sie wenigstens ein bißchen von dem Bargeld verjubeln, bevor man Sie da wegjagt.“
Jolson leerte sein Bier und lehnte ein zweites ab. „Dieser Tim Hootman, den ihr da erwähnt habt, scheint ja ein Typ zu sein, den ich mir sofort anschauen muß. Um zu wissen, was die Opposition denkt. Werde ich ihn draußen auf dem Campus finden?“ Tim Hootman war der Mann, den 26X erwähnt hatte.
„Das weiß nur der Herr im Himmel“, meinte der Bürgermeister.
Breezy lachte. „Tim Hootman ist seit Tagen nicht mehr gesehen worden. Wenn er nicht bald auftaucht, werde ich ein Suchkommando zusammenstellen. Möglicherweise hat er sich selbst ausgetrickst.“
„Der auch?“ fragte Jolson.
6
Der Bürgermeister straffte die Zügel seines Pferds und drehte sich im Sattel um. Er spuckte einen Packen Kautabak aus und zeigte auf das unter ihnen liegende Tal. Er wollte ansetzen, etwas zu sagen, doch statt dessen mußte er husten und würgen. Er lehnte sich weit nach links, und sein grauer Filzhut fiel auf den sandigen Boden.
Jolson frage: „Kleiner Anfall, Bürgermeister?“
Der große, glattrasierte Bürgermeister von Stonyville richtete sich wieder auf. „Nope“, erwiderte er, „ist nur dieser Scheißtabak. Zu echt für mich. Normalerweise kaue ich Soja, aber im General Store hatten sie nichts anderes. Also habe ich mir das echte Zeug andrehen lassen.“
Jolson und der Bürgermeister waren eine halbe Stunde lang aus der Stadt hinausgeritten und befanden sich nun auf einer Hügelspitze, von der aus sie den Campus des Estruma College überblicken konnten. „Das ist es also, was?“ fragte Jolson.
„Sieht nicht nach viel aus, Will. Wir mußten unser Bauprogramm verschieben, als die Dinge zu wild wurden.“ Er zeigte wieder hinab. „In der Mitte, zwischen den ganzen aufgemotzten Gebäuden mit den falschen Fassaden, liegt der Collegehof. Wir haben da eine wirklich schöne Statue von einem sterbenden Indianer. Sie sind ja viel rumgekommen, da werden Sie wohl wissen, was ein Indianer ist.“
„Yep.“
„Dieser da ist aus Gußeisen und fällt gerade vom Pferd. Wenn man sentimental veranlagt ist, treibt es einem die Tränen in die Augen, aber ich schätze, das sind Sie wohl nicht.“
Jolson bejahte. „Und wo finde ich mein Büro und meine Pritsche?“
„Sehen Sie dort drüben das zweistöckige Gebäude, das aussieht wie ein Wildwesthotel? Na ja, das ist der Fakultätsklub. Dort werden Sie untergebracht, bis wir dazu kommen, das Büro des Collegepräsidenten wieder aufzubauen. Ihr vorläufiges Büro ist dieser kleine Schuppen mit der Wagenradverzierung dort vorn am Chisholm Trail.“
„Dann bin ich ja voll im Freien wie ’ne Schießscheibe.“
„Na ja, kann ich nicht bestreiten“, gab der Bürgermeister zu. „Wir hoffen, Sie recht bald in etwas mit richtig dicken Adobeziegeln unterbringen zu können.“
„Was ist das dort für ein freier Platz hinter dem Hof?“
„Da gibt’s immer Ärger.“
Der Platz, auf den sich Jolsons Frage bezog, war von einem groben dreifachen Holzpfahlzaun umgeben. „Was für’n Ärger genau?“
„Da wurden früher Rodeos
Weitere Kostenlose Bücher